Überdurchschnittlich üppig wird die Ernte in diesem Jahr im Landkreis Würzburg bei keiner Saat ausfallen. Das zeigt eine Auflistung von Herbert Siedler, Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF), die er kürzlich in Kürnach präsentierte.
Nur die Wintergerste kommt gut weg
In der Getreidehalle der Landwirte Alfons Konrad und Sohn Martin Konrad in Kürnach liegen zu diesem Zeitpunkt mehrere große Haufen Wintergerste, für die im Schnitt ein nur leicht unterdurchschnittlicher Ertrag von 62 statt 65 Dezitonnen pro Hektar Fläche erwartet wird – allerdings mit starken Schwankungen je nach Bodengüte, wie Siedler sagt.

Die Wintergerste ist durch die frühere Aussaat noch gut weggekommen, war mit der Ertragsbildung fertig, als der Regen ausblieb, und wird gerade gedroschen. Auch der Winterraps könnte gut wegkommen. "Alle anderen Kulturen leiden massiv unter der Trockenheit", sagt Wilfried Distler, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Würzburg, beim Vororttermin.

Dabei sah es im Herbst und Winter noch gut aus: Die Niederschläge kamen günstig, der Winter war mild. Der März war dann wieder trocken, was der Aussaat gut tat, wie Siedler sagt. Der April nach anfänglichen Wetterkapriolen ebenso. Den langjährigen Schnitt von etwa 50 Milliliter Regen pro Monat, wie ihn der Deutsche Wetterdienst für die Jahre 1981-2020 für Würzburg angibt, erreichten bis dahin die meisten Monate.

"Bis dahin war die Welt in Ordnung", so Siedler, "dann ging es los." Im Mai regnete es nur 25 Millimeter, im Juni mit sieben bis 30 Millimeter fiel viel zu wenig Regen. Der wenige Regen, der kam, fiel nur in manchen Orten, oder so stark, dass der Boden ihn nicht gut aufnehmen konnte. Das schildern die Konrads. Zugleich war es im Mai und Juni 2,7 Grad wärmer als im langjährigen Mittel – besonders mit den Hitzetagen am 18. und 19. Juni mit über 36 Grad.

"Das ist ungewöhnlich früh, die erwarten wir eigentlich im Juli", sagt Siedler. "Da hat man stündlich zuschauen können, wie die Bestände weißer geworden sind." Denn eigentlich sollten in den Weizenfeldern noch die grünen Halme und Ähren schimmern. Aber die Trockenheit und Hitze der vergangenen Wochen sorgt für eine Notreife.
Wenig Hoffnung für die Maisernte
Das heißt: Die Erntemengen bei den späteren Getreidearten wie Winterweizen, Sommergerste, Triticale, Roggen und Hafer "werden wahrscheinlich 20 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt sein", so Siedler. "Die Trockenheit hat uns wahrscheinlich 200.000 Tonnen in Unterfranken weggebrannt." Auch im Mais- und Sojaanbau sind deutliche Trockenschäden zu erwarten. Wenn die für kommende Woche angekündigten 40 Grad kommen, "dann ist es eigentlich um den Mais geschehen", so Siedler.

Und auch, wenn die Hitze andere Regionen in Deutschland laut Siedler schlimmer trifft: Die Auswirkungen des heißen, trockenen Wetters sind sichtbar. Auf dem Maisfeld rollen sich die Blätter ein. Die Zuckerrüben sollten mit ihrer Blattmasse eigentlich das ganze Feld bedecken, doch zwischen den Früchten klaffen große Lücken. Und die Weizenkörner können nicht alle mithalten: Etwa ein Drittel der Körner, so schätzt es Martin Konrad, sind als sogenannte "Schmachtkörner" einzuschätzen. Durch die Notreife erhärten die Körner vorzeitig und schrumpfen dadurch zum Teil deutlich.

Hinzu kommt: "Dadurch, dass die Börsen so extrem empfindlich sind und verrückt spielen, haben die Erzeugerpreise wahnsinnige Schwankungen", sagt Michael Stolzenberger, Kreisobmann beim BBV. "Das ist für die Landwirte ein großes Risiko. Durch die gestiegenen Düngerpreise sind die Landwirte in viel höhere Vorleistungen gegangen, als in den vergangenen Jahren. Kombiniert mit den politisch schwierigen Voraussetzungen. Es sind noch so viele Fragen offen bei der neuen gemeinsamen Agrarpolitik." Die Planung der nächsten Ernte erschwere das massiv.

Die Preisschwankungen sieht auch Distler vom BBV: "Dieser Preisrückgang, den wir grad vergangene Woche verzeichnen, der ist schon massiv. Und der war so nicht vorhersehbar. Man kann denen, die freie Ware haben, nur raten, einzulagern."

Die Ernte dieses Jahres wird den Landwirten nicht das Genick brechen. "Es werden jetzt nicht reihenweise die Höfe umfallen, nur, weil wir mal ein Trockenjahr haben", so Distler. Mit dem zügig voranschreitenden Klimawandel werden sich die Wetterextreme allerdings nicht verringern. Also hofft man: auf früher reifende Sorten, auf Sorten, die der Trockenheit gegenüber toleranter sind. "Sonst haben wir in 20 Jahren verloren", sagt Landwirt Alfons Konrad.
