Intendant Georg Rootering hatte angekündigt, den in seinen Augen zu löchrigen Spielplan des Mainfranken Theaters kurzfristig aufzustocken. Ein Piaf-Abend (ab 29. März) mit Publikumsliebling Barbara Schöller in der Blauen Halle ist eine erste Neuerung. Lesungen mit Schauspieler Tom Klenk (ab 6. April) werden folgen. Und noch eine Nachricht: Ein Ersatz für Markus Trabusch als Regisseur von "Carmen" ist gefunden. Till Kleine-Möller ("Rocky Horror Show", "Frohes Fest") wird den Opernhit inszenieren, der am 1. Juni Premiere feiert.
Herr Rootering, Sie hatten angekündigt, Leerstellen im Spielplan zu füllen. Als Erstes wird es einen Edith-Piaf-Abend geben. Bei Piaf denkt man eher an intime Clubatmosphäre – wie kann das in der Blauen Halle funktionieren?
Georg Rootering: Doch, das wird gelingen. Wir werden das Format so aufbauen, dass es tatsächlich eine intimere Atmosphäre haben wird. Die Aufbauten werden zum Beispiel im Vorbühnen-Bereich stehen.
Was sind weitere Vorhaben?
Rootering: Der Piaf-Abend ist in der Tat nur der Auftakt einer Reihe, die wir weiter ausbauen möchten. Für das Kleine Haus gibt es auch schon eine Idee, so dass es in beiden Häusern neue Angebote geben wird. Und ich bin sehr dankbar, dass sich Barbara Schöller dazu bereiterklärt hat, nochmal die Piaf aufzuarbeiten.

Frau Schöller, Sie haben mit dem Stück "Piaf" von Pam Gems in der Saison 2003/04 hier großen Erfolg gehabt. Wie sieht der Abend diesmal aus?
Barbara Schöller: Vor gut 20 Jahren war es ja ein richtiges Theaterstück mit dem Schauspielensemble und einer Band auf der großen Bühne. Jetzt wird es anders, kleiner. Schauspieler Tom Klenk wird aus Edith Piafs Leben lesen oder erzählen. Vielleicht wird es auch Dialoge zwischen uns geben.
Sehen Sie die Figur heute anders als damals?
Schöller: Ich fand sie vor 20 Jahren schon toll. Und das hat sich jetzt bei der Beschäftigung wieder bestätigt – was für eine großartige Frau! Tolle Stimme, tolle Ausstrahlung. Glücklicherweise ist das Geheimnis ihrer Magie nie ganz gelüftet worden. Und es geht ja sowieso nicht darum, sie zu kopieren. Ich möchte schon nah an ihr dranbleiben, aber ich werde nicht auf Teufel komm raus versuchen, so zu klingen wie sie. Wobei ich vor 20 Jahren das bestmögliche Kompliment bekommen habe: Ein Mann kam zu mir und hat steif und fest behauptet, die Originalstimme käme vom Band und ich würde nur die Lippen bewegen.

Ist der Mensch Edith Piaf für Sie eine tragische Figur, oder überwiegt die Fülle des gelebten Lebens?
Schöller: Ich beneide sie um ihre Unkonventionalität. Eine Welt, die ich mir als bürgerlich erzogenes Landmädchen wahrscheinlich gar nicht vorstellen kann. Sie selbst beschreibt in ihrer Autobiografie viel Schlimmes. Sie hätte sich immer liebende Eltern gewünscht. Ich glaube trotzdem nicht, dass es ein trauriges Leben war. Sie hat gelebt und genossen – und das viel extremer als viele andere!
Herr Rootering, was kommt sonst noch Neues?
Rootering: Tom Klenk wird im Foyer des Kleinen Hauses im April, Mai und Juni je eine Lesung halten. Mit einem kleinen roten Faden, der sich an den Jahreszeiten orientieren wird. Als dritten Bestandteil entwerfen wir gerade eine Reihe mit Gesprächsrunden. Die erste wird innerhalb des Erinnerungsprogramms zu 500 Jahren Bauernkrieg am 7. Mai stattfinden. Teilnehmen werden unter anderem der Bischof und der Oberbürgermeister. Solche Angebote wird es künftig öfter geben.
Klingt auch, als wollten Sie mehr Nähe zwischen Akteuren und Publikum herstellen.
Rootering: Genau so ist es gemeint. Es soll gleichberechtigt und auf Augenhöhe sein. Die neuen Formate sollen den Menschen in der Stadt die Möglichkeit geben, das Haus in anderen Kontexten zu erleben. Das Haus soll offen sein, und dazu gehören auch die Premierenfeiern, wo wir es sehr gerne sehen, wenn die Kräfte der Bühne Gelegenheit bekommen, sich mit ihrem Publikum auszutauschen.
Hymne à l'amour - Chanson-Abend und Hommage an Edith Piaf mit Barbara Schöller, Tom Klenk und Pianist Jeremy Atkin. 29. März, 10., 13., April, Blaue Halle.
Komm! ins Offene, Freund! - Literarische Soirée mit Tom Klenk. 6. April, 1. Mai, 25. Juni, Eingangsfoyer.
Karten: Tel. (0931) 375-375, www.mainfrankentheater.de