Zehn berühmten kreativen Köpfen widmete der Maler Werner Winterbauer Bilder. Äußerlich dargestellt hat er keinen – vielmehr stellte er acht Serien und zwei Großformate zusammen, die Aspekte ihres Werks umspielen. Bei der Auswahl griff Winterbauer tief in seinen eigenen Fundus, bezeichnet die Ausstellung "Gegenglück" auch als Retrospektive seines Schaffens. Das macht die Schau im Spitäle in Würzburg doppelt interessant.

Klare und direkte Entsprechungen zur Architektur von Le Corbusier zeigt die Reihe von Bild-im-Bild-Kompositionen moderner Gewerbepaläste, kombiniert mit organischen Formen, wie sie Le Corbusier mitunter in Beton gießen ließ. Auch die Arbeiten, die Winterbauer dem Regisseur Alfred Hitchcock zuordnete, haben einen Bezug, der sofort einsichtig zutage liegt. Hier ist dessen Film "Die Vögel" gemeint, nur dass die Gemälde das geheimnisvolle Geschehen unter die Fischwelt setzen. Eine ähnliche Inversion könnte man bei der Piranesi-Reihe vermuten, der für seine unheimlichen Kerkerwelten bekannt ist. Auf die bezieht sich Winterbauer allerdings nicht, sondern auf die römischen Veduten, mit denen die Raumaufteilung der Winterbauerschen Stadtansichten denn auch viel eher korrespondiert – abgesehen davon, dass diese Großhäuser Inschriften aus dem 20. Jahrhundert tragen.
Betrachter braucht kein Hintergrundwissen
Bei alledem gilt jedes Exponat auch ganz für sich allein. Der Betrachter muss nicht einmal Hintergrundwissen über die Titelköpfe mitbringen, auch wenn solche Informationen einen Zugang zur Ausstellung schaffen. Aber eben nur einen. Ein anderer ist über die Bildtitel möglich. Wobei es im Fall der Serie für den Rocksänger Jim Morrison schon besser ist, zur Vorbereitung noch einmal dessen Song "The End" zu hören. Nur: Wirklich nötig ist das nicht, um die Gemälde ausgiebig zu betrachten. Denn ein jedes für sich erzählt eine Geschichte.

Dafür ist der Erlabrunner Werner Winterbauer bekannt: Menschen, Fabelwesen, Gebäude, Bäume figurieren in einer lautlosen, traumhaften Landschaft und treiben dort seltsame, doch zum Glück anscheinend nie spektakuläre Dinge. Seine Bildfindung gewann der Maler dem Surrealismus ab, entwickelt das Thema eines jeden Bilds allmählich während des Malens. So entstehen große Zyklen, aus denen er für frühere Ausstellungsbeteiligungen meist ein Quartett aussuchte, um es in einem nüchternen Viereck aufzuhängen.
Einheit durch die gleiche Hauptfarbe, meist die des Himmels
Diesmal bringt er größere Gruppen, die ihre Einheit durch die gleiche Hauptfarbe, meist die des Himmels, gewinnen. Bisher zeigte Winterbauer vor allem Serien mit modellierenden Farbverläufen, vier davon auch in "Gegenglück". Hinzu kommen nun vier weitere hochinteressante Reihen, die nicht im Fantastischen Realismus fußen, sondern in der Abstraktion etwa eines Matisse, zum Beispiel seine Zuschreibungen an Maria Sibylla Merian – statt Blumenstücken allerdings Frauen am Meer.
Die aktuelle Ausstellung bringt nicht nur eine solche stilistische Bereicherung. Winterbauer wählte hier ausschließlich Gemälde, auf denen er Raum und Massen spannungsvoll aufteilte. Und, für einen erklärten Autodidakten ebenfalls bemerkenswert: Menschliche Körper abstrahiert er mit einer Souveränität, als stehe dahinter eine akademische Ausbildung.
Wer sich ein bisschen vorbereiten möchte: Die weiteren intellektuellen Porträts in emotionalen Geschichten gelten Gottfried Benn, André Malraux, André Kostolany, Albert Camus und Stanley Kubrick. Doch, wie gesagt, man muss sich nicht tief in deren Schaffen einarbeiten. Die genannten Namen dürfen auch einfach die Vorfreude auf einen Ausstellungsbesuch steigern.
Die Ausstellung "Gegenglück" im Spitäle ist bis 29. Mai zu sehen, Di. - So. 11 - 18 Uhr.
