Das Ziel, das sich Robert Popp 2023 gesteckt hat, hat er erreicht: 2024 wollte der Hobby-Archivar gleich zwei neue Bände seiner Buchreihe über den Flugplatz Giebelstadt herausbringen – um trotz gestiegener Druckkosten den Preis für die Bücher halten zu können. Nun liegen Band fünf und sechs vor Popp, der sich mit seinen Werken mittlerweile eine kleine Fangemeinde erschrieben hat.
Der erste Band der Flugplatz-Reihe, die der 76-Jährige in Eigenregie veröffentlicht, gilt als ausverkauft; auch die Folgebände haben sich gut verkauft. Seine Leserschaft informiert der Giebelstädter per E-Mail über Neuerscheinungen – oder mit einem Brief, den er bei den Leuten vor Ort persönlich in den Briefkasten wirft.
Viele Soldaten und Hubschrauberverbände wurden stationiert
Was das Schreiben seiner Bücher angeht, ist Robert Popp inzwischen routiniert. Wie die bisherigen vier Bände beschreiben die zwei aktuellen Werke in chronologischer Reihenfolge die militärischen und nicht militärischen Ereignisse in Giebelstadt rund um den Flugplatz. "Giebelstadt und sein Flugplatz. 1976 – 1985" und "Giebelstadt und sein Flugplatz. 1986 – 1995" heißen die jeweils 303 -seitigen Werke.
Die Bücher handeln unter anderem vom Ausbau des Flugplatzes, auf dem 1977 erstmals in größerem Stil Hubschrauberverbände stationiert wurden. Der Flugplatz Giebelstadt wurde zum NATO-Flugplatz – mit der Besonderheit, dass er von der US-Armee betrieben, gleichzeitig aber von der deutschen Bundeswehr verwaltet wurde. Die Bedeutung des Flugplatzes zeigte sich auch in der Zahl der dort stationierten Soldaten: Zu den bisher 1500 kamen noch 800 hinzu. "Die NATO-Air-Basis Giebelstadt wird ab Anfang 1978 mit einer großen US-Hubschraubereinheit belegt", heißt es in einem damaligen Bericht der Main-Post. "Sie wird insgesamt über 150 Kampfhubschrauber verfügen."

90 Millionen DM wurden bis 1987 in den Flugplatz Giebelstadt investiert. Nicht immer erwiesen sich die geplanten Bauvorhaben für die Bewohner des Ortes als vorteilhaft: Im Sulzdorfer Wald "Breitloh" sollte Ende der 1970er Jahre ein US-Munitions-Depot errichtet werden – damit wäre der Wald für die Giebelstädter nicht mehr zugänglich gewesen. "Dieser Walddistrikt gehört zum Ochsenfurter Gau, einem der waldärmsten Gebiete Süddeutschlands", erhob die Oberforstdirektion Würzburg Bedenken; "das für die Anlage beanspruchte Waldstück ist als Erholungsgebiet vorgesehen", wehrte sich der Markt Giebelstadt.
Popps Bücher leben auch von den historischen Bildern. 800 bis 900 Bilder habe er seit 2023 von Leuten aus seinem Umfeld bekommen; von der Standortverwaltung Würzburg der Bundeswehr rund 500, erzählt Popp. Er schätzt den persönlichen Austausch, der sich durch seine Bücher ergibt: Ein Berliner, der in Giebelstadt aufgewachsen ist, bekommt bei seinem Besuch in der alten Heimat von ihm eine Führung durch den Ort. Karlsruher, die im Gasthaus die Bücher von Popp entdeckt und bei ihm gekauft haben, werden zum Plaudern über vergangene Zeiten eingeladen.

Bruchlandung von riesigem Militärflugzeug an der B19
Zu erzählen gibt es vieles: So ereigneten sich rund um den Flugplatz zum Beispiel immer wieder aufsehenerregende Unfälle. Bei der Bruchlandung einer Herkules C 130 1984 brach ein Rad ab, das Flugzeug schlitterte auf dem Rumpf weiter – und kam 200 Meter vor der B19 zum Stehen. "Nach zirka zwei Wochen kam eine Mannschaft und richtete in wochenlanger Arbeit die Herkules wieder auf", erinnert sich Popp, "ich habe jeden Abend geschaut, was daran gemacht wurde". Schließlich sei das Militärflugzeug auf einem Flugzeugabstellplatz abgestellt und dort zerlegt worden.

