Im Foyer des Marie-Juchacz-Hauses herrschte reges Treiben: Das Eröffnungsfest des neuen Seniorenheims wollten sich viele nicht entgehen lassen; nach ein paar Minuten waren bereits alle Sitzplätze vergeben. Wer nicht schnell genug war, musste sich die feierlichen Reden im Stehen anhören. Doch zunächst begrüßten die Kinder des Kinderhauses Kleiner Globus die Besucher fröhlich mit Gesang und Tanz und wünschten allen einen guten Tag.
Aber wieso eigentlich ein Eröffnungsfest - das Marie-Juchacz-Haus gibt es doch seit über 30 Jahren in Würzburg? Die Erklärung ist einfach: Vor etwa drei Jahren wurde das alte Gebäude abgerissen, es entsprach nicht mehr den heutigen Standards, ein Neubau musste her. Laut Martin Ulses, Bezirksgeschäftsführer der AWO Unterfranken, ein "Leuchtturmprojekt". Das Haus sei so konzipiert, dass "es individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner eingeht". Somit zähle es zu den modernsten Einrichtungen in ganz Bayern. Von dem einzigartigen Konzept und der modernen Architektur zeigte sich auch Bürgermeister Adolf Bauer beeindruckt: "Hier in der Zellerau ist ein prachtvolles neues Traumschiff erstellt worden." Es sei etwas Besonderes, in diesem Haus mit seinem Konzept zu leben.

Große Fenster und helle Farben für ein gutes Lebensgefühl
Hinter dem Konzept stecken Wohngemeinschaften: In kleinen Gruppen wohnen bis zu zwölf Senioren in einem eigenen Bereich zusammen. Gemeinsames Kochen, Spielen oder Fernsehschauen steht hier auf der Tagesordnung – ganz so, wie es zuhause einmal war. Nur vielleicht nicht ganz genauso, denn "keiner muss", scherzte Ulses. Hauswirtschafter und Pflegekräfte bilden feste Bezugspersonen, die den Bewohnern bei Bedarf unter die Arme greifen. Der Bezirksgeschäftsführer hofft, "mit dem Konzept ein gutes Lebensgefühl zu ermöglichen". Große Fenster, die viel Tageslicht hereinlassen, ein abgestimmtes Lichtkonzept und helle Farben sollen zum Wohlfühlen beitragen.
Neben dem "Leben in Gemeinschaft" sind laut Raimund Binder, der das Marie-Juchacz-Haus leitet, aber auch "private Rückzugsorte" wichtig. Briefkästen und Klingeln an den Türen signalisierten sowohl den Mitarbeitern als auch den anderen Bewohnern Privatheit. "Hier hat niemand das Recht, einfach so hereinzukommen", betonte Binder. Als dritten wichtigen Aspekt nannte er das "Leben in der Öffentlichkeit". Im Haus selbst zählt hierzu das Café Marie, das nicht nur für die Bewohner und Mitarbeiter, sondern für jeden offen ist – einen "Treffpunkt für alle" möchte Ulses hier schaffen. Und laut Binder gibt es sogar schon die ersten Stammgäste aus der Nachbarschaft.
Selbst gedichtetes Lied über die Bauarbeiten
Das neue Marie-Juchacz-Haus bietet in acht Wohngemeinschaften, die alle auf Würzburg bezogene Namen wie "Käppele", "Talavera" oder "Falkenhaus" haben, Platz für insgesamt 103 Pflegebewohner. Aktuell leben 62 Senioren hier – die alle innerhalb von zwei Tagen aufgenommen wurden. "Das erfordert viel Kraft und Engagement aller Beteiligten", so Leiter Binder. Und auch, wenn von den Bewohnern selbst bei der Feier nicht viel zu sehen war, waren sie trotzdem anwesend: Über eine an der Decke hängende Kamera wurden die Reden direkt auf die Fernseher in den Wohngemeinschaften übertragen.
Bevor Binder die Eröffnungszeremonie mit einem selbst gedichteten Lied über die Bauarbeiten gemeinsam mit den Besuchern abschloss, segneten die beiden Pfarrer Werner Vollmuth und Gerhard Zellfelder die Einrichtung. Mit einem Mittagessen und Führungen durch das Gebäude ging das Eröffnungsfest anschließend bei bestem Wetter in die zweite Runde.
