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Würzburg: Öffentlicher Nahverkehr in Stadt und Landkreis: Lohnt sich das 49-Euro-Ticket in Würzburg überhaupt?

Würzburg

Öffentlicher Nahverkehr in Stadt und Landkreis: Lohnt sich das 49-Euro-Ticket in Würzburg überhaupt?

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    Drei Pendlerinnen und ein Pendler aus Stadt und Landkreis Würzburg haben uns verraten, ob sich das 49-Euro-Ticket für sie lohnen würde. Von Links: Ines Pfister, Sabine Ziegler, Samuel Kuhn und Christina Feiler.
    Drei Pendlerinnen und ein Pendler aus Stadt und Landkreis Würzburg haben uns verraten, ob sich das 49-Euro-Ticket für sie lohnen würde. Von Links: Ines Pfister, Sabine Ziegler, Samuel Kuhn und Christina Feiler. Foto: Johannes Kiefer / Fabian Gebert

    Das 49-Euro-Ticket wird kommen. Das haben Bund und Länder beim Bund-Länder-Treffen im Dezember 2022 beschlossen. Wann genau das Ticket an den Start geht, ist weiterhin unklar. Ursprünglich war ein Start zum 1. Januar 2023 geplant, aktuell ist in Regierungskreisen von April oder Mai die Rede. Unabhängig des Datums, sei der Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) auf einen Start des Deutschlandtickets zum 1. April vorbereitet, erklärt Pressesprecherin Cornelia Wagner.

    Durch das 9-Euro-Ticket stünde die Infrastruktur bereits bereit, es müsse lediglich "der Name geändert und der Preis angepasst werden". Fest steht bisher also nur: Der Nachfolger des beliebten 9-Euro-Tickets, das aufgrund seines günstigen Preises auch in Würzburg zu spürbaren Fahrgastzuwächsen führte, soll Deutschlandticket heißen und im direkten Vergleich deutlich teurer sein. Die Leistung bleibe die Gleiche. Für wen lohnt sich das neue Ticket in Stadt und Landkreis Würzburg?

    Wie viel kostet das Deutschlandticket und wo kann es erworben werden?

    Geplant ist ein Einführungspreis von 49 Euro, der sukzessiv angepasst werden soll. Das Ticket soll digital und im monatlich kündbaren Abo erhältlich sein, ob es auch in analoger Form erworben werden kann, ist noch offen. Ein Kauf ist voraussichtlich bei allen VVM-Vorverkaufsstellen möglich, so Cornelia Wagner. Sie ergänzt jedoch: "Hier laufen aktuell noch Absprachen". 

    Ministerpräsident Markus Söder kündigte in seiner Grundsatzrede bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion zusätzlich ein 29-Euro-Ticket für Studierende und Auszubildende als Ergänzung zum 49-Euro-Ticket an. 

    Welche Verkehrsmittel darf ich mit dem Deutschlandticket nutzen?

    Das Ticket soll bundesweit nutzbar und gültig für alle Linienbusse, U-Bahnen, S- und Straßenbahnen und für Nah- und Regionalverkehrszüge der 2. Klasse sein. Für die Fahrradmitnahme regeln die Nahverkehrsverbünde ihre Bedingungen selbst – in den meisten Fällen wird wohl das Lösen einer separaten Fahrradkarte nötig sein. Zudem werde es mit dem Ticket wohl keine Feierabend-, Wochenend- oder Familienboni geben, wie dies beispielsweise beim "Premium-Abo Persönlich" der Fall ist.

    Für wen lohnt es sich?

    Für wen sich das Deutschlandticket lohnt, kommt auf den individuellen Fall an. Diese Redaktion hat mithilfe des Pendleratlas der Statistischen Ämter der Länder die relevantesten Ein- und Auspendelgebiete betrachtet. Die meisten potenziellen, täglichen Auspendler aus Würzburg, darunter auch Personen, die nur an einzelnen Wochentagen oder wochenweise pendeln, arbeiten in Schweinfurt (1236 Personen), Rottendorf (1124) und München (1025). Die meisten Einpendler nach Würzburg kommen aus Höchberg (2409), Veitshöchheim (2173) und Rimpar (2063)

