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Würzburg: Opfer der Hexenverfolgung: So will die Stadt Würzburg jetzt an mehr als 350 hingerichtete Frauen erinnern

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Opfer der Hexenverfolgung: So will die Stadt Würzburg jetzt an mehr als 350 hingerichtete Frauen erinnern

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    Eine Hexenverbrennung in Deutschland im Jahr 1555: Ähnliche Hinrichtungen wurden auch in Würzburg vollzogen. Jetzt soll ein Denkmal an das Schicksal der als "Hexen" ermordeten Frauen erinnern. 
    Eine Hexenverbrennung in Deutschland im Jahr 1555: Ähnliche Hinrichtungen wurden auch in Würzburg vollzogen. Jetzt soll ein Denkmal an das Schicksal der als "Hexen" ermordeten Frauen erinnern.  Foto: frm, dpa

    Knapp acht Jahre hat es gedauert, einen geeigneten Standort für ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgungen in Würzburg zu finden. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit beschlossen, dass der Erinnerungsort am Schottenanger entstehen soll. Gestaltung und Finanzierung der künftigen Gedenkstätte sind derweil noch offen.

    Rund 25.000 Menschen wurden in Deutschland wegen Hexerei hingerichtet, in Würzburg sollen es mehr als 350 gewesen sein, darunter laut Stadtarchiv "eine verhältnismäßig hohe Zahl von Kindern und Klerikern". Zu ihnen gehörte die Subpriorin des Klosters Unterzell, die am 21. Juni 1749 auf Höchberger Gemarkung enthauptet und am Hexenbruch verbrannt wurde. Sie gilt als letztes Opfer der Hexenverfolgungen in Franken.

    Viele zentrale Plätze in Würzburg wurden als Standort für das Denkmal geprüft

    Die schwerste Verfolgungswelle in Würzburg fand unter Fürstbischof Philipp Adolph von Ehrenberg (1623–1631) zwischen 1627 und 1629 statt, als bei mehr als vierzig Hinrichtungen insgesamt 219 Menschen starben.

    Am Schottenanger soll ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung errichtet werden. Bäume und der Wegfall einiger Parkplätze sollen für eine neue Aufenthaltsqualität sorgen.
    Am Schottenanger soll ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung errichtet werden. Bäume und der Wegfall einiger Parkplätze sollen für eine neue Aufenthaltsqualität sorgen. Foto: Patty Varasano

    Im November 2014 hatte die damalige SPD-Stadträtin Laura Wallner beantragt, auf dem Unteren Markt ein Denkmal zu errichten, weil dort bei den Bauarbeiten für die Marktgarage in den 1970er Jahren Spuren von Scheiterhaufen gefunden worden sein sollen. Weil es dafür nach den Erkenntnissen des Stadtarchivs keine belastbaren Belege gibt, begann nach einem Beschluss des Stadtrats im Herbst 2019 die Suche nach einem geeigneten Standort.

    Untersucht wurden unter anderem der Geschwister-Scholl-Platz in der Nähe des so genannten "Hexenturms", in dem heute Abteilungen der Universität untergebracht sind. Dass dort Hexen gefoltert wurden, ist laut Beschlussvorlage des Stadtrats allerdings nicht nachgewiesen. Geprüft wurden auch der Standort des ehemaligen Landgerichts mit Hexengefängnis am Kürschnerhof und der Sanderrasen als ehemalige Hinrichtungs- und Verbrennungsstätte.

    Auch am Schottenanger fanden zu früheren Zeiten Hinrichtungen statt. Zum Beispiel wurde dort im 15. Jahrhundert Hans Böhm als Ketzer verbrannt, vor Ort erinnert ein Denkmal an den "Pfeiffer von Niklashausen". Wegen der Nähe zur Innenstadt, der ruhigen Lage und des historischen Kontexts soll dort zusätzlich ein Erinnerungsort für die Opfer der Hexenverfolgungen entstehen.

    Schottenanger: Hier soll ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung errichtet werden. 
    Schottenanger: Hier soll ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung errichtet werden.  Foto: Patty Varasano

    Bundesweit ausgeschriebener Wettbewerb für das Denkmal

    Der Platz am Schottenanger wird vom Tiefbauamt neu gestaltet, sobald dafür Mittel im städtischen Haushalt eingestellt sind. Im Zuge der Umgestaltung soll das Böhm-Denkmal versetzt und der neue Erinnerungsort für die Hexenverfolgungen errichtet werden. "Es ist vorgesehen, dass sich die beiden Denkmäler nicht gegenseitig stören", versicherte Kulturreferent Achim Könneke im Stadtrat.

    Zur Gestaltung des Denkmals soll im kommenden Jahr ein bundesweit ausgeschriebener künstlerischer Wettbewerb durchgeführt werden. Die Kosten für den Wettbewerb und die Realisierung des Erinnerungsortes werden aktuell auf 120.000 bis 170.000 Euro geschätzt, an der Finanzierung sollen sich laut Stadtratsbeschluss neben der Stadt die katholische Kirche, die Universität und der Bezirk Unterfranken beteiligen.

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