Am Beginn der neuen Festsaison sei die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern sehr konstruktiv, sagen Maier und sein neuer Stellvertreter Armin Fuchs. Für den Ochsenfurter Volkstrachtenverein war zunächst nicht klar, ob er sein Bratwurstfest angesichts drohender Sicherheitsauflagen noch stemmen kann. Nach einem Gespräch mit Polizei und Sicherheitsbehörden sieht die Welt wieder freundlicher aus. Die Verbesserungsvorschläge hatten die Trachtler selbst erarbeitet. Der Bar soll künftig abgetrennt werden. Am Eingang wacht ein Kontrolleur, dass sich keine Minderjährigen an die harten Sachen ranmachen.
Ein Bauzaun rund ums Festgelände ist nicht erforderlich, dafür müssen ein paar Helfer eigens abgestellt werden, die die Lage auf dem Festgelände im Auge behalten. „Das ist alles machbar“, meint Trachtler-Vorsitzender Paul Mohr. „Ich finde es richtig gut, dass die Vorschläge vom Veranstalter selber kamen“, lobt Polizeichef Maier.
Die Reaktion ist typisch für die vielen Gespräche, die die Beamten in den vergangenen Wochen mit Vereinen im südlichen Landkreis geführt haben, sagt Maier. Viele Vorstände hatten befürchtet, durch einen teuren Sicherheitsdienst bleibe bei den Festen nicht mehr übrig. Nun habe sich die Lage deutlich entspannt.
„Ich will kein Fest kaputt machen“, sagt der Polizeibeamte. Aber dass mehr für Sicherheit und Jugendschutz getan werden muss, stehe außer Zweifel. Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen wird immer mehr zum Problem. Ein paar Dutzend Jugendlicher waren im vergangenen Jahr mit Alkoholvergiftungen ins Ochsenfurter Krankenhaus gebracht worden, die Dunkelziffer ist hoch.
Woran es liegt? Die Verfügbarkeit von Alkohol hat sich kaum verändert, sagt der Polizeichef, wohl aber das Trinkverhalten. Und die Jugendlichen haben mehr Geld zur Verfügung. „Man geht heute eben erst um 11 Uhr weg und hat Zeit bis 12. In der kurzen Zeit muss es rauschen.“
Bedenklich ist vor allem der Trend zu harten Sachen. Während Bier und Wein schon bei geringer Überdosis Brechreiz auslösen, ist es für Jugendliche mit Schnaps kein Problem, sich in kurzer Zeit einen lebensbedrohlichen Rausch anzutrinken. Einen weiteren Trend nimmt die Polizei zur Kenntnis: Während Saufen früher überwiegend Männersache war, werden immer mehr volltrunkene Mädchen aufgegriffen. Deren Körper kann mit Alkohol noch schlechter umgehen.
Auch wenn viele Jugendlichen schon „vorgeglüht“ auf Feste kommen und sich Alkohol-Exzesse außerhalb des Geländes abspielen, sieht Polizeihauptkommissar Maier die Veranstalter in der Pflicht. „Der Charakter der Feste hat sich verändert“, sagt er, „man hat sich in vielen Bereichen professionalisiert. Jetzt ist es an der Zeit, Sicherheit und Jugendschutz ebenfalls zu professionalisieren“.
Das müsse nicht unbedingt bedeuten, dass ein professioneller, mitunter kostspieliger Sicherheitsdienst engagiert wird. Das können auch Vereinsmitglieder machen. Es müsse aber gewährleistet sein, dass die sich ganz auf die Aufgabe konzentrieren können und nicht nebenher noch als Theken- oder Spüldienst eingeteilt sind. Am Ende, davon ist Jürgen Maier überzeugt, profitieren auch die Vereine von einem Sicherheitskonzept. „Wenn ein Fest regelmäßig aus dem Ruder läuft, dann wenden sich mit der Zeit auch die Besucher davon ab.“
Mittlerweile kann Maier auf eine Reihe vorbildlicher Veranstaltungen verweisen. „Rock im Wald“ der Büttharder „Bauwagen-Crew“ zählt er dazu, oder Musikveranstaltungen in der Gelchsheimer Deutschherrenhalle. Dort sei auch die Sorge widerlegt worden, dass Jugendliche wegen der Kontrollen fernbleiben.
Ganz werde es sich sicherlich nicht vermeiden lassen, dass es bei Festen zu Schlägereien und anderen unschönen Randerscheinungen kommt – „aber wir können zumindest das Gröbste abfiltern“.