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KITZINGEN: Panama-Hut, made in Kitzingen

KITZINGEN

Panama-Hut, made in Kitzingen

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    Lourdes Hipp beim Nähen der Krempe.
    Lourdes Hipp beim Nähen der Krempe.

    Panamahüte zierten Köpfe des Schriftstellers Ernest Hemingway und des Schauspielers Paul Newman. Heute fertigt der Kitzinger Thomas Hipp die markante Kopfbedeckung und vertreibt sie in ganz Europa.

    So mancher, der daran vorbei fährt, wundert sich über den kleinen unscheinbaren Laden in der Fischergasse 5 in Kitzingen. Ein paar Hüte im Schaufenster deuten auf ein Hutgeschäft hin, aber der Laden ist geschlossen. Im Hinterhof hat Thomas Hipp zusammen mit seiner Frau Lourdes seine kleine Werkstatt. Hier entstehen die Hüte, die er unter der Marke „Vintimilla“ – das ist der Mädchennamen seiner Frau – in Europa und darüber hinaus verkauft.

    Es sind nicht irgendwelche Hüte, sondern besonders leichte mit breiter Krempe: Panamahüte. Napoleon III., Winston Churchill, Paul Newman, Harry S. Truman oder Erich Honecker trugen sie. Ernest Hemingway könnte man sich ohne nicht vorstellen und 1925 hat der türkische Staatsgründer Atatürk in den Modernisierungsgesetzte angeordnet, dass diese Kopfbedeckung, als Kennzeichen des modernen Mannes den traditionellen Fez ersetzen soll. Amerika rüstet 1898 im spanisch-amerikanischen Krieg 50 000 Soldaten zum Schutz gegen die Sonne damit aus und seit der Panamahut 1855 bei der Weltausstellung in Paris vorgestellt wurde, war sein Siegeszug auch in Europa nicht aufzuhalten.

    Der Panamahut hat Geschichte und Geschichten geschrieben. Jedoch kommt er nicht, wie der Name glauben macht, aus Panama. Seit 1630 kommt er aus Ecuador, genauer, aus den Provinzen Manabí und Auzay, wo er in Heimarbeit entsteht. Das Original wird traditionell aus dem feinen Stroh der Toquilla-Pflanzen geflochten. Besonders fein und aufwändig geflochtene Exemplare können durchaus ein paar tausend Euro kosten, sagt Hipp.

    Der 42-Jährige hat vor rund elf Jahren im „Spiegel“ etwas über die traditionelle Kopfbedeckung aus Südamerika gelesen und hatte dann die zündende Idee: Hipp, der zunächst einige Semester Bauingenieurswesen studierte hatte und danach in einer Steuerkanzlei eine Ausbildung machte, beschloss, Panamahüte nach Deutschland zu importieren.

    Die Idee kam nicht von ungefähr. Hipps Ehefrau Lourdes stammt aus Ecuador, aus Azogues, der Hauptstadt der Provinz Canar. Dort hat er sie vor vielen Jahren als Rucksacktourist kennengelernt, als er einen Sprachkurs besuchte. Schon immer werden in dieser ländlich geprägten Region Rohlinge für die traditionellen Hüte geflochten, die dann zur Weiterverarbeitung an Manufakturen verkauft werden.

    Hipp bestellte zunächst vier der Hüte, um sich mit einem Freund über die Chancen seiner Idee zu beraten. Der Freund hatte kurz zuvor eine ähnliche Idee und verkauft seither Hüte und Bekleidung aus Australien. Weitere Tipps bekam er von der Modistin Karin Zeisberger aus Waldfenster. Mit ihr arbeitet Hipp noch immer zusammen.

    „Probleme waren, eine gute Qualität und zuverlässige Lieferanten zu finden“, berichtet Hipp. Auch die ecuadorianische Zollbehörden waren immer wieder ein Hemmnis. Daher machte er sich auf die Suche nach Firmen, die das nötige Zubehör, wie Leder-, Zier- und Schweißbänder für seine Hüte herstellen. Fündig wurde er in Deutschland und Italien.

    Der Bekanntheitsgrad der Marke „Vintimilla“ stieg und Hipp wagte den nächsten Schritt. „Ich wollte unabhängiger und damit flexibler sein“, so der Jungunternehmer. 2010 kaufte er in Italien die Ausstattung für eine eigene Hut-Werkstatt. Rund 30 000 Euro hat er in Pressen und Nähmaschinen investiert. Zusammen mit dem Modisten Andreas Müller und Ehefrau Lourdes stellt er hier die eigenen Modelle her. Manchmal muss auch Hipps Mutter mit anpacken. „Hier kann jeder von uns alles“, so Hipp nicht ohne Stolz

    Die Rohlinge, auch Stumpen genannt, kommen in bester Qualität nach wie vor aus Ecuador. Bis daraus ein „Panama-Hut made in Kitzingen“ wird, sind allerdings noch bis zu 15 Arbeitsschritte nötig. Die Rohlinge mit Dampf in die richtige Form und Größe pressen, Ein dünnes Kunststoffseil als Stabilisator in die Krempe einnähen, die Krempe versäubern, Schweißband und Firmenlogo einnähen und je nach Modell die entsprechenden Zierbänder aufnähen.

    Vintimilla

    15 000 Hüte haben heuer von Kitzingen aus ihre Reise in Hutläden in Deutschland, nach Italien, Frankreich, Schweiz, Österreich, Spanien, Schweden, Finnland, Tschechien, Kasachstan, Australien und sogar nach Korea angetreten. „Lediglich Ägypten ist heuer, wegen der Unruhen dort, weggefallen“, erzählt Hipp. Neben Hutgeschäften zählen auch Golfclubs zu den Abnehmern. Drei Handelsvertreter und er selbst besuchen die Kunden. Derzeit ist das kleine Lager in der Fischergasse fast leer. Für kommendes Jahr, schätzt Hipp, wird er wohl 20 000 Hüte ausliefern können. Die Container mit den Rohlingen aus Ecuador sind bereits geordert.

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