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Würzburg: Pollensaison beginnt immer früher: Wie sich der Klimawandel auf Allergiker auswirkt und wer aktuell besonders geplagt ist

Würzburg

Pollensaison beginnt immer früher: Wie sich der Klimawandel auf Allergiker auswirkt und wer aktuell besonders geplagt ist

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    Besonders die Birke wird in der nächsten Zeit blühen und Allergikerinnen und Allergiker plagen.
    Besonders die Birke wird in der nächsten Zeit blühen und Allergikerinnen und Allergiker plagen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Der Winter verdiente zuletzt seinen Namen nicht, bei frühlingshaften Temperaturen ist der Pollenflug in vollem Gange. Darunter leiden in Deutschland laut Erhebung des Robert Koch-Institutes (RKI) rund zwölf Millionen Menschen mit einer Pollenallergie. Die Betroffenen haben kaum mehr Zeit zum Durchschnaufen.

    Die wichtigsten Fragen zur Pollensaison in Unterfranken und zum Einfluss des Klimawandels beantwortet Dr. Matthias Scheich, Leiter der HNO-Allergieabteilung am Würzburger Universitätsklinikum.

    Seit wann fliegen in diesem Jahr die Pollen und welche sind jetzt schon unterwegs?

    Die Pollensaison hat in diesem Jahr relativ früh und stark bereits Mitte Januar angefangen. Probleme bereiten aktuell vor allem Frühblüher, hier in erster Linie die Erle. "Birke und Hasel sind aktuell noch etwas schwach. Aber insbesondere die Birke wird uns als nächstes erreichen", sagt Allergologe Dr. Matthias Schleich über die Situation in Unterfranken. Gräser-Pollen fliegen meist ab April, ihr Höhepunkt ist im Juni. Aber auch hier rechnet der Oberarzt in diesem Jahr mit einem früheren Beginn.

    Gibt es im milderen Winter überhaupt noch eine Pollen-Pause?

    Auch früher traten Ende Dezember schon mal erste Hasel- und Erlenpollen auf, aber seltener und weniger ausgeprägt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Pollensaison durch Klimawandel und mildere Winter früher beginnt und länger über den Sommer hinaus anhält. Die Vegetationsperiode ist insgesamt länger geworden.

    Die Pollen-Pausen werden immer kürzer, auch in Unterfranken: Dr. Matthias Scheich, Leiter der Allergologie an der HNO-Klinik des Uniklinikums Würzburg, erklärt, welche Folgen die Klimaveränderung hat.
    Die Pollen-Pausen werden immer kürzer, auch in Unterfranken: Dr. Matthias Scheich, Leiter der Allergologie an der HNO-Klinik des Uniklinikums Würzburg, erklärt, welche Folgen die Klimaveränderung hat. Foto: Thomas Obermeier

    Dafür "wird die beschwerdefreie Zeit im Herbst für Menschen, die insbesondere unter mehreren Allergien leiden, immer kürzer", stellt der Würzburger HNO-Arzt fest.  Bei vielen Patienten komme eine Hausstaubmilbenallergie hinzu, sie leiden dann das ganze Jahr unter wechselnden Beschwerden.

    Werden durch die klimatischen Veränderungen mehr Allergene freigesetzt als früher?

    Ja, die Allergene nehmen in der Menge zu. Aufgrund der längeren Blütezeit werden inzwischen auch mehr Pollen freigesetzt, sagt Matthias Scheich. Außerdem gebe es aggressivere Pollen. Das sei - zumindest teilweise -  durch Umweltaspekte zu erklären.

    Hinzu kommen neue Allergene, die durch sogenannte Verschleppungen oder Anpflanzungswechsel in Deutschland weiter zunehmen. Beispiele sind Traubenkräuter oder die Olive, die gerne in Cafés oder auf Terrassen aufgestellt werden.

    Unter welchen Symptomen leiden Menschen mit einer Pollenallergie?

