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Würzburg: Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost: Wut und Trauer bei Protest richtet sich gegen das Bistum

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Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost: Wut und Trauer bei Protest richtet sich gegen das Bistum

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    Generalvikar des Bistums Würzburgs, Jürgen Vorndran (Mitte), im Gespräch mit Ministranten von St. Vitus in Rottendorf beim Protest der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost für den Verbleib der Redemptoristen. 
    Generalvikar des Bistums Würzburgs, Jürgen Vorndran (Mitte), im Gespräch mit Ministranten von St. Vitus in Rottendorf beim Protest der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost für den Verbleib der Redemptoristen.  Foto: Benjamin Brückner

    "Buh!"-Rufe, Tränen und Wut schlagen Generalvikar Jürgen Vorndran von Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost bei einer Protestveranstaltung am Dienstagabend entgegen. Tränen, weil die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen Würzburg nächstes Jahr verlassen wollen. Wut, weil das Bistum aus Sicht der Pfarrgemeinschaft eine Mitschuld daran trägt. Mitglieder aus den betroffenen Pfarreien St. Alfons, St. Barbara, Unsere Liebe Frau, St. Vitus (Rottendorf), St. Nikolaus (Gerbrunn) St. Cosmas und Damian (Rothof) hatten den Trauerprotest unter dem Motto "Beerdigung unseres Bistums" organisiert.

    Etwa 200 Personen versammeln sich dicht gedrängt im Innenhof der Kirche Unsere Liebe Frau. Sie lassen nur eine kleine Gasse frei, durch die Generalvikar Jürgen Vorndran auf dem Weg zu einem Gespräch mit Kirchenverwaltung, Vertretern der Gemeindeteams und den Bürgermeistern aus Gerbrunn und Rottendorf im Pfarrsaal Unsere liebe Frau schreiten muss. Der Leiter der Pfarreiengemeinschaft, Redemptoristen-Pater Fritz Vystrcil, ist nicht dabei.

    Schwarze Kleidung und Grabkerzen bei der Protestaktion

    Die meisten Gläubigen sind schwarz angezogen, viele haben Grabkerzen dabei. Die Stimmung ist gedrückt und entlädt sich, als Vorndran an den Protestierenden vorbeigeht. Permanente Buh-Rufe und Schilder auf denen steht "Vorndran macht alles kaputt" und "Generalvikar = Totengräber des Bistums" empfangen den Generalvikar. Einige Menschen weinen. 

    Grund für die Trauer und Wut ist wie berichtet die Auflösung der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen im Juni 2024. Mit dem Weggang der Patres werden die Menschen der Pfarreiengemeinschaft vertraute Seelsorger, Pfarrer und Ansprechpartner verlieren. Die Redemptoristen verlassen Würzburg laut eigener Aussage wegen des Umgangs des Bistums mit den Patres, der Streichung von finanziellen Vergütungen und personellen Entscheidungen. 

    Vorndran sagt: "Ich habe die Botschaft verstanden."

    Als Vorndran durch die Menschenmasse geht, hält er immer wieder an und spricht mit einzelnen Menschen. Danach wendet er sich an alle: "Dankeschön, dass Sie mir zuhören." Er sei hier, um sich der Kritik zu stellen und bedauere, dass bei den Entscheidungen, die die Pfarreiengemeinschaft betreffe, so lange gerungen wurde. "Ich habe die Botschaft verstanden", äußert sich der Generalvikar zum Protest. Er wolle den Redemptoristen die Möglichkeit geben, in der Pfarrei zu bleiben. Vorndran sagt aber auch: "Es kann sein, dass es zu spät ist." 

