Es ist ein kalter Nachmittag Ende Januar in einem Innenhof im Gewerbegebiet von Höchberg. Auf dem großen Platz steht ein Lkw-Anhänger, ein imposantes Konstrukt aus Stahlrahmen. Die Seitenplanen wurden entfernt, und stattdessen ziert ein Metallgeländer das Gerüst. Noch wirkt er unfertig, wie ein leeres Bühnenbild, das auf seinen großen Auftritt wartet. Doch bald wird sich das ändern: Pünktlich zum Faschingswochenende verwandelt sich dieser unscheinbare Anhänger in einen farbenfrohen, lebendigen Faschingswagen.
Dieser ist das Herzensprojekt einer Gruppe von Freunden, die sich 2013 zusammengeschlossen haben, um den traditionellen Faschingsumzügen im Landkreis Würzburg neuen Glanz zu verleihen. Unter dem Namen "Lautbuam" haben sie sich im Laufe der Jahre immer wieder an den Bau von Faschingswagen gewagt – mit dem Ziel, nicht nur durch kunstvoll gestaltete Fahrzeuge zu glänzen, sondern auch mit jeder Menge Partylaune die Straßen zu erobern.

In diesem Jahr jedoch ist alles anders. Nach einer längeren Pause haben die Lautbuam beschlossen, wieder richtig durchzustarten. Der Wagen der letzten Jahre hat seine besten Tage hinter sich, und so setzen sie alles auf einen neuen, großen Wagen – und lassen sich das einiges kosten.
Der Anfang: Die Grundsteine des Projekts aus dem Landkreis Würzburg
"Wir haben uns fest vorgenommen, dieses Jahr richtig loszulegen", erzählt Benedikt Scheder, der als technischer Kopf der Gruppe bekannt ist. Der 28-jährige Höchberger gründete die Lautbuam 2013: "Das alles ist tatsächlich auf meinem Mist gewachsen. Ich habe damals ein paar Leute gesucht, die Lust auf Fasching und Party hatten."
Heute, knapp zwölf Jahre später, ist nicht nur die Gruppe gewachsen, sondern auch die Leidenschaft für die fünfte Jahreszeit. Doch Begeisterung allein reicht nicht – auch das Budget muss stimmen: Der Anhänger allein hat 5000 Euro gekostet. Hinzu kommen noch Materialkosten, Diesel für das Aggregat und den Lkw sowie das Wurfmaterial. Insgesamt rechnen die Lautbuam mit etwa 15.000 Euro, die auf sieben Köpfe verteilt werden.

"Das erste Jahr ist immer das teuerste", erklärt Natascha Götz, die für das Malerteam verantwortlich ist und sich als wahre Faschingsnärrin bezeichnet. Die 28-Jährige arbeitet als Erzieherin in Würzburg und ist zudem Trainerin vom Schautanz und Männerballett in Höchberg. "Nächstes Jahr müssen wir sicher weniger investieren, weil wir dann schon viele Materialien haben."
Vom Rohbau zum Kunstwerk
Der Bau eines Faschingswagens ist kein Projekt, das in wenigen Wochen erledigt ist. Die Planung begann bereits im Herbst 2023, die Entscheidung, wirklich durchzustarten, fiel im Sommer 2024. Der Wagen wurde dann im Oktober 2024 gekauft, und seitdem ist die Gruppe mit dem Planen, Malen und Bauen beschäftigt.

Die Malerarbeiten sind fast vollständig abgeschlossen. Dank der Unterstützung der Malerfirma Riegel aus Höchberg konnten die Lautbuam die aufwendigen Bemalungen in beheizten Räumen durchführen. Ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu früheren Jahren: "Damals mussten wir in ungeheizten Bauernhallen arbeiten – einmal sind uns sogar die Farben eingefroren", erinnert sich Götz.
Mittlerweile schmücken Sterne, Raketen, Astronauten und Planeten die schweren Platten, die gerade noch fein säuberlich neben dem Anhänger aufeinander gestapelt liegen. Erst in den nächsten Wochen werden sie am Wagen angebracht und bilden zusammen ein großes Kunstwerk, das dem diesjährigen Motto des Wagens gerecht wird: Weltall. "Wir wollten ein universelles Thema, das für alle passt – nichts Politisches oder Ortsbezogenes", sagt Scheder.
Letzte Handgriffe vor der Premiere
Vier Wochen später hat der Wagen seinen Standort gewechselt. In einer großen Halle in Kleinrinderfeld nimmt das Projekt immer mehr Gestalt an. Neben Werkzeugbanken, Hebebühnen und großen Maschinen ist der Wagen kaum wiederzuerkennen: Die bemalten Platten sind montiert, im Inneren stehen bereits Podeste für das DJ-Pult und die Feiernden. Auch die Lampen hängen.
Jeden Tag, jeden Abend und jedes Wochenende hat das Team gearbeitet. "Sonst hätten wir es nicht geschafft", betont Scheder. "Je näher der Fasching rückt, desto mehr Probleme tauchen auf – Maße stimmen plötzlich nicht, neue Ideen kommen hinzu." Doch der Aufwand lohnt sich: Der Wagen soll nicht nur stabil und sicher sein, sondern auch für viele Jahre genutzt werden können.

Das Bauteam werkelt, letzte Schrauben werden gesetzt. Das Malteam bringt die letzten Sterne auf die Seitenplatten – dann ist das Werk vollendet. "Jetzt fehlt nur noch der Feinschliff", sagt Scheder, wohl wissend, dass dieser noch rund 100 Stunden Arbeit bedeuten wird.
Nach 1350 Arbeitsstunden ist der große Moment gekommen
Drei Tage später ist es geschafft: Der Faschingswagen ist fertig. Lampen und Lautsprecher sind verkabelt, die Podeste verschraubt, der TÜV hat grünes Licht gegeben. Insgesamt hat das Team 1350 Stunden in den Bau gesteckt, das Malteam allein war 150 Stunden beschäftigt – zusammengerechnet eine Arbeitszeit von über zwei Monaten am Stück. Auf einer Liste hat Bauleiter Scheder die Zeiten fein säuberlich zusammengetragen. Überglücklich steht er jetzt vor dem fertigen Wagen. "Die Arbeit hat sich gelohnt – jetzt kann das Faschingswochenende kommen!"
Für die Zukunft haben die Lautbuam ein ambitioniertes Ziel: Künftig soll der Wagen in nur zwei Wochenenden aufgebaut werden. "Ob das klappt, wird sich zeigen", sagt Scheder schmunzelnd. In dieser Saison war der Aufwand jedenfalls enorm. Viele Nächte haben sie in der Werkstatt verbracht, Ideen entworfen – und oft genug wieder verworfen.

Am Samstag feiert der Wagen seine Premiere beim Faschingszug in Reichenberg. Danach folgen Kist, Kleinrinderfeld und Waldbrunn. Dann geht der Faschingswagen in seinen "Sommerschlaf" – bis zur nächsten Session, wenn er unter einem anderen Motto wieder zum Leben erweckt wird.
Hinweis: Die Autorin des Textes steht trotz Namensgleichheit mit dem Protagonisten in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis.
