Stammkunden wussten es schon immer: Die Ochsenfurter "Buchhandlung am Turm" ist etwas Besonderes. Großzügige Räumlichkeiten, ein bequemer Sessel zum Schmökern, Kaffee und die fachkundige Beratung durch die Inhaber Edda und Klaus Braun zeichnen das Geschäft in der Ochsenfurter Hauptstraße aus, und sogar ein Hund ist fester Bestandteil des Personals. Kürzlich wurde die Buchhandlung mit dem von der Bundesregierung gestifteten Deutschen Buchhandlungspreis in der Kategorie "Hervorragende Buchhandlung" ausgezeichnet.
Bundesweit hatten sich 435 Buchhandlungen um diesen Preis beworben, 118 von ihnen wurden für die Auszeichnung ausgewählt, davon zehn in Bayern. Im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses übergab die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, die Auszeichnungen. Die Ministerin betonte, dass Buchhandlungen ein elementar wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft sind. Bücher seien ein Rückgrat unserer demokratischen Kultur.
Strenge Kriterien für die Preisträger
Um die Auszeichnung und das Preisgeld von 7000 Euro zu erhalten, müssen die Buchhandlungen viele Voraussetzungen erfüllen, die auch vor Ort überprüft werden. Ausgezeichnet werden kleine Buchläden mit einem Jahresumsatz unter einer Million Euro, die von den Inhabern geführt werden und keiner Vertriebskette angehören. Das wichtigste Kriterium: Die Buchhändler müssen selbst über ihr Sortiment entscheiden. Massentaugliche "Bücherkisten", wie sich vom Großhandel angeboten werden, sind tabu, sagt Edda Braun.
Edda und Klaus Braun bezeichnen sich selbst als "bücherbesessen". Viele der Bücher, die sie ihren Kundinnen und Kunden empfehlen, haben sie selbst gelesen. Zum anderen kennen sie die Vorlieben und Interessen ihrer Stammklientel. Auf diese Weise haben Leseratten immer wieder die Gelegenheit, auf neue, unbekannte Bücherschätze aufmerksam zu werden. Dabei legen die beiden Buchhändler besonderen Wert darauf, immer wieder auch kleine Verlage zu fördern.
"Es ist ein Balanceakt zwischen dem eigenen Gusto und dem Massengeschmack."
Klaus Braun, Buchhandlung am Turm
Natürlich kommt eine Buchhandlung nicht ohne die massentauglichen Werke aus. "Den aktuellen Spiegel-Bestseller musst du natürlich im Regal haben", sagt Klaus Braun. Das seien die "Brotartikel". Darüber hinaus lassen sie sich vom eigenen Geschmack und ihrer Erfahrung leiten. "Es ist ein Balanceakt zwischen dem eigenen Gusto und dem Massengeschmack", so Braun weiter, "wenn das gelingt, bleibst du am Ball."

Mit ihrer Leidenschaft für Bücher und das Lesen versucht Edda Braun immer wieder auch über die eigenen Buchhandlung hinaus Menschen anzustecken. So veranstaltet sie regelmäßig Lesungen und kooperiert mit der Volkshochschule, der Stadtbibliothek oder dem Casablanca-Kino, um ihr literarisches Wissen weiterzugeben. Auch am Leseförderprojekt der Grundschule ist die Buchhandlung am Turm beteiligt.
Während der Pandemie neue Vertriebswege erschlossen
All diese Aktivitäten zu dokumentieren, war Teil der Bewerbung für den Buchhandlungspreis. "Es war eine Menge Arbeit", sagt Klaus Braun. Bei der Bewertung flossen auch die Aktivitäten während der Pandemie mit ein. Die beiden Ochsenfurter haben die Herausforderung mit Hilfe neuer Vertriebswege gemeistert. So wurden Bücher während des Lockdown in der Regel am Tag nach der Bestellung persönlich ausgeliefert – mit dem Auto, mit dem Fahrrad und manchmal auch zu Fuß. Der Online-Shop funktionierte perfekt, sagt Edda Braun, und die sozialen Medien halfen, den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden aufrecht zu erhalten.
Dass die Bewerbung um den Buchhandlungspreise am Ende erfolgreich sein würde, daran hat Klaus Braun nicht so recht geglaubt. "Ich wollte gar keine Bewerbung abschicken, weil ich dachte, die wählen uns Dorfbuchhandlung doch nicht", sagt er. Am Ende siegte Eddas Hartnäckigkeit und Klaus Braun musste sich eines Besseren belehren lassen.