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Würzburg: Parkführung zum Zwiebelschälen

Würzburg

Parkführung zum Zwiebelschälen

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    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Mitte des 19. Jahrhunderts bastelten norwegische Künstler aller Gattungen an einer Kulturtradition ihres aufkommenden Nationalstaats. Der junge Dramatiker Henrik Ibsen verfolgte das kritisch.

    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Sein Held Peer Gynt etwa stapft ganz und gar nicht national-romantisch durch das Land der Trolle und der Handelsflotten. Er hat nur sich selbst im Sinn. Hat Spaß am Lügen und Legendenbilden, macht bei der Wahl seiner Sexualpartnerinnen keinen Unterschied zwischen der reinen Dorfschönen und dem gefährlichen Monsterweibchen. Wie er sich beim mehrmaligen Gewinn und Verlust von Vermögenswerten verhält, wird in der Würzburger Inszenierung am Theater Ensemble nur gerafft erzählt. Dank Verzicht auf die Episoden in Afrika und Amerika sinkt die Aufführungsdauer von fünf auf annehmbare zwei Stunden. Am Ende kehrt die – keineswegs als Sympathieträger gedachte – Titelfigur zurück in die Heimat und zu Solveig, die offenbar im Rahmen eines Penelopekomplexes jahrzehntelang auf diesen Windbeutel gewartet hat.

    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Die neun Identitäten des Peer Gynt

    Dem Regisseur Michael Jansky liegt vor allem an der Identitätsfrage, an Peer Gynts berühmtem "Sei, wer du bist". Zum Finale schält Peer das Thema wörtlich anhand einer Zwiebel heraus, um nach all den Schalen seiner bisherigen Existenz auf – nichts Besonderes zu stoßen. Dieses Gleichnis greift die Würzburger Inszenierung schon im ersten Bild auf: Neun Identitäten des Herrn Gynt sitzen über Schneidbrettchen gebeugt und ziehen mit Küchenmessern Längs- und Querschnitte durch die tränenprovozierende Gemüseknolle. Denn heute geht man einfach selbstverständlich von der multiplen Persönlichkeit aus.

    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Diese Botschaft wird vor allem dadurch realisiert, dass zwei Darsteller den Peer simultan verkörpern: Jannik Pitt und Jenny Greenflower spielen mit ähnlich hoher Energie, wobei dem – deutlich stärker beschäftigten – Pitt das dicke Pathos zugutekommt, das die Inszenierung zulässt, trotz oder grade wegen der teils höchst banalen Reime, in die sich Ibsen und seine Übersetzer verstrickten. Sein Kollege Hans Christian Andersen bekannte, er habe noch nie einen schrecklicheren Text gelesen als den "Peer Gynt".

    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Begeisterter Schlusspplaus

    Warum also hingehen? Einmal wegen der Ensembleleistung. Das Theater Ensemble (!) hat im Lauf der letzten Jahre wieder eine Menge junger Talente angezogen, die hier mit dem bewährten Ehepaar Schmelter ein mitreißendes Team bilden. Sodann: Regieeinfälle! Wie stelle ich einen Schiffbruch durch ein Bettlaken dar? Was kann ich mit einem Rhönrad anfangen? Gute Fragen, und das Theater Ensemble hat bildmächtige Antworten. Deren großflächigste ist die Umsetzung des episodischen Dramas in ein Stationentheater. Die Inszenierung bespielt außer der Waldrandbühne drei weitere Plätze auf dem Bürgerbräu-Gelände, das hier so richtiggut zur Geltung kommt - "Peer Gynt" erschließt den Park. Außerdem vermittelt die Sommerbühne an der Frankfurter Straße einen Klassiker der Weltliteratur. Ob zu Recht so genannt oder nicht so genannt – das darf das Publikum selbst entscheiden. Begeisterter Schlussapplaus.

    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert.
    Das TheaterEnsemble auf dem Bürgerbräugelände in der Würzburger Zellerau hat "Peer Gynt" inszeniert und als Stationentheater konzipiert. Foto: Thomas Obermeier

    Peer Gynt, Sommerbühne Bürgerbräu, Donnerstag bis Samstag,19 Uhr, bis Ende August: www.theater-ensemble.net

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