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WÜRZBURG: Pia Beckmann im Porträt: Mit bella figura in die Stichwahl

WÜRZBURG

Pia Beckmann im Porträt: Mit bella figura in die Stichwahl

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    Natürlich sehnt sie diesen Moment herbei. Diesen Moment, in dem sich alle Anspannung lösen würde. In dem klar wäre, dass sie weitere sechs Jahre als Oberbürgermeisterin an der Spitze steht. Sonntag gegen 18.30 Uhr könnte der Moment sein. Mit 41,29 Prozent gegenüber 24,74 Prozent von SPD-Herausforderer Georg Rosenthal zieht Pia Beckmann in die Stichwahl. Ist die Sache schon gelaufen?

    Stolz verkündet die CSU-Frau auf ihrer Internet-Seite, sie habe in Würzburg das beste Ergebnis eingefahren, das je im ersten OB-Wahlgang mit mehreren Kandidaten erzielt worden sei. Stimmt nicht ganz – 1978 hatte sich Klaus Zeitler (damals SPD) schon im ersten Wahlgang gegen drei Mitbewerber durchgesetzt. Wobei zwei kommunistische Gruppierungen keine Rolle spielten, der Vergleich also etwas hinkt.

    Respektable Ausgangslage

    Unstrittig dagegen ist, dass die amtierende Oberbürgermeisterin vor eineinhalb Wochen ein respektables Ergebnis eingefahren hat. Die 40-Prozent-Marke übersprungen zu haben, hat ihr für die verbleibenden 14 Tage Sicherheit gegeben. Beim zweiten Wahlforum der MAIN-POST leistete sie sich lange nicht solche Blößen und Blackouts wie in der ersten Runde. Für sie ein grauenvoller Tag. Da sei es ihr nicht gut gegangen, sagt sie. Immerhin, ein kleines Eingeständnis von Schwäche. Das gibt der permanent programmierten Wahlkämpferin Beckmann menschliche Züge.

    Eigene Fehler einzuräumen, das gehörte in den sechs Jahren ihrer ersten Amtszeit nicht gerade zu den Stärken der Oberbürgermeisterin. Auch nicht die Empfänglichkeit für qualifizierte Ratschläge. Nicht, dass es an Beratern mangeln würde. Nur beansprucht werden sie, so ist aus ihrem Umfeld zu hören, zu wenig. Allzeit spürbar dagegen ist ihr Bemühen, „bella figura“ zu machen – also sich gut zu verkaufen. Beobachter meinen, ohne dieses stete Bemühen wäre Beckmann authentischer. So aber fällt es schwer, hinter ihre (fast immer) lächelnde Fassade zu schauen. Ein charmantes Lächeln, mit dem sie beim Repräsentieren – auf Bühnen und an Rednerpulten – Pluspunkte sammelt. Jedoch: Wenn's politisch heikel wird, wirkt das Lächeln bisweilen wie ein Notbehelf.

    Auch wenige Tage vor der entscheidenden Stichwahl lässt sich Pia Beckmann ihr Lächeln nicht nehmen. Gerade sticht sie im Eilschritt aus dem Rathaus zum Dienstwagen, da entdeckt sie eine junge Frau mit Behinderung. „Ja hallo, schön Sie zu sehen“, strahlt die Oberbürgermeisterin und wirkt dabei gar nicht verspannt. „Wissen Sie“, erklärt sie dem Journalisten, „das ist eine ganz tolle Schauspielerin im Theater Augenblick.“ Die so Gelobte freut sich über die zugedachte Aufmerksamkeit. Da schiebt Beckmann gleich noch ihre persönliche Bitte hinterher: „Am Sonntag ist Stichwahl. Da müssen Sie nochmal wählen gehen!“

