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Würzburg: Bundestagswahl: Wie Paul Lehrieder in Würzburg Wahlkampf macht

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Bundestagswahl: Wie Paul Lehrieder in Würzburg Wahlkampf macht

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    Bundestagskandidat Paul Lehrieder (CSU) will am 26. September erneut die Mehrheit der Erststimmen bekommen und den Wahlkreis Würzburg weiter in Berlin vertreten. 
    Bundestagskandidat Paul Lehrieder (CSU) will am 26. September erneut die Mehrheit der Erststimmen bekommen und den Wahlkreis Würzburg weiter in Berlin vertreten.  Foto: Silvia Gralla

    Es geht heiß her am Wahlkampfstand der CSU in der Würzburger Innenstadt. Ende Juli, ein Freitagnachmittag, die Stadt ist voller Menschen: Paul Lehrieder ist nervös. Zu seinem Bürgergespräch am Oberen Markt hat er Ralph Brinkhaus geladen, den Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, quasi seinen Chef. Beide stellen zunächst das Wahlprogramm der Union vor, dann möchten sie mit den Zuhörerinnen und Zuhörern ins Gespräch kommen. 

    Ein paar Menschen stellen den beiden Politikern inhaltliche Fragen und hören ihren Antworten zu. Doch sie bleiben die Ausnahme. Eine größere Gruppe agiert anders: diese Menschen fallen ins Wort, wissen alles besser und bleiben hartnäckig bei ihrer Meinung – eine Mischung aus Impfgegnern, Querdenkern und Verschwörungstheoretikern. Sie machen es den beiden Politikern nicht leicht.  Lehrieder diskutiert hartnäckig: über CO2-Emissionen, die Rente, Corona . . .. Er kann noch so recht haben, er hat keine Chance. Aber er hält durch.

    Paul Lehrieder und seine Jugend auf dem Land

    "Das ist wie mit der AfD im Bundestag", sagt er später. "Da zählen keine Argumente." Am nächsten Tag kommen die gleichen Leute wieder an den Stand, wieder verweigern sie sich der Diskussion. Und drei Wochen später, als Außenpolitiker Norbert Röttgen zu Gast ist und eigentlich über die Afghanistan-Krise sprechen will, stören sie erneut. "Irgendwann werde auch ich meine Geduld verlieren", sagt Lehrieder und bedauert, dass Röttgen mit seinem Blick auf die Afghanistan-Politik nicht durchgekommen ist.  

    Ein paar Wochen später im friedlichen Gaukönigshofen. Hier auf dem idyllischen Land ist Paul Lehrieder zuhause. Hier hat er das Laufen gelernt, hier haben ihm seine Eltern christliche Werte vorgelebt, hier hat er seine ersten Schritte in die Politik gemacht, hier hat er seine Ruhe. Es zieht ihn hinaus in die Natur. Der Thierbach am Gaubahnradweg ist einer seiner Lieblingsplätze. Als Kind hat er hier seinem Vater bei der Heuernte geholfen, stand  hinten auf dem Ladewagen und naschte Zwetschgen, die er sich von den Bäumen pflückte. Schnell kommt er ins Schwärmen, romantisiert seine Jugend auf dem Land. Hier hat er mit Kumpels ein Floß gebaut, Kaulquappen gefangen, einige Abenteuer erlebt.  

    Wahlkampf mit dem Fraktionschef: Paul Lehrieder und Ralph Brinkhaus (rechts) Ende Juli am Oberen Markt in Würzburg. 
    Wahlkampf mit dem Fraktionschef: Paul Lehrieder und Ralph Brinkhaus (rechts) Ende Juli am Oberen Markt in Würzburg.  Foto: Ulises Ruiz

    Schnell kehrt der 61-Jährige wieder in die politische Realität zurück. Die Talaue am Thierbach zeigt er nämlich auch mit gewissen Stolz, weil er Mitte der 90er Jahre, damals noch als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, die guten landwirtschaftlichen Flächen kaufen konnte und sie heute wichtige Retentionsflächen für den Thierbach sind. Mit Blick auf die dramatischen Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sagt er: "Man muss dem Wasser Platz geben."  

    Freundlich, fleißig und fortschrittlich

    Zusammen mit Angela Merkel ist Lehrieder 2005 in den Bundestag gekommen und wie die Kanzlerin in ihrer Kampagne 2017 könnte eigentlich auch er in seinem Wahlkreis mittlerweile plakatieren: "Sie kennen mich." Doch er steht fast jedes Wochenende in der Innenstadt, ist freundlich. Fleißig zeigt er sich bei vielen politischen und gesellschaftlichen Terminen. Er würde sich nur im Wahlkampf in seinem Wahlkreis sehen lassen, kommentieren manche Kritiker sein häufiges Auftreten. Am Wahlkampfstand hört der 61-Jährige solche Stimmen aber nicht. "Sie würde ich schon wählen", bekomme er oft zu hören. Aber auch: "Den Laschet aber nicht." Und woran liegt das? Der Kanzlerkandidat der Union werde in vielen Bereichen unterschätzt, stellt Lehrieder fest. Und, "wir schaffen es gerade nicht, das Positive zu vermitteln", erklärt er das aktuelle Umfragetief der CSU. 

