Der Himmel ist wolkenverhangen als Björn Jungbauer (CSU) und Felix von Zobel (FW) am Dienstagmorgen das Maximilianeum betreten. Landtagsabgeordneter zu sein, das fühlt sich für die beiden Parlamentsneulinge aus dem Landkreis Würzburg auch am zweiten Sitzungstag noch immer ungewohnt an. "Wenn man seinen Abgeordnetenausweis und seine Stimmkarten in der Hand hält, wird einem das alles erst richtig bewusst", sagt Jungbauer, "du kennst viele der Leute nur aus der Ferne oder aus dem Fernsehen, und plötzlich bist du mittendrin."
"Der Manfred sorgt für mich"
Björn Jungbauer, Landtags-Neuling
Bei Felix von Zobel, 31-jähriger Landwirt aus Darstadt, hat sich die erste Aufregung gelegt. Die war besonders groß, als ihm am ersten Sitzungstag Ministerpräsident Markus Söder auf der Treppe entgegen kam, erzählt er. "Du, Markus, mach mer ein Foto", hatte Björn Jungbauer seinem Parteifreund zugerufen und Söder folgte bereitwillig. Als einer der jüngsten Abgeordneten wurde Felix von Zobel als Schriftführer ins Präsidium und als stellvertretendes Mitglied in den Ältestenrat gewählt. "Das ist eine große Ehre für mich", sagt von Zobel, "aber ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht genau, was damit auf mich zukommt."
Björn Jungbauer ist heute schon seit vier Uhr auf den Beinen. Zur konstituierenden Sitzung waren seine Eltern, seine Ehefrau und die drei Kinder des 41-Jährigen nach München gekommen. Im Auto ist er mit seiner Familie zurück nach Hause gefahren, um früh um halb fünf mit dem ICE wieder nach München zu reisen. Die Wahl des Ministerpräsidenten ist an diesem Tag der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung.

Felix von Zobel ist froh, dass er als Abgeordneter den ICE kostenlos nutzen darf und die Fahrzeit sinnvoll nutzen kann. "Die ersten Fahrten habe ich mit dem Deutschlandticket gemacht, weil ich fast mein ganzes Geld im Wahlkampf versenkt habe" , erzählt er - dreieinhalb Stunden im Regionalzug ohne WLAN von Ochsenfurt nach München.
Für Jungbauer stand die Übergabe des Bürgermeisteramts im Fokus
Als bisheriger Bürgermeister von Kirchheim hatte Björn Jungbauer kaum Zeit, sich auf seine neue Rolle einzustellen. "Ich hätte mich gerne mehr damit auseinandergesetzt, aber in den letzten drei Wochen stand die Übergabe des Amts an meinen Stellvertreter ganz klar im Fokus", sagt er. Und auch in den nächsten Wochen wird es in seinem neuen Leben als Abgeordneter viel um Organisatorisches gehen. Das Büro in Würzburg muss übergeben und die kleine Wohnung, die ihm der Landtag in München zur Verfügung stellt, bezogen werden.
Dabei vertraut Jungbauer auf die Unterstützung seines Vorgängers Manfred Ländner. "Der Manfred sorgt für mich", sagt er. Dazu gehören auch Tipps, wie man als Neuling in der Fraktion und im Parlament am schnellsten Fuß fasst. Wenngleich es solcher Ratschläge heutzutage weniger bedarf als früher, um sich gegen erfahrene Recken zu behaupten. "Es läuft heute viel transparenter, es ist eine ganz andere Fraktion", so Jungbauer. Schließlich seien 29 der 85 CSU-Abgeordneten neu in den Landtag gewählt worden, darunter vier Unterfranken.

Offen ist noch, in welchen Ausschüssen die beiden Neulinge mitarbeiten werden. Hier haben die erfahrenen Kollegen den ersten Zugriff, sagt Björn Jungbauer. Als ehemaliger Polizeibeamter und Bürgermeister interessiere er sich vor allem für den Innenausschuss. Auch der Bildungsausschuss käme in Frage, "weil ich die Erfahrung als Vorsitzender eines Schulverbands in die Arbeit einbringen und aus persönlicher Betroffenheit als Vater von drei Kindern. Ich hab das Thema Schulpolitik hautnah miterlebt."
"Man weiß ja, worauf man sich einlässt..."
Felix von Zobel, Landtags-Neuling
Die Chancen auf einen Sitz im Landwirtschaftsausschuss stehen schlecht
Felix von Zobel käme gern in den Landwirtschaftsausschuss. "Da stehen die Aussichten aber nicht gut, weil wir acht Landwirte in der Fraktion haben", sagt er. Gute Chancen rechnet er sich auf einen Sitz im Ausschuss für Haushalt und Finanzen aus. "Das ist ein Querschnittsausschuss, in dem viele Themen zusammenlaufen", so Zobel, "ich denke, dass ich dort als junger Abgeordneter viel lernen kann."
Dass der Haushaltsausschuss mit zwei Sitzungen pro Woche auch der arbeitsintensivste ist und er zusätzlich noch an Sitzungen des Präsidiums teilnehmen muss, ficht Felix von Zobel nicht an. "Man weiß ja, worauf man sich einlässt und da überwiegt die Vorfreude auf die politische Arbeit", sagt er.

Sitzungstage sind im Landtag gewöhnlich von Dienstag bis Donnerstag. Björn Jungbauer möchte sein kleines Abgeordneten-Appartement in Landtagsnähe so selten wie möglich nutzen und den Rest der Woche im Stimmkreis verbringen. "Ich habe schon im Wahlkampf betont, dass mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig ist", sagt er. "Die Arbeit darf darunter freilich nicht leiden, aber mit der entsprechenden Organisation wird das gut funktionieren."
Zusammenarbeit für den Landkreis Würzburg über Parteigrenzen hinweg
Gleichermaßen freuen sich Jungbauer und von Zobel auch auf die Zusammenarbeit mit den beiden erfahrenen Abgeordneten aus dem Stimmkreis Würzburg-Land, Kerstin Celina (Grüne, Kürnach) und Volkmar Halbleib (SPD, Ochsenfurt). "Wir kennen uns aus dem Kreistag und kommen gut miteinander klar", sagt Jungbauer, "natürlich sind wir in unterschiedlichen Parteien, aber wenn es darum geht, etwas für den Landkreis Würzburg zu reißen, arbeiten wir zusammen." Schließlich ist es das erste Mal überhaupt, dass Würzburg-Land gleich von vier Abgeordneten im Landtag vertreten wird.