    „Ja, das muss sich wieder ändern“

    OB Pia Beckmann über mehrere Wochen ohne freien Tag

    Beckmann will positiv auftreten, das passt durchaus zu ihrem Grundcharakter. Ihre Anspannung, die körperliche Anstrengung des Wahlkampfs lässt sie sich nicht anmerken. Bella figura eben. Dabei hat sie seit Wochen keinen richtig freien Tag mehr gehabt, bei einer 70- bis 80-Stunden-Woche. „Ja, das muss sich wieder ändern“, gibt sie sich selbst vor. Die Familie musste zuletzt sehr zurückstecken. Fünf bis sechs Stunden Schlaf, mehr ist nicht drin. Umso mehr freut sie sich nach der Wahl vom Sonntag auf den gut einwöchigen Urlaub mit Ehemann Rainer und den Kindern im Süden. Der älteste von vier Sprösslingen ist mittlerweile 22 Jahre alt. Hoppla: „So alt war ich, als er auf die Welt gekommen ist“, rechnet die 44-jährige Mutter, die so gesehen bald Oma sein könnte. Aber besser, so findet sie, der Junior macht erst seine Ausbildung fertig.

    Als „Ursula von der Leyen aus der Provinz“ wurde sie vor wenigen Monaten von der Wochenzeitung „Die Zeit“ tituliert. Ein Vergleich, der nicht ganz von der Hand zu weisen ist – verkörpert Beckmann doch tatsächlich einen neuen Typus von CSU-Politikerinnen, die nicht nur die vielzitierte Hoheit über die Stammtische erringen wollen, sondern auch die Hoheit über Wickeltische und Familienthemen. Dabei bedienen die Damen vom Schlage Beckmanns oder der neuen CSU-Generalin Christine Haderthauer bei aller Weltoffenheit sehr wohl die konservativen Werte der Partei.

    Vor ihrer Nominierung als Kandidatin im Jahr 2001 warnten manche Parteigänger gar vor einer allzu konservativen, biederen Oberbürgermeisterin Pia Beckmann – und dachten nicht zuletzt an ihre umstrittene Verbandelung mit der erzkatholischen Laienorganisation Opus Dei. Heute spricht sie recht offen darüber. Diese Verbindung, sagt sie, sei gelöst. Sie habe keinerlei Bezug mehr zu Opus Dei. Der kleine Gebetskreis aus ihrer Studentenzeit habe sich längst aufgelöst.

    Überzeugte Katholikin

    Ein religiöser Fixpunkt in ihrem Wochenrhythmus ist die sonntägliche Messe, die sie im heimischen Rottenbauer normalerweise mit der Familie besucht. Als überzeugte Katholikin musste Beckmann in den vergangenen Jahren Vorbehalte auf evangelischer Seite ausräumen. Sie meint, dies sei ihr gelungen. Definitiv geblieben sind dagegen die Vorbehalte bei Würzburgs Schwulen und Lesben. Sie treffen weiterhin auf Beckmanns erklärten Widerstand gegen die Öffnung des Trausaals zur Eintragung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Und dass die 44-jährige promovierte Germanistin den Stadträten zu Weihnachten 2006 eine Marienführung schenkte – das passte für manchen der Beschenkten in ein allzu klerikales Weltbild, das er der Oberbürgermeisterin attestiert.

    Beckmann hat in den vergangenen sechs Jahren gute Zeiten und Tiefschläge erlebt. Auch innerhalb der Partei. Viel zu schnell, so der Vorwurf, habe sie sich der CSU entzogen. Dankbarkeit wird gern gesehen. Doch zu oft machte die OB ihr Ding ohne ausreichende Rückkopplung mit Fraktion und Kreisverband. Das, so hört man, hat sich in den letzten Monaten gebessert. Rechtzeitig zur Wahl scheint sie ihren Frieden mit der Partei geschlossen zu haben. Öffentliche Störfeuer aus den eigenen Reihen sind ausgeblieben.

    Am Montag hat ihr Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein den Rücken gestärkt. Und am Samstag geht Beckmann mit ihrer Frankfurter Kollegin Petra Roth auf die Straße, um letzte Wähler zu mobilisieren. Und um bella figura zu machen.

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