Während der Einzelhandel in Würzburg über Umsatzeinbrüche und die hohe Inflation klagt, ist beim Tourismus keine Krise in Sicht. "Gemessen an der weltweiten Nachrichtenlage, leben wir in einer Parallelwelt", sagt Björn Rudek, Geschäftsleiter des städtischen Eigenbetriebs Congress - Tourismus - Würzburg (CTW) und Tourismusdirektor der Stadt. Im ersten Halbjahr des Jahres 2023 habe es 25 Prozent mehr Übernachtungen als im vergangenen Jahr gegeben. Damit läge Würzburg über dem bayerischen Durchschnitt, so der Tourismusdirektor.
Tourismus bringt hunderte Millionen Euro nach Würzburg
"Der Tourismus ist für den Handel in Würzburg ein Stützpfeiler, wenn die Menschen vor Ort weniger konsumieren", sagt Rudek. Der touristische Umsatz habe im Jahr 2022 bei 670 Millionen Euro gelegen und "das war ein von Einschränkungen geprägtes Jahr", so der Tourismusdirektor. Davon profitiere auch der Einzelhandel, knapp die Hälfe des touristischen Umsatzes in der Stadt würden dorthin fließen. "Im Tourismus ist weiter eine Ausgabebereitschaft da", betont Rudek.

"Was wir hier an Lebensqualität schätzen, wird zu einem hohen Anteil von unseren Gästen mitfinanziert", verdeutlicht Rudek die Bedeutung des Tourismus für Würzburg. Dies wirke sich auf Gastronomie, Einzelhandel und Freizeitaktivitäten aus. Neben Umsatz sorge der Tourismus auch für Arbeitsplätze in Würzburg. Auf Vollzeitstellen hochgerechnet seien es rund 10.000 Stellen, womit der Tourismus einer der größten Arbeitgeber in der Stadt sei, sagt Rudek.
Tourismus in Würzburg erreicht ähnliche Zahlen wie vor der Corona-Pandemie
Trotz Inflation und weltweiter Krisen lagen die Übernachtungszahlen im Juni dieses Jahres über den des Jahres 2019, dem letzten vor der Corona-Pandemie, so Rudek. Die Pandemie sorgte für eine Krise im Tourismus. Um mehr als die Hälfte brachen die Übernachtungen im Jahr 2020 ein. Insgesamt habe es damals nur knapp 450.000 Übernachtungen im Jahr gegeben, so viele wie zuletzt 1985 in Würzburg. Im ersten Halbjahr 2023 gab es dagegen allein gut 420.000 Übernachtungen, verdeutlicht Rudek den positiven Trend und ergänzt: "Wir arbeiten uns zügig aus dem Tal der Pandemie."

Auch bei der Zimmerauslastung erreiche man bereits wieder Werte wie vor der Pandemie, obwohl es im Vergleich zum Jahr 2019 inzwischen rund 16 Prozent mehr Betten gibt. Die verschiedenen Unterkünfte, die neu eröffnet haben, hätten durch eigenes Marketing und bestehende Kooperationen für zusätzliche Übernachtungen gesorgt. "Wir bewegen uns bei der Zimmerauslastung in den letzten Monaten oft unter den besten fünf Städten in Deutschland", sagt der Tourismusdirektor.
Kombination aus Städtereise und Weintourismus in Würzburg
Der Tourismus unterteilt sich in den Geschäfts- und Freizeitbereich. In Würzburg würde der Freizeittourismus leicht überwiegen und auch weiter zunehmen. "Wir haben wieder mehr Gäste aus Deutschland", sagt Rudek. Dabei funktioniere die Kombination aus einer klassischen Städtereise mit dem Weintourismus in der Region um Würzburg sehr gut, betont Rudek. "Stadt und Umland sind touristisch gut verknüpft". Intensiv nachgefragt werden weiterhin vor allem die Wohnmobilstellplätze und auch die Flusskreuzfahrten nehmen wieder zu, sagt Rudek.

Beim Geschäftstourismus sei die wirtschaftliche Lage entscheidend. "Wenn die Konjunktur lahmt, wirkt sich das unmittelbar auf den Geschäftstourismus aus", so Rudek. Von einem negativen Trend sei hier bisher in Würzburg jedoch auch noch nichts zu spüren, da Buchungen in diesem Bereich auch schon lange im Voraus getätigt werden.
Veranstaltungen in Würzburg sorgen für internationale Übernachtungsgäste
Auch die verschiedenen Veranstaltungen würden überregional Menschen anziehen. "Jede Veranstaltung erreicht ihr Publikum", so Rudek. Der Hafensommer zieht Publikum aus ganz Deutschland an, das Afrika-Festival und Stramu sogar aus ganz Europa und auch beim Mozartfest gäbe es internationales Publikum. "Das greift alles sehr gut ineinander", betont der Tourismusdirektor.

Die Großveranstaltungen auf dem Residenzplatz würden dafür sorgen, dass Würzburg an diesen Wochenenden ausgebucht ist. Als Apache 207 und Andreas Gabalier in Würzburg gespielt haben, habe es im Umkreis von 15 bis 20 Kilometer kaum noch ein freies Bett gegeben, so Rudek.
Deutschlandticket wirkt sich positiv auf Tagesausflüge in Würzburg aus
Neben den Übernachtungsgästen gibt es auch noch die Touristen, die für einen Tagesausflug nach Würzburg kommen. 2022 seien es rund 13,5 Millionen Menschen gewesen. "Das ist letztes Jahr schon sehr gut gelaufen", sagt Rudek. Positiv wirke sich hier auch das Deutschlandticket aus. Es würden deutlich mehr Tagestouristen und -touristinnen mit dem Zug nach Würzburg kommen.
Ziel sei es nun, die ganzjährige Auslastung zu steigern und in Kooperation mit der Touristenregion Fränkisches Weinland die Aufenthaltsdauer zu erhöhen. Hier sei die Pandemie hilfreich gewesen, so der Tourismusdirektor. "Die Menschen haben gemerkt, hier in der Region kann man durchaus ein paar Urlaubstage verbringen", so Rudek.