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WÜRZBURG: OB entmachtet Kulturreferenten

WÜRZBURG

OB entmachtet Kulturreferenten

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    Würzburg, Hofbräukeller, OB Stichwahlforum mit Muchtar al Ghusain und Christian Schuchart
    Würzburg, Hofbräukeller, OB Stichwahlforum mit Muchtar al Ghusain und Christian Schuchart Foto: Thomas Obermeier

    An einen solchen Paukenschlag im Stadtrat können sich selbst langjährige Beobachter der Würzburger Lokalpolitik nicht erinnern. Völlig überraschend für die Stadtratsmitglieder gab Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Donnerstag Nachmittag bekannt, dass er mit sofortiger Wirkung Kulturreferent Muchtar Al Ghusain als seinen Stellvertreter in der Werkleitung des Mainfranken Theaters abgezogen hat und die Aufgabe als Vorgesetzter der Theaterleitung selbst übernehmen wird. Der OB begründete seinen Entschluss damit, dass „verschiedentliche Einlassungen“ Al Ghusains in jüngster Zeit zu den anstehenden Sanierungs- und Erweiterungsplänen am Mainfranken Theater  zu einer Verunsicherung sowohl bei der Theaterbelegschaft als auch beim Freundeskreis des Mainfranken Theaters, der das Haus jährlich mit hohen Geldbeträgen unterstützt, geführt hätten. Kulturreferent Al Ghusain hatte in seiner Eigenschaft als Würzburger SPD-Vorsitzender im April eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der er den vorgesehenen Anbau am Mainfranken Theater in Frage stellte. Dort soll während der geplanten Sanierung eine Übergangs- und spätere dauerhafte Spielstätte entstehen. Vor wenigen Tagen plädierte der SPD–Vorsitzende im Vorfeld des Bürgerentscheids am 5. Juli dafür, eine zweite Theater-Spielstätte und andere Theaternutzungen in eine sanierte Mozartschule zu verlagern. Pikant daran: Als Kulturreferent hat er eine Machbarkeitsstudie für die Theatersanierung mit einem Anbau mitgetragen. Während der Stadtrat von Schuchardts Vorstoß völlig überrumpelt schien, hatte Al Ghusain offenbar von der Entscheidung des OB Kenntnis. Er reagierte nämlich mit einer abgefassten „persönlichen Erklärung“ vor dem Plenum. Sein Verhalten sei von vielen „als illoyal und als Affront gegen OB und Stadtrat“ empfunden, sagte er. In der Phase der Meinungsbildung vor dem Bürgerentscheid habe er es als seine Aufgabe angesehen, mit Argumenten die jeweiligen Positionen zu prüfen und damit zu einer Entscheidungsfindung beizutragen. Er habe aber auch in den beiden letzten Stadtratssitzungen keinen Hehl aus seiner Skepsis gegenüber dem Ratsbegehren gemacht. „Ohne jeden Zweifel“ sei aber für ihn als Referent das Ergebnis des Entscheids am 5. Juli bindend, so Al Ghusain. Er werde dieses „akzeptieren und an seiner Umsetzung mitwirken“. Im Frühjahr 2014 hatten sich Al Ghusain und Schuchardt in der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt direkt gegenüber gestanden. Schuchardt, Kandidat der bürgerlichen Mitte, gewann. Er bedauere, dass der Oberbürgermeister sein bisheriges Vorgehen als einen persönlichen Affront ansehe, sagte Al Ghusain weiter. Das sei nicht seine Absicht gewesen, „denn ich möchte auch in Zukunft gerne und in kollegialer Weise mit ihm, den Referenten wie auch dem gesamten Stadtrat zusammenarbeiten.“ Die Reaktionen, die er jetzt gerade erfahre, machten ihn betroffen, gestand er ein. Seine Erklärung schloss er dann an den Stadtrat gewandt mit dem Satz: „Wenn Sie der Auffassung sind, dass ich mich persönlich hier öffentlich stärker zurückhalten sollte, werde ich das künftig respektieren und noch stärker darauf achten, mein Ehrenamt von meinem berufsmäßigen Wahlamt zu trennen.“

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