Überraschungen hat Daniel Boldt in den wenigen Wochen Pflegeberatung schon einige erlebt. Kein Wunder. Immerhin haben schon 110 Leute bei ihm vorbei geschaut oder angerufen. Das sind drei bis vier pro Beratungstag.
Was ihn aber auch erstaunt: Das Interesse an seiner Pflegeberatung war immer dann besonders groß war, wenn sie verstärkt in den Medien vorkam. Dass das so ist, hat für Boldt einen ganz bestimmten Grund: „Die Menschen, die sich an mich wenden, sind nicht schon mitten in der Pflege. Sie stehen vielmehr noch am Anfang eines Prozesses, in den sie schon einmal vorfühlen wollen.“
Dementsprechend melden sich bei ihm vorwiegend noch rüstige Senioren, aber auch Angehörige oder Menschen, die die Pflege für die Angehörigen übernehmen wollen. Die meisten tun das telefonisch. Einige suchen aber auch das persönliche Gespräch in Boldts Büro in der Seniorenwohnanlage am Hubland: „Sie stehen vor einem großen Berg, den es zu bearbeiten gilt“, so der Pflegeberater, „dabei steht der Pflegeplatz noch in weiter Ferne.“
Unerwartet sind auch die Fragen, mit denen Boldt konfrontiert wird: „Die klassische Suche nach einem Pflegeplatz in einer vollstationären Einrichtung ist eher selten.“ Viel öfter wird nach den Dingen gefragt, die davor stehen: Was versteht man unter Pflegebedürftigkeit? Wie wird die Pflegestufe bestimmt? Welche Unterlagen brauche ich für die Krankenkasse und den Medizinischen Dienst?
Die meisten Menschen, die sich von Boldt beraten lassen, kommen aus der Stadt Würzburg. Kein Wunder, sind die Zahl der potenziell Pflegebedürftigen dort größer und die Wege zu seinem Büro kürzer. Überraschend wiederum, dass in der Rangliste danach Ochsenfurt und Umgebung folgen: „Da greifen sicher die Infrastrukturen und Empfehlungen an der KU-eigenen MainKlinik.“
Daniel Boldt schreibt parallel zu seinem Beratungs-Engagement seine Diplomarbeit an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Das Thema: natürlich die Pflegeberatung. Ebenso wie sein „Nebenjob“ ist sie noch in der Anfangsphase.
Boldt glaubt aber, dass die Pflegeberatung noch ausgebaut werden kann: „Vor allem die Netzwerkarbeit ist nicht in zwei Tagen zu schaffen. Allein beim Vorstellen bei den Krankenhäusern und den Sozialdiensten geht schon der halbe Vormittag drauf.“ KU-Vorstand Alexander Schraml will das Angebot aber erst einmal bis März wie bisher beibehalten.
Inzwischen hat der freiwillige Beratungsvorstoß des KU auch einen politischen Rahmen bekommen. In Bayern sollen 60 Pflegestützpunkte aufgebaut werden: „Dort wollen wir uns mit der Pflegeberatung einbringen“, so Schraml.