Das war am Sonntag in der Pfarrkirche St. Josef schon Feststimmung pur. Das gesamte Publikum im voll besetzten Kirchenraum war von den Plätzen aufgestanden, um stehend zu applaudieren. Ein freudig strahlender und sichtlich stolzer Dirigent Jürgen Pfarr und nicht minder erfreute Sänger hatten gerade eine Art Weltpremiere hinter sich. Es war der Abschluss eines von zwei ausverkauften Weihnachtskonzerten des Polizeichors an diesem Tag.
Pfarr hatte für seinen Männerchor den von vielen großen Künstlern kopierten Welthit „Halleluljah“ von Leonhard Cohen bearbeitet und einen deutschen weihnachtlichen Text dazu verfasst. Das Stück war die zweite Zugabe zum Abschluss der Konzerte und stand nicht im Programm. Was noch einmalig war: Das begeisterte Publikum durfte in das „Hallelujah“ kräftig miteinstimmen. Das Stück kam allerdings auch leicht beschwingter daher, als Cohens etwas knorriges Original.
Zahlreiche Ehrengäste
Es war der gelungene Schlusspunkt von zwei wieder einmal vom Programm her hervorragenden Konzerten des Polizeichors Würzburg, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern kann. Der erste Vorsitzende des Chors, Horst Assmann, konnte einmal mehr zahlreiche Politiker, darunter Landtagspräsidentin Barbara Stamm, und die Spitzen der Würzburger und unterfränkischen Polizei begrüßen. Nicht zu Unrecht durfte er behaupten, dass sich dieses vorweihnachtliche Konzert im großen Reigen von festlichen Veranstaltungen in diesen Wochen einen festen Platz erobert hat.
Das ist kein Wunder. Denn die zahlreichen Stammgäste der Benefizkonzerte wissen um das hohe Niveau, das der Polizeichor alljährlich mit seinen künstlerischen Gästen gemeinsam bietet. Die Beitrage des Blechbläserquartetts der Musikhochschule Volkach unter der Leitung von Manuel Scheuring, Anne Kox-Schindelin an der Harfe und Hans Winzelmaier und Reinhold Meurer (Panflöte/Orgel) gingen geradezu nahtlos ineinander über, sodass die festlich weihnachtliche Stimmung über zwei Stunden wie aus einem Guss erhalten blieb. Zum künstlerischen Inventar gehört seit vielen Jahren auch der Pianist Rudolf Ramming, der die Chorstücke oft einleitet oder insgesamt begleitet.
Das Programm besteht nicht allein aus herkömmlichen Weisen, sondern auch internationalem Liedgut, das von Jürgen Pfarr für den Chor teils bearbeitet oder neu betextet wurde. Freilich dürfen am Schluss einige Klassiker, auf die das Publikum wartet, nicht fehlen. Wie „Friede der Nacht“ von Ludwig van Beethoven, der „Weihnachtsfriede“ von Rene Kollo, „White Christmas“ und natürlich der von Pfarr überarbeitete „Trommlerjunge“ (Little Drummer Boy“) mit Marcel Weiß an der Trommel und Manuel Scheuring an der Trompete. In diesen Reigen gehört als obligatorische erste Zugabe auch „Wenn ich ein Glöcklein wär“.
Alle Beiträge aus dem Kopf
Der Polizeichor ist bekannt für seine Tiefe in allen Stimmbereichen und für seine große Disziplin. 51 Augenpaare sind beim Liedvortrag fest auf ihren Dirigenten fixiert, der sich selbst bis in die Fingerspitzen verausgab. Da knistert im Chor kein Notenpapier. Alles ist im Kopf der Sänger, die vor solchen Ereignissen zweimal pro Woche zur Chorprobe kommen. Allein das „Hallelujah“ war eine große Herausforderung.
Doch nicht nur der Chor wurde gefeiert. Auch für die übrigen Interpreten gab es viel Beifall. So besonders für Anne Kox-Schindelin. Mit der „Mondscheinsonate“ von Beethoven oder dem eigenen Werk „Morgendämmerung“ beispielsweise. Die Harfe, dieses zarte Instrument, verlangte höchste Aufmerksamkeit. Wer kann sich in dieser Stimmung nicht auch ein harmonisches Zusammenspiel von Orgel und Panflöte gut vorstellen? Oder im großen Kirchenraum ein feierliches Bläserquintett?