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Frauenland: "Ohne Gesundheit ist alles nichts": Medmissio in Würzburg feiert 100-jähriges Bestehen

Frauenland

"Ohne Gesundheit ist alles nichts": Medmissio in Würzburg feiert 100-jähriges Bestehen

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    Michael Kuhnert, Medmissio-Geschäftsführer, erklärt, dass es immer noch eine chronische medizinische Unterversorgung in den Ländern des Südens gibt.
    Michael Kuhnert, Medmissio-Geschäftsführer, erklärt, dass es immer noch eine chronische medizinische Unterversorgung in den Ländern des Südens gibt. Foto: Fabian Gebert

    "Arme und Kranke sollen durch uns in aller Welt Heilung und Hilfe finden!" Unter diesem Motto gründeten Missionsvereine und missionierende Orden am 3. Dezember 1922 das Katholische Missionsärztliche Institut in Würzburg. Ziel war die fachgemäße Ausbildung und die missionarische Vorbereitung katholischer Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudierender.

    Seitdem engagiert sich das Institut, das sich inzwischen Medmissio nennt, für eine bessere Gesundheitsversorgung der armen Bevölkerung in Afrika, Asien und Lateinamerika. Inwiefern hat sich die Arbeit in den letzten hundert Jahren verändert? Welchen Herausforderungen konnte sich gestellt werden? Welche sind noch zu bewältigen? Ein Gespräch mit Michael Kuhnert, der seit 2013  Geschäftsführer ist.

    Seit 100 Jahren setzt sich das Missionsärztliche Institut für globale Gesundheit ein. Warum ist ein Institut wie Ihres wichtig?

    Michael Kuhnert: Unser Institut wurde 1992 aus der dringenden Notwendigkeit heraus gegründet, um den Heilungsauftrag Jesu zu erfüllen. In dieser Tradition sind wir heute immer noch. Die Verhältnisse haben sich geändert, aber die Herausforderung ist die Gleiche geblieben. So stellen wir 100 Jahre später fest, dass es immer noch eine chronische Unterversorgung in den Ländern des Südens gibt. Menschen werden vernachlässigt, stigmatisiert und immer noch vergessen. Sie leben in abgelegenen Gebieten oder in Elendsvierteln und haben keinen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung, weil sie entweder arm sind oder in armen Ländern leben. Deswegen möchten wir möglichst kompetent und allumfassend diese Gesundheitsversorgung verbessern und die Gesundheitssysteme stärken. Denn ohne Gesundheit ist alles nichts. Von daher ist es sehr wichtig, dass es unser Institut gibt.

    Wie genau sieht Ihre Arbeit aus? Was hat sich verändert?

    Kuhnert: Unser Institut widmet sich heute der medizinischen Versorgung und Rehabilitation von Kranken, was seit 1922 das Ziel ist, und zudem dem Abbau von Gesundheitsrisiken und der Bekämpfung von Krankheitsursachen. Wesentlich ausgeprägter ist heute das Bewusstsein dafür, dass zur medizinischen Tätigkeit die Prävention dazugehört. Neben Beratung und Begleitung, erforschen wir vernachlässigte Tropenkrankheiten, fördern und verbreiten gesundheitsbezogenes Wissen – beispielsweise in Schulungen oder Vorlesungsreihen. Ziemlich neu ist die politische Anwaltschaft für gesundheitsbezogene Anliegen der Menschen. Wir wollen die Stimme erheben. So fordern wir Politik, Kirche und Gesellschaft auf, ihren Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit zu leisten.

    Welche Herausforderungen gibt es in der globalen Gesundheitsversorgung? Welche davon konnten bewältigt werden, welche sind neu dazugekommen?

    Kuhnert: Damals war klar: Infrastruktur und Medizinisches Personal fehlen. Diese Lücke konnte größtenteils gefüllt werden. In den ehemaligen Missionsländern gibt es nun Gesundheitssysteme, Krankenhäuser wurden gebaut und Fachpersonal wurde geschult. Doch es gibt heute immer noch "weiße Flecken": Wie vor hundert Jahren fehlt ein Bewusstsein jedes Einzelnen und die allgemeine Bedeutung von Gesundheit. Gerade die Folgen von Epidemien und Pandemien wie Ebola und Corona zeigen, dass sich das ändern muss. Ebenso müssen neue Handlungsfelder wie die mentale Gesundheit und nicht ansteckende Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck und deren Behandlungen mehr in den Fokus gerückt werden. Und nicht zuletzt ist das Tätigkeitsfeld "Klimawandel und Gesundheit" notwendiger und dramatischer als jemals zuvor. Gesundheit ist ein Menschenecht für alle. Man kann die Probleme nur global sehen, aber daran fehlt es uns noch.

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