Wegen Corona ging es mit Park & Ride jetzt ganz schnell: Um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln und die Parkplatzsuche zu erleichtern, hat der Stadtrat Ende November beschlossen, dass an den Adventssamstagen zusätzliche Busse von den Parkplätzen bei Ikea und dem Hubland Campus fahren.
Über die Etablierung von Parkhäusern mit ÖPNV-Anbindung wird dagegen seit Jahren diskutiert. Vor drei Jahren hatte sich der Stadtrat von der Verwaltung ein Park & Ride-Konzept gewünscht. Acht Orte im Stadtgebiet sollten als mögliche Standorte untersucht werden. Einen Park & Ride-Platz hatte der Stadtrat im Mai 2019 festgelegt: Gegenüber der s.Oliver-Arena in der Sanderau soll ein Parkhaus entstehen, und die Straßenbahn-Haltestelle "Königsberger Straße" ausgebaut werden. Wird daraus noch was?
Was wird aus dem geplanten Parkhaus in der Sanderau?
Auch das Baureferat war im vergangenen Jahr hinter der Entscheidung für die Sanderau gestanden. Baureferent Benjamin Schneider hatte ankündigt, dass die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) ihre jahrelangen Pläne für den barrierefreien Umbau der Straßenbahn- und Omnibus-Haltestellen in der Königsberger Straße bald abschließen und in der zweiten Jahreshälfte 2020 Baurecht bekommen könnte.

Doch inzwischen haben sich die Machtverhältnisse im Stadtrat geändert, und das Erstarken der Grünen-Fraktion sorgte dafür, dass das erste Würzburger Park & Ride-Konzept doch wieder auf Eis liegt. Denn die Grünen, seit der Kommunalwahl im März stärkste Fraktion im Stadtrat, hatten das Parkhaus in der Sanderau immer abgelehnt, weil sie den Autoverkehr nicht erst in den Stadtteilen, sondern schon weiter außerhalb abfangen wollen.
Die CSU steht hinter dem Parkhaus auf dem Minigolf-Gelände
"Wir stehen aufgrund des guten Anschlusses an die Straßenbahn weiterhin zu diesem Standort", sagt dagegen Wolfgang Roth, Fraktionschef der CSU. Roth bedauert, dass das Thema Park & Ride seit längerem nicht mehr im Stadtrat diskutiert wurde. Eine Entscheidung zur Stettiner Straße sollte möglichst bald getroffen werden.
Das wollen auch Bürgerforum, FDP und FWG. Sie stellen in der Sitzung des Stadtrats am Donnerstag einen interfraktionellen Antrag mit einem Alternativ-Vorschlag: Das Parkhaus soll, statt auf dem Minigolf-Gelände, auf dem unbebauten Schotterparkplatz in der Feggrube neben der TGW-Halle gebaut, und die Straßenbahn bis dahin verlängert werden.
Alternative in der Feggrube
"Der Vorteil besteht darin, dass die Benutzer des Parkhauses eine unmittelbare Anbindung an den ÖPNV bekommen, und die bestehende Grünfläche nicht angetastet wird", sagt Josef Hofmann, Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft Würzburg (FWG).
Grünen-Politiker und Umweltreferent Martin Heilig, in dessen Ressort das Thema fällt, sagt auf Anfrage der Redaktion, dass ein Parkhaus in der Sanderau momentan auf verschiedenen Ebenen der Verwaltung untersucht werde. Er selbst ist von dem Standort nicht begeistert.
"Nach Würzburg kommen viel mehr Pendler mit dem Auto, als in anderen vergleichbaren Großstädten."
Umweltreferent Martin Heilig
"Park & Ride-Plätze innerhalb der Stadtgrenzen haben kaum entlastende Effekte und sind sehr teuer", sagt Heilig. Dies zeige auch ein Gutachten der WVV. Stattdessen solle man Anreize für Pendler schaffen, ihr Auto schon vor der Stadt abzustellen und auf Bus oder Bahn umzusteigen. Als mögliche Standorte dafür nennt Heilig zum Beispiel Unterpleichfeld, das Industriegebiet in Höchberg oder Rottendorf - wo die Anbindung per Schiene schon gut genutzt werde.
Über 58 000 Pendler kommen täglich nach Würzburg
Wann das Gutachten der WVV öffentlich diskutiert wird, steht noch nicht fest. Laut Pressesprecher Jürgen Dornberger ist es noch in Arbeit. Untersucht würden mögliche Park & Ride-Standorte, die Einbindung des ÖPNV und Tarifkonzepte für das Parken in der Stadt.
"Wichtiger als neue Parkplätze zu schaffen ist es, den ÖPNV im Speckgürtel prinzipiell zu verbessern", sagt Heilig. Über 58 000 Pendler fahren laut amtlicher Statistik täglich nach Würzburg. Der Großteil im eigenen Auto. "Nach Würzburg kommen viel mehr Pendler mit dem Auto, als in anderen vergleichbaren Großstädten", sagt Heilig. In Gesprächen mit dem Bürgermeister und dem Landrat sowie im interkommunalen Ausschuss will Heilig daran arbeiten, das zu ändern.