Jens Wasmuth (33) ist einer der bayerischen Organisatoren der Bewegung "Land schafft Verbindung". Im Interview erklärt der Landwirt aus Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld), warum er den vorzeitigen Abbruch der Kundgebung in Würzburg nicht als Niederlage bewertet und wie die Zukunft der Landwirtschaft aussieht, falls sich nichts ändert.
Frage: Rund 1000 Landwirte waren am Dienstag laut Polizei mit ihren Traktoren in Würzburg unterwegs. Wie haben Sie das auf die Beine gestellt?
Jens Wasmuth: Das war tatsächlich ganz einfach. Die Organisation ging erst vor zwei Wochen los und lief über die sozialen Medien. Da steckte auch kein Verband dahinter. Es gab anfangs nur eine Facebook-Seite, da ging es erst einmal aber nur um Bonn. Doch das ist nicht so gut zu erreichen von Bayern aus – vor allem nicht mit dem Schlepper. Es haben sich dann schnell immer mehr Landwirte gefunden, die gesagt haben: "Es reicht jetzt, wir packen das mal an." Parallel wurden WhatsApp-Gruppen gegründet, um das Ganze zu koordinieren. Das passierte erst auf Ebene der Bundesländer, später sogar auf Landkreisebene. Es gab einen enormen Zulauf. Nach Würzburg kamen dann hauptsächlich Landwirte aus Unterfranken und Mittelfranken, ein kleiner Teil aus Hessen.

Waren Sie überrascht, wie viele Leute zum Protestieren nach Würzburg gekommen sind?
Wasmuth: Ich war überwältigt von der Teilnehmerzahl. Wir haben anfangs mit 50 Personen in Würzburg gerechnet. Gestern haben wir dann angemeldet, dass es doch etwa 500 sein werden. Plötzlich war eine riesige Masse da. Der heutige Tag war sicher ein Erfolg, die Stimmung war angeheizt. Wir haben Einigkeit gezeigt. Rindviehhalter, Winzer und Biobauern: Es waren Landwirte aus allen Branchen da. Und wir werden auch wieder kommen, mit der heutigen Veranstaltung ist es nicht getan.
Was ist das Ziel von "Land schafft Verbindung"?
Wasmuth: Wir wollen mit den Verbrauchern und der Politik in den Dialog treten. Wir fordern keine weiteren Subventionen; diese helfen uns auch nicht wirklich weiter, wenn wir an anderen Stellen wieder gebeutelt werden. Stattdessen wollen wir Agrarpolitik mitgestalten dürfen. Unser Hauptanliegen ist es, dass man weiß, dass wir uns nicht mehr alles gefallen lassen.
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Die Veranstaltung in Würzburg musste vorzeitig abgebrochen werden. Sind Sie darüber enttäuscht?
Wasmuth: Wir sehen es nicht als Niederlage, dass die Veranstaltung abgebrochen werden musste. Wir hätten natürlich gerne unsere Kundgebung abgehalten, trotzdem haben wir es geschafft, die Bevölkerung zu erreichen und wahrgenommen zu werden. Die Polizei war sehr kooperativ, das ist alles in geordneten Bahnen abgelaufen. Es gab keinen Streit oder Ärger. Rettungswagen müssen nun einmal durch die Stadt kommen können, da geht es schließlich um Menschenleben. Unser Ziel war es auch nicht, ein Verkehrschaos anzurichten und die Bürger damit zu verärgern. Das war auch ein Grund, warum wir uns entschieden haben, das jetzt abzubrechen. Beim nächsten Mal wäre ein Ort denkbar, an dem diese Menge an Fahrzeugen auch hin passt.
Wie sehen Sie die Zukunft der Landwirtschaft?
Wasmuth: Wenn sich nichts verändert, wird es in Zukunft nur noch ein paar wenige Großbetriebe geben und der Rest wird importiert. Dann haben wir überhaupt keinen Einfluss mehr darauf, unter welchen Bedingungen das produziert wird. Wir sind darauf angewiesen, was uns die Zulieferer aus anderen Ländern erzählen. Ob das dann so stimmt, da setze ich ein großes Fragezeichen dahinter.
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