Wer ist diese Eva von Vietinghoff-Scheel, die für die SPD ins Rennen um den Oberbürgermeistersessel der Stadt Würzburg gestartet ist und von der Altbürgermeisterin Marion Schäfer-Blake nach der Bürgersprechstunde am Dienstagabend mit hochgerecktem Daumen und dem Brustton der Überzeugung sagte: "Die Frau ist gut!" Und vor allem: Wofür steht sie? Diese Fragen hatten sich wohl auch die rund 60 Besucherinnen und Besucher im voll besetzten Bürgerzimmer des Bürgerspitals gestellt und so wurde es mehr eine Vorstellungsrunde als eine Sprechstunde.
Die SPD, so Fraktionschef Alexander Kolbow, habe von Anfang an ja weder Judith Roth-Jörg als Schulreferentin noch Martin Heilig als Umweltreferenten unterstützt, weil bei beiden die Fachlichkeit gefehlt habe. "Das hat sich auch nach fünf Jahren nicht wesentlich geändert", schoss er in Richtung Grafeneckart. Zusätzlich brauche es bei dem "zersplitterten" Würzburger Stadtrat auch einen Brückenbauer oder eine Brückenbauerin, die Mehrheiten überzeugen könnten. Das sei bei beiden Bürgermeistern aber aus Sicht der SPD nicht der Fall. "Beide trennen mehr als sie vereinen", so Kolbow.

Bei der Suche nach jemandem, der vereinen könne und zudem noch Verwaltungserfahrung mitbringe, sei sehr schnell der Name der 44-jährigen Verwaltungsjuristin gefallen, die das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Würzburg mit 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt habe. "Das entspricht annähernd einer Stadtverwaltung", so Kolbow.
Vorstellung der Kandidatin und ihres beruflichen Werdegangs
Nach einer Vorstellung der Kandidatin und ihres beruflichen Werdegangs, der sie nach dem Studium in Würzburg von einer Frankfurter Anwaltskanzlei über das staatliche Bauamt in Würzburg und die Gemeinde Veitshöchheim ans Landratsamt und von dort zum KU geführt hatte, ging sie auch gleich auf ihre Themen ein. Oft lägen Problemen Fehler in den Strukturen zugrunde, sagt sie. "Wenn die Strukturen passen, laufen die Projekte oftmals von alleine."
"Je länger ich hier rede, desto mehr möchte ich gewählt werden".
Eva von Vietinghoff-Scheel, OB-Kandidatin
Würden sie das nicht, brauche es Projektmanager. Als Beispiel nannte sie die Theatersanierung. Dort habe die Stadt zwei Millionen Euro für einen Projektmanager sparen wollen. Das Resultat sehe man nun in den gestiegenen Baukosten und der jahrelangen Verzögerung bei der Fertigstellung.
Mehr Wohnraum, Schulsanierungen, ein Posthallenersatz, die Linie 6, die Multifunktionsarena, das Faulenberg-Areal, mehr Grün in der Stadt – viel unterschied sich nicht von den Themen ihrer Mitbewerberinnen und des -bewerbers. Aber sie will mehr anpacken: "Ich darf nicht nur planen und beschließen. Ich muss machen. Wenn ich etwas beschlossen habe, muss ich Zuständigkeiten anweisen und mir regelmäßige Rückmeldungen einholen", sagte sie und geriet, oftmals von Applaus unterbrochen, in Fahrt: "Je länger ich hier rede, desto mehr möchte ich gewählt werden".
Bei der folgenden Fragerunde auf ihre Auseinandersetzung mit Landrat Thomas Eberth (CSU) angesprochen, die mit der Entlassung der KU-Vorständin durch Eberth und staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen sie ihren Höhepunkt gefunden hatte, erwiderte sie, diese Ermittlungen seien nach ihrem Kenntnisstand abgeschlossen. "Ich hoffe, dass das Ergebnis noch vor dem Wahlsonntag veröffentlicht wird", sagte sie. "Wenn ich mir als Juristin nicht sicher gewesen wäre, dass nichts dran ist, hätte ich mich nicht aufstellen lassen", versicherte die Oberbürgermeisterkandidatin der SPD.
Ausführliche Portraits der drei Kandidatinnen und des Kandidaten veröffentlicht diese Redaktion in den kommenden Tagen.