Oldies von der Band "Longhard & Friends" aus Waldbrunn, viele freundliche Worte über Parteigrenzen hinweg von Moderator MdL Felix von Zobel, eine fast familiäre Stimmung und das Frankenlied statt der Hymne - dass sich die Freien Wähler (FW) am 23. Februar erstmals einer Bundestagswahl stellen, war dem Neujahrsempfang der Freien Wählern aus dem Landkreis Würzburg in Zell kaum anzumerken.

Die Harmonie wollte selbst der Landtagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Thomas Zöller aus Mönchberg am Untermain nicht stören, der mit einem sehr ernsten Anliegen in die Maintalhalle gekommen war. In der Gesundheits- und Seniorenpolitik fordert der Pflege- und Patientenbeauftragte der Staatsregierung einen Kurswechsel und die Rückbesinnung auf vergessene Tugenden.
Rückbesinnung auf alte Hausmittel und ein Revival der Gemeindeschwester
Prävention und eine gesteigerte Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger stehen dabei für Zöller im Vordergrund. Die Rückbesinnung auf erprobte Hausmittel könne manchen Arztbesuch ersparen, und auch die Gemeindeschwester, die es früher in vielen Dörfern gab, sollte in veränderter Form ein Revival erleben. Unter dem Stichwort Quartiersmanagement könnte so Nachbarschaftshilfe besser organisiert werden, die beispielsweise Rentnern einen Zuverdienst im Minijob ermöglicht.
Zur bevorstehenden Krankenhausreform fordert Thomas Zöller, die Versorgungsstrukturen genau unter die Lupe zu nehmen und auch vor dem Abbau überschüssiger Kapazitäten nicht zurückzuschrecken. Politisch sei dies schwierig, denn - "wer schließt schon gerne Krankenhäuser?" Eindringlich warnte Zöller vor einem Rechtsruck bei den kommenden Wahlen, der abschreckend auf Fachkräfte aus dem Ausland wirken würde. "2023 hatten wir 5000 syrische Ärztinnen und Ärzte im System und 7500 Pflegerinnen und Pfleger", so Zöller, "ohne die hätten wir ein Problem."
Die Gelegenheit zur Vorstellung nutzte der Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis Würzburg, Duncan Seitz aus Kirchheim. Wie wichtig das Erlernen der Sprache für eine gelungene Integration ist, machte Seitz an seinem eigenen Beispiel deutlich. In Spanien aufgewachsen, besuchte er dort eine englischsprachige Schule. Dass es ihm später gelungen ist, vom Hauptschulabgänger bis zum Master aufzusteigen, mache ihm deutlich, welche Chancen unser Bildungssystem bietet, "wir müssen nur wieder anfangen, uns diese Chancen zu erarbeiten."
Nachdenkliche Worte schließlich schlug der Vorsitzende der FW-Kreistagsfraktion Hans Fiederling an. "Das Jahr 2024 hat mir im Kreistag teilweise keinen Spaß gemacht", meinte Fiederling und sprach damit vor allem die Querelen um das Kommunalunternehmen an. Er hoffe, dass das Jahr 2025 wieder in ruhigeren Bahnen verläuft.