    "Auch 61-Jährige haben noch Interesse an der Zukunft dieses Landes."

    Paul Lehrieder, Direktkandidat der CSU im Wahlkreis Würzburg

    Und wofür steht eigentlich Lehrieder? Als Mitglied der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA), dem Arbeitnehmer-Flügel der CSU, kommt er aus der Arbeits- und Sozialpolitik. Es sei ihm wichtig denen ein Gesicht zu geben, die "nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen", sagt er – eine Einstellung, die in seiner Arbeit als Vorsitzender des Fördervereins Wärmestube und auch beim Klimaschutz durchkommt. "Dieser muss sozial gestaltet sein", fordert er. Aber auch "wirtschaftlich verkraftbar". Denn, "sonst werden weder die Chinesen, noch die Russen mitmachen". Deutschland müsse voran gehen und andere große Industrieländer mit hohen Emissionen überzeugen. "Sonst wird das nichts mit dem Klimaschutz", sagt er und erklärt stolz die fortschrittliche Geothermie-Heizung seines Wohnhauses. 

    Paul Lehrieder gilt als kameradschaftlich

    Zurück am Wahlkampfstand in der Innenstadt: Lehrieder diskutiert immer noch mit den Impfgegnern, Brinkhaus hat es aufgegeben. Er hat Zeit zum Plaudern. Passend zur sozialen Ader seines Kollegen schätze er auch dessen Kameradschaft. Er erinnert sich: "Als ich 2009 in den Bundestag gekommen bin, hat er mir viele Tipps gegeben." Und in der Unionsfraktion genieße Lehrieder hohes Ansehen, weil er verlässlich, aber auch nicht unkritisch sei, weil er kommunalpolitische Erfahrung habe und keine Show abziehe.   

    Er verliert kein schlechtes Wort über seinen CSU-Kollegen, der gerade in der Corona-Pandemie, die gesamte Tourismusbranche liegt am Boden, einen "schweren Job hat". Er setze sich mit "unglaublicher Hingabe, mit sehr viel Herz" für die Reisebranche ein, lobt der Chef seinen tourismuspolitischen Sprecher. Brinkhaus habe sogar einen Busfahrer aus seinem Wahlkreis an Lehrieder verwiesen. "Er fühlte sich bei ihm gut aufgehoben." 

    Anders als die Kanzlerin denkt Lehrieder nach 16 Jahren nicht ans Aufhören. "Auch 61-Jährige haben noch Interesse an der Zukunft dieses Landes", sagt er. Und was macht er, wenn er nicht mehr in den Bundestag kommen sollte? "Das weiß ich nicht. Einen Plan B habe ich nicht."  

    Paul LehriederIn Ochsenfurt, damals noch Kreisstadt, wurde Paul Lehrieder am 20. November 1959 geboren. Er wuchs in Gaukönigshofen auf, wo er auch heute zuhause ist. Hier lebt er mit seiner Frau und den zwei Kindern. Als Kind half er seinem Vater in der Landwirtschaft. Nach dem Abitur leistete er seinen Grundwehrdienst bei den Heeresfliegern in Niederstetten ab. Danach begann er eine Lehre zum Augenoptiker. Im Alter von 25 Jahren entschließt er sich, den Optiker-Gesellenbrief in der Tasche, doch noch zum Jurastudium und wird nach dem zweiten Staatsexamen Rechtsanwalt. Seine politische Karriere beginnt früh. Von 1990 bis 2006 ist er Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Gaukönigshofen. 1996 wird er in den Würzburger Kreistag gewählt und zwei Mal (2002 und 2005) zum stellvertretenden Landrat. 2005 wird Lehrieder Bundestagsabgeordneter und arbeitet zunächst im Ausschuss für Arbeit und Soziales und im Petitionsausschuss. Drei Jahre, von 2014 bis 2017, übernimmt er den Vorsitz im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der Wahlperiode danach wird er tourismuspolitischer Sprecher der Unionsfraktion.  Wenn es mal nicht um Politik geht, fährt Lehrieder gerne Rad, kocht und verbringt Zeit mit der Familie. Der Musik ist Lehrieder, er lernte im Musikverein Gaukönigshofen Es-Horn, zumindest passiv treu geblieben. Seit vier Jahren ist er Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e. V. (BDMV). In Würzburg engagiert er sich für die Wärmestube. Quelle: tf

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