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VEITSHÖCHHEIM.: Nicht nur sauber, auch sicher

VEITSHÖCHHEIM.

Nicht nur sauber, auch sicher

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    Im Einsatz für saubere Zimmer: Ursula Zübert sorgt dafür, dass sich die Teilnehmer des BFW Würzburg auf ihre Umschulung konzentrieren können. Der angehende Fachinformatiker Benjamin Godzi weiß die Unterstützung zu schätzen.
    Im Einsatz für saubere Zimmer: Ursula Zübert sorgt dafür, dass sich die Teilnehmer des BFW Würzburg auf ihre Umschulung konzentrieren können. Der angehende Fachinformatiker Benjamin Godzi weiß die Unterstützung zu schätzen. Foto: Foto: Marcus Meier

    Wenn Ursula Zübert frühmorgens ihre Arbeit im Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg antritt, ist das kein alltäglicher Job. Die gelernte Bauzeichnerin sorgt in dem überregionalen Bildungszentrum für saubere Zimmer. Das Besondere dabei: Fast alle ihre Kunden, die unter der Woche im BFW in Veitshöchheim lernen und wohnen, sind stark sehbehindert oder blind. Wie ist das, wenn man für Menschen arbeitet, die wenig oder nichts von ihrer Umwelt sehen?

    Benjamin Godzi ist einer der BFW-Teilnehmer, dessen Zimmer Ursula Zübert auf Vordermann bringt. Er weiß die tägliche Unterstützung zu schätzen. Der 48-Jährige aus Offenbach schult im BFW zurzeit zum Fachinformatiker um.

    „Alle Gegenstände müssen auf ihren angestammten Platz zurück.“

    Ursula Zübert Reinigungskraft

    Trotz des schlechten Sehens ist Benjamin Godzi alles andere als unzufrieden: Seine deutschen Sprachkenntnisse sind beeindruckend, seine beruflichen Ziele klar abgesteckt: „Mein Wunsch ist es, die BFW-Ausbildung zum Fachinformatiker bald abzuschließen, damit ich wieder beruflich durchstarten kann“, betont der ehemalige Lehrer, der in seinem Heimatland Simbabwe lange als Streetworker arbeitete. Vor fünf Jahren ließ sein Sehvermögen stark nach. Im Berufsförderungswerk in Veitshöchheim erarbeitet sich der Familienvater neue berufliche Perspektiven.

    Überhaupt hat der nahezu blinde Mann inzwischen mehr deutsche Eigenschaften angenommen, als man glauben könnte. „Pünktlich, ordnungsliebend und sehr auf seine Selbstständigkeit bedacht“, so beschreibt Ursula Zübert den Mann. Die Beiden treffen ab und an um die Mittagszeit aufeinander, wenn die Zimmer der Teilnehmer gereinigt werden. „Am Anfang habe ich gar nicht gemerkt, dass Ursula hier war“, erzählt Godzi. „Komischerweise war nur immer alles so sauber.“

    Das Kompliment nimmt die BFW-Mitarbeiterin unter leichtem Protest an. „Nach acht Jahren im BFW weiß ich natürlich, dass man in den Zimmern der blinden Teilnehmer alle Gegenstände wieder auf ihren angestammten Platz zurückstellt“, erläutert die Karlstadterin, die mit sieben Kolleginnen für die Sauberkeit der über 200 Räume im BFW zuständig ist. Eine weitere wichtige Faustregel beim Reinigen: Alle Türen im Teilnehmerzimmer ganz auf oder ganz zu machen, um blaue Flecken durch halb geöffnete Türen zu vermeiden. Und alle Stühle so stellen, dass sie nicht zur Stolperfalle werden.

    „Der Unterrichtsalltag im BFW ist, gerade für mich als Fremdsprachler, ziemlich anstrengend“, sagt Godzi. „Da ist es schön, wenn man nach Kursende auch mal kurz entspannen kann, statt aufzuräumen.“

    Auch Ursula Zübert weiß ihre Arbeit für Menschen mit Seheinschränkung zu schätzen. „Viele der fast 200 Teilnehmer sind für unsere Unterstützung sehr dankbar und sagen das auch“, erzählt sie. Und noch etwas ist ihr wichtig: „Blinde Menschen und deren Selbstständigkeit werden immer wieder unterschätzt, gerade in beruflicher Hinsicht.“

    Geht es nach Benjamin Godzi, arbeitet er nach seiner BFW-Zeit wieder mit Menschen und gibt ihnen sein erlerntes Wissen weiter: „Wenn ich als IT-Ausbilder mit Sehbehinderten arbeiten könnte, wäre das traumhaft.“ Dann sei das Handicap, wenig zu sehen, plötzlich ein Vorteil. „Du weißt genau, welche Lernanforderungen Menschen mit Seheinschränkungen haben“, ist sich Ursula Zübert sicher.

    Mit einem Schmunzeln erzählt Godzi: „Meine Frau sagt: Du bekommst im BFW dreimal am Tag das Essen serviert und von Frau Zübert regelmäßig Dein Zimmer gereinigt. Du lebst dort wie ein König.“ Ganz so ist es freilich nicht: Ende September stehen Zwischenprüfungen an.

    Das BFW Würzburg unterstützt Ratsuchende rund ums bessere Sehen im Beruf: Infos bei Susanne Patze unter Tel. (09 31) 90 01-140 oder E-Mail: susanne.patze@bfw-wuerzburg.de

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