"Wir waren völlig überrascht." So beschreibt die Vorsitzende der Würzburger Tafel Susanne Kolbert die Reaktion auf die Nachricht, dass ihr Verein plötzlich Alleinerbe eines Vermögens geworden ist. Ruth und Manfred Faber lebten in Ochsenfurt und haben der Tafel ihren Besitz vermacht, damit er Armutsbetroffenen in Würzburg zugutekommt. Tafeln sammeln nicht verkaufte Lebensmittel in Supermärkten und Großbetrieben ein und verteilen sie an Menschen, die diese Unterstützung brauchen. Rund 280 Ehrenamtliche arbeiten derzeit bei der Würzburger Tafel.
Vererbt wurde Geld und eine hochwertig eingerichtete Wohnung
Der Besitz des kinderlosen Ehepaars besteht aus Geldvermögen und einer komplett eingerichteten Eigentumswohnung in Ochsenfurt. "So ein Erbe hat die Tafel zum ersten Mal bekommen", berichtet Vorsitzende Kolbert. Die Freude über den Geldsegen - über die Höhe möchte Kolbert nichts sagen - sei groß gewesen; aber der Umgang damit "auch absolutes Neuland".
Eine gemeinnützig anerkannte Organisation oder Verein darf im Testament als Erbe eingesetzt werden und ist im Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuergesetz sogar von der Zahlung von Erbschaftsteuer befreit. Das Geld muss im Sinne des Erblassers verwendet werden.
Die Tafel kann das Vermögen für neue Räume brauchen
"Wir überlegen, es für die Anmietung neuer Räume zu verwenden", erklärt Vorsitzende Kolbert. Die bisherigen seien unzureichend und stünden teils nicht mehr allzu lange zur Verfügung. Kolbert: "Dank des Erbes können wir mehr Miete bezahlen oder vielleicht sogar in Eigentum investieren. Davon hätten wir nie zu träumen gewagt."

Dafür soll die Wohnung in Ochsenfurt verkauft werden. Ausgeräumt wurde sie - "mit großem Einsatz von unseren Helfern im Bundesfreiwilligendienst und Ehrenamtlichen" - bereits fast vollständig. "Nur Möbel und Lampen sind noch dort und werden in einer Fotogalerie auf unserer Website zum Verkauf angeboten", sagt Kolbert.
Hochwertigen Schmuck und Antiquitäten werden über ein Auktionshaus veräußert, Dinge des täglichen Bedarfs, wie Putzmittel oder Konserven an Tafelkunden ausgegeben. Das restliche Inventar wird bei einem Bazar am 8. Februar im Tafelladen verkauft.
Tafel-Vorsitzende Kolbert: "Wir sind sehr dankbar für dieses große Geschenk."
"Wir kannten das Ehepaar Faber nicht", berichtet Susanne Kolbert. Deshalb weiß die Tafel-Vorsitzende auch nicht, warum das Ehepaar ausgerechnet die Tafel in ihrem Testament bedacht hat. Die beiden sind kurz hintereinander Ende 2023 und Mitte 2024 gestorben.
Beim Räumen der Wohnung haben die Tafel-Mitarbeiter einen kleinen Einblick in das Leben der Fabers bekommen. "Sie hatten keine Kinder und mussten im Lauf der Jahre viele schwere Krankheiten durchleiden", erzählt Vorsitzende Kolbert. "Aber sie waren wohl glücklich miteinander und hatten viel Freude an ihrem gepflegten Zuhause, ihren Möbeln, Schmuckstücken und Einrichtungsgegenständen. Deshalb möchten wir für die nützlichen und attraktiven Dinge aus ihrem Nachlass neue Besitzer finden, die sie wertschätzen."

Beide Fabers waren gelernte Schaufensterdekorateure. Ruth Faber war außerdem Hobbymalerin. "Offensichtlich wollte sie noch viele Gemälde schaffen, denn in ihrem Keller fanden wir eine große Zahl von neuen Bilderrahmen, die nun leider leer geblieben sind", sagt Susanne Kolbert. Und: "Wir fühlen uns dem Ehepaar Faber verpflichtet, ihr Erbe in ihrem Sinne verantwortungsvoll einzusetzen. Wir sind ihnen sehr dankbar für dieses große Geschenk."
Bei einem Basar im Würzburger Tafelladen in der Weißenburgerstraße 46 wird am Samstag, 8. Februar, zwischen 16 Uhr und 19 Uhr Inventar aus der Wohnung angeboten. Unter anderem werden (Mode-)Schmuck, Gemälde, Teppiche, Bilderrahmen, Geschirr, Gläser, Spiegel, Deko-Artikel sowie (Elektro)werkzeug verkauft.