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VEITSHÖCHHEIM: Panzer zum Anfassen

VEITSHÖCHHEIM

Panzer zum Anfassen

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    Flashmob der Initiative gegen Militarismus gegen den Tag der Bundeswehr.
    Flashmob der Initiative gegen Militarismus gegen den Tag der Bundeswehr. Foto: Initiative gegen Militarismus

    Zwei Eurofighter drehen ihre Runden. Sie melden dem Truppenführer Heer am Boden, dass sich verdächtige Aktivitäten in einem Gehöft mit vier Gebäuden abspielen und sich hier Personen aufhalten, die bewaffnet sind. Mit einer spannenden Show präsentierte sich die Truppe beim Tag der Bundeswehr in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).

    Zur Aufklärung springen auch Fallschirmspringer ab. Am Waldrand tauchen in Deckung ein Spähpanzer und ein Spähwagen Fennek auf. Sie lassen eine mit Zoom-Kameras ausgerüstete Drohne aufsteigen, die weitere Infos liefert. Über die Lautsprecher tönen die Funkanweisungen des Truppenführers über das gesamte Gelände. Zwei Kampfpanzer Leopard beziehen Stellung, sichern zwei Schützenpanzer Marder ab, die donnernd zum Angriff auf das Gehöft losfahren. Gewehrsalven aus Maschinengewehren und Feuersalven aus Panzerrohren erfüllen ohrenbetäubend, von Rauchschwaden begleitet, die Luft.

    Viele Kinder verfolgten die Show

    Dieses 40 Minuten dauernde, zweimal aufgeführte ohrenbetäubende Kriegsszenario war nicht nur auf einer Riesenleinwand auf dem Festplatz der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim beim „Tag der Bundeswehr“ zu sehen, sondern spielte sich für Tausende von Besuchern gleich nebenan auf dem vom Festplatz abgetrennten Teil des Exerzierplatzes ab.

    Unter den Zuschauern waren erstaunlich viele kleine Kinder, die das Geschehen gebannt auf den Schultern ihrer Väter verfolgten, die früher vielleicht selbst hier als Wehrpflichtige dienten.

    So auch Peter Gabel aus Hettstadt, der vor 25 Jahren bei den Sanitätern war und feststellte, dass deren Unimog noch der gleiche Typ ist, wie zu seiner Dienstzeit. Für seinen Sohn war die Panzervorführung ein unvergessliches Erlebnis gewesen. Auch Alexander Scheiderer, heute Polizeibeamter, war vor 25 Jahren in Veitshöchheim im Stab der damals noch bestehenden 12. Panzerdivision tätig. Seinen siebenjährigen Sohn Maximilian beeindruckte, wie schnell der Leopard unterwegs war und als wäre es ein Klacks, ein Auto zermalmte.

    Ein Erlebnis: Einen Panzer zu besteigen

    Die so von Groß und Klein erlebte dynamische Waffenschau war ohne Zweifel das Highlight der mit einem Feldgottesdienst begonnenen Veranstaltung, die bereits zur Halbzeit, ehe der Regen einsetzte, 11 000 Besucher über das Nordtor und 6000 über das Südtor angezogen hatte. Mit dieser Schau wollte die 10. Panzerdivision, so Divisionskommandeur Bernd Schütt, die Leistungsfähigkeit ihrer Waffensysteme demonstrieren. Die eingesetzten Panzer und Waffen konnten dann alle Besucher bei der statischen Ausstellung hautnah begutachten. Vor allem für die Kinder war es ein tolles Erlebnis einen Panzer zu besteigen.

    Spektakulär war auch der Auftritt von zwei Spitzensportlern aus dem Bundeswehrleistungssportzentrum Todtnau im Schwarzwald auf dem Trampolin. Hier zeigten die mehrfachen Deutschen Meister Kyrylo Sonn und Immanuel Kober, die im letzten Jahr Dritte bei den Europameisterschaften im Synchronspringen wurden, mit Sprüngen und Dreifachsalti in schwindelerregenden Höhen ihr Können.

    Aktiv mit Vorführungen waren aus Würzburg auch die Feuerwehrschule Würzburg, die Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes, das Technische Hilfswerk und der Landesjägerverband aus Würzburg. Auf der großen Bühne des Festplatzes unterhielten die Big Band der Musikschule Veitshöchheim, das Heeresmusikkorps, der Shantychor und eine Sambagruppe.

    Viele Angebote für Kinder

    Groß war der Andrang von Kindern in der Spielzone, in der sich die Kleinen auf Riesenrad, Karussell, Gecko-Bahn und mehreren Hüpfburganlagen vergnügen konnten, bis dann zur Halbzeit der Regen einsetzte. Überdacht gab es Puppentheater und Luftballonformer, einen Schminkstand der Tanzsportgarde Veitshöchheim sowie Bastelangebote von Erzieherinnen aus örtlichen Kindergärten.

    Das abwechslungsreiche Programm erlaubte es den Besuchern Truppe und die Dienststellen am Standort im wahrsten Sinne des Wortes zum Anfassen zu erleben und mit den Staatsbürgern in Uniform in Dialog zu treten, etwa mit der Leitenden Truppenpsychologin Claudia Stade, die eineinhalb Jahre in Afghanistan und in Bosnien im Einsatz war, um traumatisierten Soldaten zu helfen.

    Ein fünfköpfiges Projekt-Team war unter der Leitung von Oberstleutnant Thomas Menikheim zur Vorbereitung dieses Tages ein halbes Jahr und 350 Soldaten am Samstag im Einsatz.

    Die Seniorin Elisabeth Schilling-Küng aus Veitshöchheim fand es hinreißend, wie toll alles organisiert war und wie alle Besucher durch das Dargebotene begeistert werden konnten. Dem Divisionsstab sei es so gelungen, die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren.

    Flashmob-Aktion gegen die Bundeswehr

    Doch nicht alle teilten diese Meinung: Mit einer Flashmob-Aktion gab es auch Protest gegen die Bundeswehr: Aktivisten legten sich mit rot gefärbten T-Shirts vor einen der ausgestellten Militärhubschrauber und zeigten ein Transparent mit der Aufschrift „Kein Werben fürs Sterben!“

    Die Volksfeststimmung beim Tag der Bundeswehr erzeuge kein realistisches Bild vom Militär, so die Aktivisten. „Es wird vollkommen verschwiegen, dass die Geräte dazu da sind, andere Menschen umzubringen und die Soldaten zum Töten ausgebildet werden“, sagte Nicola Schmid, eine der Flashmob-Aktivistinnen.

    „Hinter unserer Kritik an der Propaganda der Bundeswehr steckt auch eine generelle Ablehnung des des Militärs und der deutschen Kriegspolitik“, so Schmid weiter. Deshalb der abschließende Appell der Aktivisten: „Wir rufen dazu auf, dem staatlich organisierten Töten und Zerstören entschlossen entgegenzutreten!“

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