Wer am kommenden Samstag im Landkreis Würzburg unterwegs ist, könnte durchaus ins Staunen geraten. Über 150 Oldtimer fahren am 28. Mai über die Straßen der Region. Der Würzburger Ortsclub des ADAC organisiert die inzwischen bereits dritte Marienberg Classic Rallye. Start und Ziel liegen in Estenfeld. Dazwischen führt die insgesamt 180 Kilometer lange Route durch viele Ortschaften östlich von Würzburg bis nach Kitzingen.

Auch Egon Rudloff freut sich auf die Teilnahme an der Rundfahrt. Die Leidenschaft am Schrauben treibt den heute 66-Jährigen an, seine Lieblinge für solche Events herzurichten. "Die alten Autos haben ihre Macken und Mucken. Da ist es extrem wichtig zu wissen, wie die Maschine funktioniert", sagt der gelernte Kfz-Mechaniker. Beruflich hat er sich allerdings um größere Fahrzeuge gekümmert. Unter anderem hat er 30 Jahre lang bei der US-Army in Würzburg als Servicetechniker für Feuerwehrfahrzeuge gearbeitet.
Was macht die Faszination an Oldtimern aus?
Sein umfassendes Wissen weiterzugeben, ist dem heutigen Rentner besonders wichtig. Zur Zeit seiner Ausbildung war der Beruf des Mechanikers, der heute Mechatroniker heißt, noch ein anderer. "Für Oldtimer braucht man keinen Laptop, sondern Schraubenzieher und Zange. Von den alten Fähigkeiten geht heute viel verloren", erklärt er etwas wehmütig. Er möchte auch die kommenden Generationen für die kleinteilige Arbeit, bei der man die Maschinen erst richtig kennenlerne, begeistern.

Stolz erzählt er davon, dass er nicht nur seinen 18-jährigen Enkel mit der Begeisterung angesteckt habe: "Ich hole öfter die Tochter einer Bekannten vom Kindergarten ab und die besteht schon drauf, dass ich immer mit dem Porsche komme." Dieser Porsche ist einer von drei Oldtimern aus seinem Bestand. Alle drei habe er mit großem Reparaturbedarf übernommen und dann komplett wieder in Schuss gebracht.
"Für die Oldtimer braucht man keinen Laptop, sondern Schraubenzieher und Zange."
Egon Rudloff
Sein Liebling ist der rote Mercedes SL 280. Das Cabrio habe er von einem Bekannten als kompletten "Pflegefall" übernommen. "So ein altes Gelump hab' ich bei mir auch noch in der Scheune stehen", habe der ihm damals gesagt. Nach 25 Jahren unter Heu in der Scheune begraben, war das Auto damals allerdings nicht mehr fahrtüchtig. 2012 stand der Flitzer dann in Egon Rudloffs Garage, er hat dann jede einzelne Schraube entfernt, gereinigt und wieder eingesetzt. "Zwei Jahre lang habe ich den restauriert und 90 Prozent der Teile wiederverwendet."
Oldtimer-Boom und Preis-Explosion
Diese Handwerksarbeit der Restauration ist für Egon Rudloff aber nicht nur ein Hobby, sondern auch Notwendigkeit. Die Preise für Ersatzteile seien in den letzten Jahren teilweise hundertfach gestiegen. "Früher hat man zum Beispiel für einen einfachen Zündkontakt drei Mark gezahlt. Heute sind es 70 Euro bei einem Materialpreis von vielleicht 20 Cent", rechnet er vor. Grund dafür seien nicht nur die allgemein gestiegenen Preise. Vielmehr habe ein regelrechter Oldtimer-Boom eingesetzt.
Der sei inzwischen auch bei Herstellern und Werkstätten angekommen. "Noch vor zehn Jahren hat sich kaum eine Werkstatt mit Oldtimern befasst, weil die viel aufwendiger sind, als moderne Autos", erinnert er sich. Heute hätten jedoch viele die inzwischen wertvollen Autos als Anlageobjekt entdeckt, weshalb die Preise weiter steigen würden.

Bei Egon Rudloff steht dagegen der Spaß im Vordergrund. Der Spaß am Werkeln, aber auch am Zusammenkommen. Gelegenheit dazu bieten die verschiedenen Rallyes der Region. Wie jetzt bei der Marienberg Classic, sind das Treffpunkte für Gleichgesinnte, ihre Erfahrungen und Leidenschaften zu teilen. Gemeinsam mit seiner Frau, Erika Rudloff, die sich als Beifahrerin vor allem um die Navigation kümmert, wird auch Egon Rudloff dort am Start sein. Für die Beiden stehe der Spaß am Event im Vordergrund, aber auch die Schönheit der Strecke durch Unterfranken, die selbst für die erfahrenen Rallyefahrer ein besonderes Highlight sei.
Die Marienberg Classic Rallye
Die Marienberg Classic findet erstmals nach der Corona-Pause wieder in gewohnter Form statt. Startpunkt ist am 28. Mai der große Platz vor der Mehrzweckhalle Weiße Mühle in Estenfeld. Besucherinnen und Besucher haben dort die Chance, alle Oldtimer geballt zu bestaunen. Von dort aus zieht der Tross nacheinander, im Abstand von einer Minute, an verschiedenen Prüfungsorten vorbei durch die Region. Über Kitzingen und Würzburg geht es dann zurück nach Estenfeld, wo die ersten Zieleinfahrten um 16.30 erwartet werden.

Unterwegs erwarten die Fahrerinnen und Fahrer neun Zwischenprüfungen, die ihr Geschick und die Zuverlässigkeit ihrer Fahrzeuge testen. Typischerweise gehören dazu Herausforderungen, wie ein Ziel auf den Zentimeter genau anzupeilen, oder eine festgelegte Strecke mehrmals, aber immer in der gleichen Zeit zurückzulegen. Etwa zwei bis drei Stunden dauert es, bis alle Autos eine Prüfung abgeschlossen haben. Für Schaulustige lohnt sich also auch ein Besuch an den Zwischenstationen oder zu den Pausen, wo sich alle Autos gemeinsam präsentieren.

Die Vorbereitung für die Rallye am Samstag fällt bei Egon und Erika Rudloff kurz aus. Er werde noch einmal das Auto überprüfen, sie die Karten. "Das Einzige, woran wir noch denken müssen, sind Sonnencreme und Hut", sagt er in Hoffnung auf schönes Ausflugswetter. Denn jeder liebevoll aufbereiteter Oldtimer habe einen Feind: schlechtes Wetter.
Die Stationen der Marienberg Classic Rallye am 28. Mai9 Uhr: Start in Estenfeld; 9.30 Uhr: Biebelried; 10 Uhr: Kitzingen (Mercedes Iglhaut); 11.30 Uhr: Mittagspause in Abtswind (Weingut Behringer); 12.40 Uhr: Wüstenfelden; 13.10 Uhr: Willanzheim; 13.30 Uhr: Seinsheim; 14 Uhr: Marktsteft (Brauerei Kesselring); 14.30 Uhr: Westheim; 14.40 Uhr: Kaffeepause in Rottendorf (Gut Wöllried); 15 Uhr: Rottendorf; 15.30 Uhr: Würzburg-Ost (KFZ-Innung Unterfranken); 15.45 Uhr: Zieleinfahrt in Estenfeld; 20 Uhr: SiegerehrungQuelle: ADAC Ortsclub Würzburg