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Würzburg: Passt ein bis zu 60 Meter hohes neues Hochhaus ins Würzburger Stadtbild? Expertenkommission äußert Zweifel und Kritik

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Passt ein bis zu 60 Meter hohes neues Hochhaus ins Würzburger Stadtbild? Expertenkommission äußert Zweifel und Kritik

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    Eine Strukturstudie des Frankfurter Architekturbüros Albert Speer + Partner zeigt die geplanten Baukörper zwischen Schürer- und Beethovenstraße. Für die Gestaltung der Fassaden wird ein Architekturwettbewerb durchgeführt.
    Eine Strukturstudie des Frankfurter Architekturbüros Albert Speer + Partner zeigt die geplanten Baukörper zwischen Schürer- und Beethovenstraße. Für die Gestaltung der Fassaden wird ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Foto: AS+P Albert Speer + Partner

    Passt ein von der Beethovengruppe geplantes neues Büro-Hochhaus auf dem Grundstück zwischen Schürer- und Beethovenstraße in die Würzburger Stadtsilhouette? Die Expertinnen und Experten der städtischen Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA) waren sich bei dieser Frage nicht ganz einig. Kritik gab es in der jüngsten Sitzung des Gremiums teilweise an der Höhe, vor allem aber an der geplanten Baumasse auf dem Areal zwischen Beethovencenter und der Alten Universitätsdruckerei Stürtz.

    Im ersten Bauabschnitt soll an der nordöstlichen Ecke des Grundstücks, das derzeit als großer Parkplatz genutzt wird, ein sechsgeschossiges, L-förmiges Gebäude und daneben ein breites Doppel-Hochhaus mit bis zu 16 Geschossen und bis zu 60 Metern Höhe entstehen. Die Bestandsbebauung mit der Diskothek "Labyrinth" an der Nordwestecke des Areals soll nach aktuellem Stand in einem zweiten Bauabschnitt durch einen siebengeschossigen Neubau ersetzt werden.

    Geplant sind in allen drei Gebäuden Gewerbe- und Büroflächen und darunter eine zweigeschossige Tiefgarage. Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung gibt es noch nicht, für die Gestaltung der Fassaden ist ein Architekturwettbewerb vorgesehen.

    Architekturbüro: Höhe außerhalb der Würzburger Altstadt vertretbar

    Durch die beiden L-förmigen Seitengebäude entstehen zwei Innenhöfe, die laut Kathrin Gallus vom renommierten Architekturbüro Albert Speer & Partner aus Frankfurt großzügig begrünt und dadurch eine hohe Aufenthaltsqualität haben werden. "Nachhaltige Konzepte sind bei uns Standard", versicherte die Architektin. Die geplante Höhe des mittleren Gebäudes sei außerhalb der Altstadt und des Ringparks vertretbar.

    Die Beethovengruppe plant ein neues Hochhaus von 60 meter in der Beethoven Straße. Besonders die Höhe sorgte für lange Diskussionen in den Gremien des Stadtrats. Auf dem Gelände ist heute unter anderem der Club Labyrinth.
    Die Beethovengruppe plant ein neues Hochhaus von 60 meter in der Beethoven Straße. Besonders die Höhe sorgte für lange Diskussionen in den Gremien des Stadtrats. Auf dem Gelände ist heute unter anderem der Club Labyrinth. Foto: Illustration: Stadt Würzburg/Google Earth/MP

    Projektentwickler Karl Göpfert von der Beethoven4 GmbH ist gebürtiger Würzburger. "Mir liegt viel daran, dass sich meine Heimatstadt gut entwickelt", betonte er in der KoSA. Angesichts des frühen Stadiums seien in Zusammenarbeit mit dem städtischen Baureferat bereits viele Themen bearbeitet worden. Unter anderem sei das gesamte Projekt inklusive Tiefgarage um vier große Bäume an der Beethovenstraße herum geplant worden, die dadurch erhalten bleiben.

    Oberbürgermeister Christian Schuchardt hält ein neues Hochhaus außerhalb der historischen Kernstadt "im Einzelfall für vertretbar", Baureferent Benjamin Schneider ebenfalls. Er wollte in der vergangenen Woche durch einen Grundsatzbeschluss vom Stadtrat erfahren, ob die bereits 2011 beschlossene Nachverdichtung auf dem Areal weitergeplant werden darf. Die Entscheidung wurde mit Mehrheit vertagt, weil die Stadträtinnen und Stadträte erst einmal die Einschätzung der KoSA hören wollten.

    Kritik an Höhe und Standort

    Ganz einig waren sich die auswärtigen Expertinnen und Experten nicht. "Zu hoch, zu massig und der falsche Standort", sagte Architekturprofessorin Karin Schmid (München), die unter anderem an einer Hochhausstudie für München und einem Hochhausentwicklungsplan für Frankfurt mitgearbeitet hat. Hochhäuser müssen nach ihren Worten höhere architektonische Anforderungen als andere Gebäude erfüllen, "weil die Silhouette der Stadt ein Allgemeingut ist, das allen Bürgerinnen und Bürgern gehört". Von der geplanten großflächigen Büronutzung zeigte sie sich überrascht, nachdem anderswo leerstehende Büro-Immobilien in Wohnraum umgewandelt werden.

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    Architekt Ulrich Zeiger aus Hamburg bemängelte nicht die Höhe, aber die Baumasse des Hochhauses und empfahl zwei einzelne, "feinere" Baukörper an Stelle des geplanten Z-förmigen Gebäudes mit seinem Mittelbau. Deutlich filigraner muss der Entwurf auch nach Ansicht von Wilhelm Huber werden. Maßstab für das Würzburger Stadtbild sind für den Architekten aus dem Allgäu die zahlreichen Kirchen.

    Baureferat und Investor sollen auch Wohnbebauung prüfen

    "Ein Hochhaus muss wie ein Kirchturm sein", meinte auch Architekturprofessor Leonhard Schenk (Konstanz). Punktförmig, schlank und elegant sollten die geplanten Gebäude sein, seien statt dessen aber "von jeder Seite wuchtig". An Stelle einer rein gewerblichen Nutzung könne er sich eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten in der Beethovenstraße vorstellen. Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin Doris Grabner aus München sprach sich ebenfalls für eine gemischte Nutzung aus.

    "Große Befürchtungen, dass es nicht sehr verträglich wird" äußerte Ingrid Burgstaller von der Technischen Hochschule Nürnberg. Durch die Würzburger Topografie mit den Weinbergen entstehe ein schützenswerter Kontext zwischen Natur und Großstadt: "Wenn man von der Festung oder vom Käppele auf die Stadt schaut, (…) dann stören einzelne Baukörper, die zu massig werden."

    Ein abschließendes Votum zu dem Projekt will die KoSA erst abgeben, wenn die Pläne überarbeitet und noch einmal vorgelegt wurden. Vor einem Grundsatzbeschluss über das Projekt soll das Baureferat außerdem zusammen mit dem Investor prüfen, ob auch eine Wohnbebauung auf dem Grundstück möglich ist.

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