    1. Samuel Kuhn, fährt beruflich täglich mit dem Zug von Würzburg nach Schweinfurt

    Samuel Kuhn wird dank des Deutschlandtickets bald mehr Geld im Monat zur Verfügung haben. Knapp 180 Euro kann er durch das günstige Ticket sparen und das bei mehr Leistung.
    Samuel Kuhn wird dank des Deutschlandtickets bald mehr Geld im Monat zur Verfügung haben. Knapp 180 Euro kann er durch das günstige Ticket sparen und das bei mehr Leistung. Foto: Fabian Gebert

    Eine knappe Stunde ist Samuel Kuhn mit dem Zug von Würzburg nach Schweinfurt unterwegs. Immer mit dabei hat der Zweiradmechaniker sein Klapprad, das er ohne Aufpreis mitnehmen darf. Auf den Start des 49-Euro-Tickets freut er sich, denn das mache sich im Geldbeutel bemerkbar. "Aktuell zahle ich ab Würzburg Hauptbahnhof bis Schweinfurt Mitte 232,60 Euro im Monat. Das ist ein Haufen Geld." Etwas über 180 Euro würde er durch das Deutschlandticket sparen, das entspreche den Nebenkosten für seine Wohnung.

    "Aktuell zahle ich ab Würzburg Hauptbahnhof bis Schweinfurt Mitte 232,60 Euro im Monat. Das ist ein Haufen Geld."

    Samuel Kuhn, Pendler

    "Das Ticket wäre aber auch interessant, um in der Freizeit mal woanders hinfahren oder den Nahverkehr in Würzburg nutzen zu können", führt er weiter aus. Sobald es das Deutschlandticket gibt, würde er den ÖPNV noch öfter nutzen, denn ein Auto kann und möchte er sich nicht leisten. "Das käme in der Summe noch teurer. Ich bekomme keinen Dienstwagen, deshalb würde ich mit Sprit, Anschaffung und Versicherung mehr zahlen, als mit dem Bahnticket und so viel Zeit spare ich damit auch gar nicht ein." Im Zug könne der 21-Jährige hingegen entspannen, Musik hören oder auch einmal ein Buch lesen. 

    2. Christina Feiler nutzt eine übertragbare Jahreskarte im Premium-Abo:

    Dass sie teilweise - aufgrund zu kurzer Umsteigezeiten - Strecken doppelt zahlen muss, ärgert Christina Feiler. Mit dem 49-Euro-Ticket hat sich dieses Problem erledigt, dann kann sie deutschlandweit den ÖPNV nutzen.
    Dass sie teilweise - aufgrund zu kurzer Umsteigezeiten - Strecken doppelt zahlen muss, ärgert Christina Feiler. Mit dem 49-Euro-Ticket hat sich dieses Problem erledigt, dann kann sie deutschlandweit den ÖPNV nutzen. Foto: Johannes Kiefer

    Um beruflich von Veitshöchheim nach Würzburg zu fahren, nutzt Christina Feiler derzeit eine übertragbare Jahreskarte im Premium-Abo. "Mein Mann kann damit auch fahren, meine erwachsenen Kinder sind damit gefahren", berichtet sie. "Zudem kann ich am Wochenende und Werktags ab 18 Uhr sowie in den Schulferien im gesamten Verbreitungsgebiet fahren." In ihrer Funktion als Gemeinde- und Bezirksrätin (Die Grünen) fahre sie mit dem Zug auch oft nach Aschaffenburg, München oder Hamburg, "wenn ich dort den ÖPNV nutze, dann zahle ich noch einmal extra". 

    "Mein Ticket gilt nur bis Bergtheim, ich müsste aussteigen und mir für den Rest der Strecke ein Ticket kaufen, dafür ist die Zeit nicht da."

    Christina Feiler, Pendlerin

    Noch ärgerlicher: bei Fahrten nach Schweinfurt müsse sie die Teilstrecke von Bergtheim nach Schweinfurt doppelt zahlen. "Mein Ticket gilt nur bis Bergtheim, ich müsste aussteigen und mir für den Rest der Strecke ein Ticket kaufen, dafür ist die Zeit nicht da." Das 49-Euro-Ticket sei für die Physiotherapeutin deshalb nicht nur finanziell eine Erleichterung, es würde ihren Alltag auch unkomplizierter machen.