    Typische Beschwerden bei Heuschnupfen sind Nasen-Kribbeln, Niesattacken, eine laufende oder komplett verstopfte Nase und tränende oder juckende Augen. Zusätzlich kann es in selteneren Fällen auch noch zu Juckreiz oder Schwellungen im Mund oder an den Lidern kommen. In ausgeprägten Allergiefällen tritt eine Atemnot auf.

    Sind heute mehr Menschen von Heuschnupfen betroffen als vor 20 Jahren?

    Nach einer Erhebung des Robert Koch-Institutes leiden in Deutschland heute rund 30 Prozent der Erwachsenen unter verschiedensten Allergien. Die Zunahme in den vergangenen 30 bis 50 Jahren lässt sich Matthias Scheich zufolge mit dem veränderten Lebensstil erklären: Kinder wachsen weniger in ländlichen Räumen auf, Mütter haben ihr Stillverhalten geändert, auch die Zahl der Geschwisterkinder spiele eine Rolle. Hinzu kommen der Klimawandel, eine zunehmende Umweltverschmutzung und Feinstaubbelastung, vor allem in den Ballungsräumen.

    Oberarzt Dr. Matthias Scheich mit einem Set sogenannter Pricktest-Lösungen. Mit ihnen kann eine Allergie auf bestimmte Pollen oder Stoffe nachgewiesen werden.
    Oberarzt Dr. Matthias Scheich mit einem Set sogenannter Pricktest-Lösungen. Mit ihnen kann eine Allergie auf bestimmte Pollen oder Stoffe nachgewiesen werden. Foto: Thomas Obermeier

    Was können Allergiker selbst tun, um weniger zu leiden?

    Wichtigster Tipp des Experten: "Wenn möglich, sollte man besonders belastende Pollen meiden." Da dies nicht immer möglich ist, empfiehlt der Mediziner, sich vor dem Schlafengehen zu duschen und Haare zu waschen. Mit Pollen belastete Kleidung sollte man möglichst im Badezimmer ausziehen und lagern und nicht mit ins Schlafzimmer nehmen, sagt Scheich.

    Und: Wer in der Stadt wohnt, lüftet besser morgens. Auf dem Land sollte man dies am Abend tun.

    Bei stärkeren Beschwerden rät Scheich zur medikamentösen Behandlung mit Allergie-Nasensprays, die Antihistamin oder Kortison enthalten, sowie gegebenenfalls zur symptomatischen Behandlung mit Antihistaminika-Tabletten. Auch "sollte unbedingt ein Allergologe aufgesucht werden, um zu klären, ob eine Immuntherapie, also eine Hyposensibilisierung, sinnvoll ist", sagt der Oberarzt. Ansprechpartner ist zum Beispiel die Allergieabteilung der HNO-Klinik als Teil des universitären Allergiezentrums Mainfranken.

    Wie unterschiedlich ist die Pollenbelastung eigentlich in Unterfranken?

    Der Pollenflug ist in Europa und Deutschland nicht einheitlich. In den wärmeren Regionen im Süden Deutschlands beginnt er typischerweise früher als an der Küste oder in den Bergen. Regionale Unterschiede innerhalb von Unterfranken lassen sich kaum bestimmen, denn Pollen können viele hundert Kilometer weit fliegen. Sie werden durch den Wind verschleppt und können bisweilen schon Beschwerden verursachen, obwohl in der eigentlichen Region noch gar keine Blütezeit ist.

    Üblicherweise, so Scheich, betrage beim Pollenflug der Zeitunterschied zwischen dem wärmeren Südwesten und dem kälteren Nordosten in Deutschland etwa zwei Wochen.

    Tipp: Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit betreibt ein Pollen-Monitoring, ein Monitor des Netzwerks steht in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Über den aktuellen Pollenflug in der Region kann man sich hier informieren:  https://epin.lgl.bayern.de/pollenflug-aktuell

    Der Artikel erschien erstmals am 27. Februar 2024.

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