Seit über zwei Jahrzehnten versorgt die Tafel in Ochsenfurt Rentner, Geringverdiener, Bürgergeldempfänger und zunehmend auch Geflüchtete mit Lebensmitteln und Sachspenden. Aktuell hat die Tafel über 400 Kunden – Tendenz steigend. Doch derzeit ist die Zukunft des Vereins ungewiss, sagt Gertraud Baier, die seit 2017 erste Vorsitzende ist. Denn sowohl sie als auch ihre Stellvertreterin Vera Stier wollen aus persönlichen Gründen zum Oktober 2025 von ihren Ämtern zurücktreten.
"Deswegen suchen wir gerade dringend Menschen, die Verantwortung übernehmen möchten", sagt Baier. Stier ergänzt: "Es wäre ein großer Verlust für Ochsenfurt, wenn die Tafel schließen müsste. Sie ist so wichtig für viele Menschen hier." Die Suche nach Nachfolgern sei bislang erfolglos gelaufen. Beide betonen, dass sie sich weiterhin bei der Tafel engagieren und die Nachfolge tatkräftig einarbeiten und unterstützen wollen.

Der Vorstand der Tafel besteht aus zwei Vorsitzenden, einem Kassierer, einem Schriftführer sowie bis zu vier Beisitzern. Zu den Hauptaufgaben zählen die Organisation der Lebensmittelausgabe, die Koordination der über 70 freiwilligen Helferinnen und Helfer, die Pflege von Spendenkontakten und die Verwaltung der Vereinsfinanzen. Baier betont jedoch, dass die Aufgaben künftig besser verteilt werden könnten: "Wir haben schon Pläne entwickelt, wie die Arbeit auf mehrere Schultern gelegt werden kann." Auch die Einführung einer Ehrenamtspauschale sei im Gespräch, um die Arbeit attraktiver zu machen.
Umzug in alte Bahnhofshalle vorerst gestoppt
Derzeit werden die Lebensmittel im alten Krankenhaus verteilt. Zum Jahreswechsel sollte der gemeinnützige Verein in die alte Bahnhofshalle umziehen. Die finanziellen Mittel dazu seien gesichert. "Dort hätten wir mehr Platz, Barrierefreiheit und bessere Logistikmöglichkeiten. Außerdem wollen wir ein Büro einrichten", sagt Stier. Doch der Umzug wurde gestoppt. "Wir können es nicht verantworten, große Summen zu investieren, wenn wir nicht wissen, ob wir in ein paar Monaten Nachfolger haben", sagt Baier.

Die Bedeutung der Tafel für Ochsenfurt sei groß und wachse stetig, sagt Stier. Im Zuge der Ukrainekrise habe sich die Zahl der Bedürftigen verdoppelt. Gespendet werden die Waren von Supermärkten, landwirtschaftlichen Betrieben und Privatpersonen aus der Regionen. Auch Hersteller wie Danone unterstützen die Tafel regelmäßig. Dennoch müssen in den Sommermonaten oft Lebensmittel zugekauft werden. "Das kostet uns bis zu 6000 Euro", sagt Baier.
Auflösung der Tafel droht, wenn sich bis Herbst 2025 kein neuer Vorstand findet
Neben Familien kommen laut Stier auch viele ältere Menschen zur Tafel. "Die Dankbarkeit unserer Kunden ist unser Antrieb. Viele kommen seit Jahren, manche bringen zu Weihnachten sogar kleine Geschenke." Der Verein finanziere sich ausschließlich durch Spenden. So habe die Tafel etwa dank einer großzügigen Spende der Deutschen Fernsehlotterie heuer ein Elektroauto, neue Kühlschränke und Gefrierschränke angeschafft.
Die beiden Vorsitzenden hoffen nun, spätestens zur außerordentlichen Mitgliederversammlung im Frühjahr neue Vorstandsmitglieder zu finden. Interessierte sollten Spaß am Ehrenamt und der Begegnung mit Menschen sowie Offenheit und Empathie mitbringen. Sie könnten zunächst unverbindlich mitarbeiten, um die Aufgaben kennenzulernen. "Die Tafel ist mehr als eine Lebensmittelversorgung. Sie schafft Begegnung und ist wie eine Familie", betont Stier.
Sollte sich bis zum Herbst 2025 keine Nachfolge finden, bleibe nur die Auflösung der Tafel. "Das wäre ein herber Verlust für Ochsenfurt", sagt Baier. "Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich Menschen finden, die diese wichtige Arbeit fortführen möchten."