    Auf viel Verständnis stoßen die Worte des Generalvikars nicht. Mit Zwischenrufen wie "leere Worte" wird der Generalvikar immer wieder unterbrochen, Sprechchöre fordern "Taten, Taten". Im Gespräch mit der Redaktion sagt Matthias Müller aus der Pfarrgemeinde Unsere Liebe Frau, dass Vorndran "mit gespaltener Zunge" spreche. Eine Frau aus Würzburg bezeichnet den Generalvikar als "Neoprenmensch, weil alles an ihm alles abperlt". Sein Auftritt wirke auf sie "fast überheblich". 

    In einer Erklärung der Pressestelle des Bistums Würzburg heißt es, dass sowohl Bischof Franz Jung und Generalvikar Jürgen Vorndran den Beschluss der Redemptoristen bedauern würden. Die Entscheidung, ihr Kloster aufzugeben, sei Vorndran durch Martin Leitgöb, den Provinzial der Redemptoristen Wien-München, telefonisch mitgeteilt worden. Jung habe daraufhin "umgehend" Leitgöb angeboten, den Status quo in der Pfarrgemeinschaft zu belassen. Dieses Angebot will Vorndran bei einem Gespräch am 21. Juni Leitgöb erneut vorbringen, so die Pressemitteilung weiter. Dort solle auch die Möglichkeit einer Mediation besprochen werden. Laut der Erklärung sei sowohl dem Generalvikar als auch dem Provinzial Leitgöb ein "klärendes Gespräch von hoher Wichtigkeit".  

    Über 200 Personen protestierten am Dienstagabend im Hof der Kirche Unsere Liebe Frau. Generalvikar Jürgen Vorndran stellte sich den Fragen der Gläubigen. 
    Über 200 Personen protestierten am Dienstagabend im Hof der Kirche Unsere Liebe Frau. Generalvikar Jürgen Vorndran stellte sich den Fragen der Gläubigen.  Foto: Benjamin Brückner

    Alle Altersgruppen beim Protest vertreten

    Bei dem Protest sind alle Altersgruppen vertreten, zu den Jüngsten gehören auch viele Ministranten, darunter die von St. Vitus aus Rottendorf. Sie haben in einer Petition den "Verbleib unserer Seelsorger" gefordert. Bis Mittwochmittag hatten die Petition bereits über 1000 Menschen unterschrieben. Felix Seufert ist einer der Mitinitiatoren der Petition. Er erzählt, dass es vom Bistum bisher keine offizielle Reaktion dazu gegeben habe, der Generalvikar am Dienstag aber zu ihm gesagt habe, "dass er die Petition gut findet".

    Ministrant Seufert ist "enttäuscht und traurig", weil die Patres ihm ans Herz gewachsen seien. Sie würden eine ganz großartige Jugendarbeit machen, hätten neue Ministranten akquiriert und eine Kirchenband für Kinder und Jugendliche gegründet, erzählt Seufert. Der Weggang der Redemptoristen sei schlimm, "weil es so viele Dinge gibt, die an ihnen als Personen hängen und der Art und Weise, wie sie mit uns umgehen". 

    Wird auch die Dorfgemeinschaft leiden?

    Für den 71-jährigen Hermann Kuhn aus Rothof (Rottendorf) wird mit dem Weggang der Priester auch die Dorfgemeinschaft leiden. Denn, wenn es keine Sonntagskirche mehr gebe, "werden auch kein Frühschoppen und andere Veranstaltungen mehr stattfinden", ist sich Kuhn sicher. Vom Angebot des Generalvikars zum Verbleib der Patres hält Kuhn dagegen nichts. "Das sind schöne Worte, aber da kommt doch nichts bei raus", sagt der 71-Jährige, der kaum mehr Hoffnung hat, dass sich die Situation ändert.   

    Parallel zur Aussprache Vorndrans mit Vertretern der Gemeindeteams im Pfarrsaal kommt es noch zu einer spontanen Andacht in der Kirche Unsere Liebe Frau. "Der Protest ist das eine, um einen guten Ausgang zu beten ist das andere", sagt die Mitorganisatorin der Andacht. Schließlich sei in der Kirche Jesus Christus das Wichtigste. 

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