Wächst die Fußgängerzone um die Sterngasse, die Straße Am Bruderhof und die Plattnerstraße oder nicht? Wenn es nach der Verwaltung im Rathaus geht, ja. Geht es aber nach den Geschäftsleuten in den betroffenen Straßenzügen, dann nein. Sie haben eine Unterschriftensammlung gestartet.
Zur Vorgeschichte: Mitte Juli war ein entsprechender Vorstoß der Verwaltung im Bau- und Ordnungsausschuss des Stadtrates mit 8:7 Stimmen knapp gescheitert. Die Straßen Sterngasse, Am Bruderhof und Plattnerstraße sollten Fußgängerzone werden, 45 PKW- und sieben Motorradstellplätze würden dadurch ersatzlos entfallen.
Der Parkplatz in der Sterngasse sollte zu einem grünen Quartiersplatz mit Flächen für Außengastronomie und einer Abstellanlage für 30 Fahrräder umgestaltet werden. In der Plattnerstraße und auf der Fläche Am Bruderhof waren sieben neue große Bäume vorgesehen. Die Zufahrtsmöglichkeiten für alle Anwohner und für die Patienten und Besucher der Theresienklinik und der fachärztlichen Notfallpraxis wären aber erhalten geblieben.
Das Thema schien bereits vom Tisch
Acht Ausschussmitglieder von CSU, FWG und FDP-Bürgerforum waren dagegen. Sieben aus den Reihen vom SPD, den Grünen, der ÖDP und der ZfW waren dafür. Da es sich nicht um ein Gutachten für den Gesamtstadtrat sondern um einen endgültigen Beschluss handelte, schien das Thema damit vom Tisch. Doch kurz nach der Sitzung machten die Unterlegenen von ihrem Vetorecht gemäß Bayerischer Gemeindeordnung Gebrauch. Nun muss der gesamte Stadtrat in seiner nächsten Sitzung nach der Sommerpausedarüber beraten und beschließen.

Doch nun machen Geschäftsleute der Innenstadt gegen diese Pläne mobil. Die 2008 gegründete "Interessensgemeinschaft Plattnerstraße" (IG) mit ihrer Sprecherin Anette Graef von "Residenz Kosmetik" sammelt Unterschriften. "Als ich davon hörte, habe ich gedacht, man zieht mir den Teppich meiner Existenz unter den Füßen weg, und so ging es allen anderen auch", erzählt sie.
"Aber wir müssen erreichbar sein, wenn wir eine lebendige Stadt haben wollen."
Anette Graef, Sprecherin der IG Plattnerstraße
"Niemand kann mehr erwarten, vor der Haustüre zu parken", sagt sie. "Aber wir müssen erreichbar sein, wenn wir eine lebendige Stadt haben wollen. Eine Stadt lebt von kleinen Geschäften, und die Erreichbarkeit ist für uns existenzerhaltend", sagt die Geschäftsfrau.
In nur 14 Tagen wurden schon über 600 Unterschriften gesammelt
In nur 14 Tagen wurden so schon über 600 Unterschriften gesammelt. Ihr Ziel sind 2000 Unterschriften, die sie in der Stadtratssitzung am 27. September, wenn das Thema wieder auf der Tagesordnung steht, an Oberbürgermeister Christian Schuchardt überreichen will. "Ich will erreichen, dass die Beschlussvorlage am 27. September entweder eingefroren oder wieder zurückgenommen wird und die Stadt sich ernsthaft Gedanken machen muss, wie sie den Green-City-Plan umsetzen kann", sagt sie.
"Denn dieser Plan, auf den die Stadt sich beruft, sieht vor, dass erst Park-and-Ride-Systeme eingerichtet werden oder eine Brötchen-Taste an Parkautomaten und erst ganz zuletzt der Abbau von Parkplätzen. Stattdessen zäumt die Stadt Würzburg das Pferd von hinten auf", so die Geschäftsfrau.
"Dann haben wir eine Geister-Fußgängerzone"
Denn wenn die Pläne der Stadtverwaltung umgesetzt würden, seien in drei Jahren alle kleinen Geschäfte weg, befürchtet sie. "Dann haben wir eine Geister-Fußgängerzone", sagt sie. "Ich jedenfalls würde aus der Stadt weggehen, auf die grüne Wiese, wo es Parkplätze gibt und nehme dann meine 350 Kundinnen mit, die sonst hier auch noch einkaufen", so Graef. "Aber ich liebe mein Würzburg, ich würde es gerne erhalten."
Selbst die Geschäftsleute der Eichhornstraße hätten sich bereits Unterschriftenlisten geholt und würden sie in ihren Geschäften auslegen, weiß sie. Und auch der Stadtmarketingverein "Würzburg macht Spaß" und der Handelsverband Bayern unterstützen die Aktion "Wir sind doch alle auf die Kundschaft aus dem Umland angewiesen, die zu uns kommt", sagt sie. Und so werde es beim Stadtfest einen Infostand der IG Plattnerstraße geben, wo man unterschreiben könne. Wer selbst Unterschriftenlisten auslegen möchte, kann sich an Anette Graef direkt wenden: (09 31) 5 35 64.