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Würzburg/Schweinfurt/Kitzingen: ÖPNV-Partner wütend und fassungslos: Stadt Würzburg will Verkehrsverbund doch nicht beitreten

Würzburg/Schweinfurt/Kitzingen

ÖPNV-Partner wütend und fassungslos: Stadt Würzburg will Verkehrsverbund doch nicht beitreten

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    Mit einem Ticket von Röttingen nach Mellrichstadt: Die Benutzung von Bussen und Bahnen in Unterfranken soll durch einen größeren Verkehrsverbund in der gesamten Region erleichtert werden.     
    Mit einem Ticket von Röttingen nach Mellrichstadt: Die Benutzung von Bussen und Bahnen in Unterfranken soll durch einen größeren Verkehrsverbund in der gesamten Region erleichtert werden.      Foto: Thomas Obermeier

    Seit sechs Jahren arbeiten sieben unterfränkische Landkreise und die Städte Schweinfurt und Würzburg an einem gemeinsamen Verkehrsverbund. Was ist geplant, wie sind die Ziele - und wieso droht jetzt plötzlich das Scheitern? Das Wichtigste im Überblick.    

    Warum soll der Verkehrsverbund erweitert werden? 

    Der bisherige Verkehrsverbund mit der Stadt Würzburg und den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart soll ab 2025 um die Region Main-Rhön erweitert werden – mit der Stadt Schweinfurt und den Landkreisen Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Bad Kissingen. Insgesamt wären also sieben Landkreise in Unterfranken dabei. 

    Was bedeutet die Verbunderweiterung für Fahrgäste?

    Wichtig ist das einheitliche Tarifsystem. So waren bisher drei Tickets nötig, um mit Bus und Bahn vom Landkreis Würzburg in den Landkreis Schweinfurt zu fahren. Künftig soll man mit einem Ticket von Röttingen im südlichen Unterfranken bis nach Mellrichstadt im Norden fahren können. Ein übersichtlicheres Angebot soll die Benutzung des ÖPNV unkompliziert und attraktiver machen. Dazu sind ein einheitliches Rufbus-System, von dem ländliche Gebiete profitieren, und eine digitale Fahrkarte geplant. Pilotversuche laufen bereits in Schweinfurt.

    Wie ist der Zeitplan für den großen Verkehrsverbund?

    Seit der Gründung der Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM) im Jahr 2016 wird an der Erweiterung gearbeitet. Größte Hürde war die Erarbeitung eines Schlüssels, nach dem die Fahrgasterlöse von jährlich rund 80 Millionen Euro an die beteiligten Verkehrsunternehmen verteilt werden, sagt NVM-Geschäftsführer Christopher Alm.

    Dem Vertragsentwurf haben alle beteiligten Landräte und Oberbürgermeister in einer Gesellschafterversammlung Ende April 2024 zugestimmt. Anfang Juli verkündete die NVM den Start zum 1. Januar 2025 - die Bestätigung durch die Kreistage und Stadträte schien nur noch Formsache. Tatsächlich haben alle Gremien zugestimmt – nur der Würzburger Stadtrat noch nicht. 

    Warum fehlt das Ja der Stadt Würzburg?

    Nach Informationen dieser Redaktion will die Stadt Würzburg doch nicht beitreten. Die Rathausspitze empfiehlt dem Stadtrat, an diesem Donnerstag in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause den Beitritt abzulehnen. Dass die Stadt Würzburg nach rund sechs Jahren die Verhandlungen kurz vor Schluss platzen lassen will, erklärt sie auf Nachfrage damit, dass "wesentliche Interessenslagen" nicht erfüllt seien. 

    Warum schert die Stadt Würzburg plötzlich aus?

    Oberbürgermeister Christian Schuchardt beziehungsweise Klimabürgermeister Martin Heilig haben laut Geschäftsführer Christopher Alm seit 2019 allen bisherigen Beschlüsse der Nahverkehrs GmbH zugestimmt. Jetzt betont die Pressestelle der Stadt, man befürchte in Würzburg durch die Verbunderweiterung Nachteile und "damit verbunden eine geringere Nutzung des ÖPNV im Stadtgebiet". 

    So würden besondere Tarifangebote der Stadt im NVG wegfallen, beispielsweise die 6er-Karte für Kinder, die übertragbare Monatskarte oder die Seniorenkarte. Die NVG dagegen sagt: Individuelle Angebote der Verbundpartner könnten aufrechterhalten werden. Es sei dafür nur die Absprache nötig.

    Welche Folgen hätte der Ausstieg der Stadt Würzburg?

    "Sollte der Stadtrat Würzburg tatsächlich am Donnerstag den Verbundbeitritt ablehnen, ist ein Start zum Januar 2025 nicht mehr möglich", teilt die Stadt Schweinfurt auf Anfrage mit. "Die weitere Verbundentwicklung wäre in der Folge ungewiss und es müssten Alternativen geprüft werden."

    Laut NVM-Geschäftsführer Alm bedeute ein Nein aus Würzburg, dass Fördermittel in Höhe von zwei Millionen Euro zurückgezahlt werden müssten, mit denen der Freistaat Bayern die Verbunderweiterung unterstützt hat. 

    Was sagen Partner des geplanten Verkehrsverbunds?

    "Es gibt derzeit keine festgelegten Szenarien, was ein Ausstieg der Stadt Würzburg aus dem Verkehrsverbund bedeutet", teilt die Pressestelle des Landratsamts Schweinfurt mit.

    Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (FW) kann sich eine Ablehnung des Würzburger Stadtrats "nicht vorstellen" und spricht erbost von "verheerendem Zeichen". Man arbeite seit Jahren an der Erweiterung, das habe "sehr viele öffentliche Gelder" verschlungen. Jetzt den Verbund aufzugeben, komme einem "Fiasko" gleich, jegliches Vertrauen wäre zerstört. Die Gründung eines neuen Verbundes ohne Würzburg würde sich "über Jahre" hinziehen, sagt Bischof.

    „Ich hatte das Gefühl, dass die Gespräche mit der Stadt immer sehr konstruktiv waren", sagt die Vorständin im Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg, Eva von Vietinghoff-Scheel. Umso überraschter sei sie jetzt. Diese Bedenken hätten an geeigneter Stelle ausgeräumt werden müssen, so Vietinghoff-Scheel: in der Gesellschafterversammlung.

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