Zurück blieb der Rumpf der C-130, der bei einem orkanartigen Sturm 1986 für neues Unheil sorgte. Eine Böe erfasste den Rumpf und wirbelte ihn bis vor die Hangars, wo er acht Helikopter, einen Cobra-Kampfhubschrauber und einen Lastenhubschrauber beschädigte. "Die US-Soldaten haben mit ihren schweren Lkws eine Wagenburg errichtet und sind auf die Flugzeugteile gefahren, um ein weiteres Herumfliegen dieser Teile zu verhindern", heißt es im Buch. Der Schaden soll bei über 15 Millionen DM gelegen haben.
"Vielleicht erscheint auch noch Band zehn – der würde dann vom heutigen Verkehrslandeplatz handeln."
Robert Popp über mögliche Folgebände seiner Flugplatz-Reihe
Auch in Band sechs der Flugplatz-Reihe lassen Flugzeug-Unfälle beim Lesen den Atem stocken: 1987 stürzte im Schneegestöber und bei plötzlich einsetzendem Nebel ein Blackhawk-Hubschrauber in einen Acker unweit des Flugplatzes. Die Bilanz: drei schwerverletzte US-Soldaten und 7,5 Millionen DM Schaden. Ein Jahr später meldete eine A-10-Panzerjägermaschine eine Notlandung an, raste über die Rollbahn hinaus, überquerte die im Feierabendverkehr vielbefahrene B19 und kam schließlich in einem Rübenacker zum Stehen.

Neben der Frage, wie sicher die Menschen in der Nähe des NATO-Militärflugplatzes lebten, wurde auch der Lärm, der vom Flugplatz ausging, immer mehr Thema in der Bevölkerung. Bis zwei Uhr nachts seien Hubschrauber geflogen, erinnert sich Popp – mitbekommen hätten die Anwohner dies unter anderem dadurch, dass "die Türen im Haus geklappert haben".

Nachdem die Truppen in Giebelstadt in den 90er Jahren nach und nach reduziert wurden, kam die Forderung auf, dass der Flugplatz zivil genutzt werde, zum Beispiel als Verkehrslandeplatz. Während Wirtschaftsvertreter in der Region derartige Pläne unterstützten, lehnten die Anwohner, die dadurch weitere Lärmbelästigungen befürchteten, sie strikt ab.
Am Tisch seines Wintergartens, von dem aus Robert Popp einen unverstellten Blick auf die Flieger hat, die vom Flugplatz Giebelstadt starten, wirft der 76-Jährige einen zufriedenen Blick auf seine sechs Bücher. Fertig mit dem Erzählen ist er noch lange nicht: "Vielleicht erscheint auch noch Band zehn", sagt er und lacht. "Der würde dann vom heutigen Verkehrslandeplatz handeln."
Band 5 und 6 von "Giebelstadt und sein Flugplatz" sind über Robert Popp erhältlich: Tel.: (09334) 8127
Flugplatz Giebelstadt2016 feierte der Flugplatz Giebelstadt sein 80-jähriges Bestehen. Das 265 Hektar große Gelände wurde bereits auf verschiedenste Art genutzt. Im südlichen Teil nimmt der Verkehrslandeplatz etwa die Hälfte der Fläche ein; der nördliche Teil ist als Gewerbegebiet "Airpark" ausgewiesen. Dazwischen befindet sich auf 40 Hektar eine Photovoltaikanlage. Der Flugplatz hat die Struktur Giebelstadts stark geprägt. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte Ende 2006, die Giebelstadt als Militärflugplatz betrieben hatten, fand eine Umwandlung zum Business-Airport statt. Heute hat der Flugplatz eine große wirtschaftliche Bedeutung für ganz Mainfranken. Neben Geschäftsreiseflügen und Sportflügen gehören Ambulanzflüge zu den drei Hauptgeschäftsfeldern des Flugplatzes. Die Firma Knauf aus Iphofen ist zusammen mit der Gemeinde Giebelstadt Eigentümer des Flugplatzes.Quelle: cat