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Würzburg: Niedrige Wasserstände: Trocknet Unterfranken aus?

Würzburg

Niedrige Wasserstände: Trocknet Unterfranken aus?

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    Dürre und Trockenheit in Würzburg im August 2020: Blick auf die aufgeplatzte  Erde auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände am Hubland.
    Dürre und Trockenheit in Würzburg im August 2020: Blick auf die aufgeplatzte Erde auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände am Hubland. Foto: Silvia Gralla

    Das Wasser wird weniger, die Grundwasserstände sinken. In Unterfranken weisen derzeit 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige bis sehr niedrige Wasserstände auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sogar 80 Prozent der Messstellen Niedrigwasser, sagt Christian Guschker, Leiter der Aktion Grundwasserschutz bei der Regierung von Unterfranken.

    Auch die Bäche und Flüsse in der Region leiden unter der Hitze und Trockenheit. Selbst größere Gewässer haben aktuell niedrige bis sehr niedrige Abflüsse. Die Oberläufe kleinerer Bäche beginnen bereits auszutrocknen. Die Situation könnte sich mit anhaltender Hitze weiter verschärfen. Die Regierung von Unterfranken bittet die Bevölkerung deshalb darum, möglichst kein Wasser - und sei es auch in noch so geringer Menge - aus Gewässern zu entnehmen.

    Bereits kleine Mengen könnten schädliche Folgen für die Gewässerökologie und die Tier- und Pflanzenwelt am Ufer haben. Wenn die Gewässer nicht ausreichend Wasser führen, sind auch Wasserentnahmen zum Tränken von Vieh oder für den sonstigen Bedarf in der Landwirtschaft nicht erlaubt. Außerdem ungenehmigte Pumpen oder das Aufstauen des Wassers. Die Behörden werden in den kommenden Wochen in der Region verstärkt Kontrollen durchführen, kündigt die Regierung an.

    In ganz Bayern wird das Grundwasser weniger

    Beunruhigend ist, dass die Grundwasservorkommen aktuell in ganz Bayern zurückgehen. An vielen Messstellen, die abseits von Flüssen und Bächen liegen, würden sehr niedrige, vereinzelt auch "neue Niedrigstwerte" registriert, so Guschker. So wurden am 31. Juli an 54 Prozent aller bayerischen Grundwassermessstellen niedrige Wasserstände gemessen. 

    Alles trocken am Fluss! Blick auf die Würzburger Mainwiesen, gegenüber von Kulturspeicher und Heizkraftwerk.
    Alles trocken am Fluss! Blick auf die Würzburger Mainwiesen, gegenüber von Kulturspeicher und Heizkraftwerk. Foto: Silvia Gralla

    Auch die ergiebigen Regenfälle im Februar und Mitte Juni hätten die Grundwasservorkommen nicht auffüllen können, sagt der Experte vom Sachgebiet Wasserwirtschaft. Kurzfristig erholt hätten sich vor allem schnell regenerierende Grundwasservorkommen entlang der Bäche und Flüsse. Dies sei aber "nicht nachhaltig" gewesen. Dazu komme: Regnet es im Juni, also im Sommerhalbjahr, wird ein Großteil des Niederschlags von der Vegetation aufgenommen oder verdunstet gleich. Um die Grundwasservorräte wieder aufzufüllen seien vor allem die Niederschläge von November bis März wichtig, sagt Guschker. Und die werden kontinuierlich weniger.

    Das Winterhalbjahr 2019/2020 war erneut extrem trocken: In Nordbayern regnete es zwischen 1. November und 31. April gerade einmal 334 Millimeter, das sind 86 Prozent des langjährigen Mittelwerts. Nur der Februar war richtig nass. So fiel in Würzburg mit 107 Millimeter fast drei mal so viel Regen als normal. Im Januar dagegen waren es nur 23 Millimeter, im März 27 Millimeter. Damit kam gerade einmal etwas mehr als die Hälfte des langjährigen Mittelwerts zusammen. Bayernweit ist die Summe der Niederschläge in diesem Winterhalbjahr sogar geringer als 2018 und 2019.

    Einzelne regenreiche Wochen reichen nicht mehr

    Seit 2003 bildet sich in ganz Bayern zu wenig neues Grundwasser. Besonders die Messstellen, die tiefer in der Erde liegen, zeigen seit 2015 mehrheitlich niedrige Wasserstände. Durch die zuletzt so häufig aufeinander folgenden Trockenjahre  - vor allem 2015, 2018 und 2019 - könnten einzelne regenreiche Wochen dieses Defizit nicht mehr ausgleichen, sagt Christian Guschker. Erst wenn es über einen viel längeren Zeitraum regnet, würden sich auch Grundwasservorkommen wieder erholen, die fernab von Bächen und Flüssen liegen. 

    Laut Bayerischer Verfassung sind die Gemeinden dafür verantwortlich, die Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Viele Wasserversorger investieren deshalb mit Blick auf den Klimawandel viel Geld in ihre Wasserversorgung, so Guschker. Neue Wasservorkommen werden erschlossen, marode Netze saniert. Nachbargemeinden schließen sich zu Verbünden zusammen und die Bevölkerung werde immer häufiger dazu aufgerufen, sparsam mit Trinkwasser umzugehen.

    Wasser aus Kläranlagen zur Bewässerung?

    Die öffentliche Trinkwasserversorgung hat laut Regierung von Unterfranken Vorrang vor der landwirtschaftlichen Bewässerung, aber auch vor Wasserentnahmen für Kühlwasser in der Industrie. Die Wasserwirtschaftsämter würden diese nur zeitlich befristet genehmigen, wenn dadurch  Grundwasservorkommen nicht überlastet werden. In einem Forschungsprojekt untersuchen Experten der TU München derzeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, ob man künftig sogar, ähnlich wie in Israel, gereinigtes Abwasser aus Kläranlagen so aufbereiten kann, dass es zur Bewässerung taugt.

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