    3. Ines Pfister nimmt bewusst das Auto, um von Höchberg nach Lengfeld zu fahren:

    Ines Pfister nutzt für ihren Weg zur Arbeit ihr Auto. Grund dafür ist die schlechte ÖPNV-Verbindung, die ihre Fahrzeit verdoppeln würde. 
    Ines Pfister nutzt für ihren Weg zur Arbeit ihr Auto. Grund dafür ist die schlechte ÖPNV-Verbindung, die ihre Fahrzeit verdoppeln würde.  Foto: Johannes Kiefer

    Zwischen 47 oder etwas über 60 Minuten sei Ines Pfister laut eigener Aussage morgens und abends unterwegs, wenn sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen würde, um von Höchberg zu ihrem Arbeitsort nach Lengfeld zu fahren. "Da darf aber kein Bus dabei sein, der Verspätung hat, sodass ich meinen Anschluss nicht erreiche." Dann könne sich die Fahrzeit noch einmal verlängern und das für gerade einmal 15 Kilometer Fahrtweg. "Da ziehe ich das Auto vor", so die 60-Jährige. Damit brauche sie 25 Minuten, wenn es keinen Unfall oder andere Verkehrsbeeinträchtigung gebe. 

    Besonders störe sie der fehlende Fahrkartenautomat in Höchberg, dass die Busse nur eine geringe Taktung aufweisen und die Umsteigezeiten zu kurz ausfallen. Wenn sie die Linie 512 von Eisingen über Waldbrunn nach Würzburg nehme, dann steige sie bei der Handwerkskammer aus und müsse noch zur Ludwigstraße laufen, wo dann der Bus nach Lengfeld fahre. "Angeblich brauche ich dazu vier Minuten zu Fuß, generell habe ich eine Umsteigezeit von sieben Minuten."

    Aufgrund einer Knie-OP ist es für die 60-Jährige jedoch anstrengend, zu Fuß unterwegs zu sein. Verpasst sie also den Bus, muss sie auf den nächsten warten. Sie würde sich deshalb über eine höhere Taktung der Busse freuen, "ideal wären alle zehn spätestens 15 Minuten", so ihr Fazit. "Mehr wäre ich auch nicht bereit, zu warten."

    4. Sabine Ziegler, wohnt in Würzburg, arbeitet in München:

    Das 49-Euro-Ticket würde Sabine Ziegler nicht nur für ihren Arbeitsweg nutzen, sondern auch um ihre Geschwister zu besuchen. 
    Das 49-Euro-Ticket würde Sabine Ziegler nicht nur für ihren Arbeitsweg nutzen, sondern auch um ihre Geschwister zu besuchen.  Foto: Johannes Kiefer

    Sabine Ziegler bezeichnet sich selbst als "treue Bahnfahrerin" und findet es super, wenn die Bahn ein bisschen mehr für die Menschen macht. Aktuell fährt sie beruflich jede Woche Montagabend mit dem ICE nach München und Donnerstag oder Freitagabend zurück nach Würzburg. In München hat sie eine kleine Einzimmerwohnung gemietet. Bereits das 9-Euro-Ticket hat sie "super ausgenutzt, das würde ich auch mit dem 49-Euro-Ticket machen." In dieser Zeit sei die 59-Jährige auch mit der Regionalbahn nach München gefahren.

    "Das geht auch", sagt sie. "Mit dem ICE brauche ich circa zweieinviertel Stunden, mit der Regionalbahn sind es rund dreieinviertel Stunden." Die Stunde mehr, würde sie für das günstige Ticket in Kauf nehmen, da sie dadurch Geld sparen würde. "Für den öffentlichen Nahverkehr in München benötige ich noch ein Monatsticket, das kostet circa 60 Euro." Ihre Gesamtkosten beliefen sich pro Monat auf 280 Euro. Das Deutschlandticket würde sie zudem privat nutzen, um ihre Geschwister in Nürnberg sowie in der Nähe von Coburg zu besuchen. 

    Mit welcher Nachfrage rechnen WVV und VVM?

    "Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage ähnlich hoch sein wird, wie im Gültigkeitszeitraum des 9-Euro-Tickets", so Cornelia Wagner, Pressesprecherin des VVM. In dieser Zeit sei es nur punktuell – an Wochenenden – zu Überlastungen gekommen. Ulrich Fröhlich, Geschäftsführer des VVM, erwarte auch durch das Deutschlandticket "keine generelle Überlastung des ÖPNV in der Region", dennoch könne es bei Fahrten zu touristischen Hotspots zu Engpässen kommen. 

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