Der Zwist um das geplante Gerbrunner Gewerbegebiet am Kirschberg IV spitzt sich zu: Während die Gegner mittlerweile eine Bürgerinitiative gegründet haben, nimmt Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) in einem offenen Brief Stellung zu offenen Fragen. Das Industriegebiet ist umstritten, weil es in einem kartierten Biotop geplant ist. Außerdem befürchten Anwohner Beeinträchtigungen durch Staub und Lärm.
"Vorbehaltlich einer entsprechenden Beschlussfassung des Gemeinderats wird das geplante Industriegebiet auf Grund der geplanten Nutzung und der daraus resultierenden Immissionswerte in ein Gewerbegebiet ‚herabgestuft‘ werden können", schreibt Wolfshörndl. Dabei bezieht sich der Gerbrunner Bürgermeister auf ein mittlerweile vorliegendes Lärmschutzgutachten. Ein Sachverständiger komme zu dem Ergebnis, dass "die von dem geplanten Gewerbegrundstück ausgehenden Immissionen unter Berücksichtigung aller dort beabsichtigten Nutzungen wie dem Brechen von Asphalt, Bauschutt, Zerkleinern von Altholz, werkseitigem Kraftverkehr usw. die Grenzwerte eines allgemeinen Wohngebiets bereits im Bereich der an der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Betriebswohnungen einhalten bzw. sogar deutlich unterschreiten."
BI befürchtet mehr Lärm und Staub
Die Bürgerinitiative "Keine Erweiterung IV am Kirschberg" stellt das Gutachten indirekt in Frage. In ihrer Reaktion auf den offenen Brief der Gemeinde gibt der BI-Vorstand zu bedenken, dass durch die Vorbelastung der Wohngebiete durch die Kitzinger Landstraße, die Bundesstraße 8, die Bahn und andere bereits vorhandene Betriebe die Lärmbelastung weiter zunehme. Zusätzlich sei das Haslachtal durch seine Trichterform ein Schallfänger und -verstärker. "Hält der Anlagenbetreiber die Grenzwerte später nicht ein, müssen die Anwohner die rechtliche Auseinandersetzung initiieren und bezahlen", äußern die Mitglieder der BI ihre Ängste.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der entstehende (Fein-)Staub. "Selbstverständlich lässt es sich nicht vollständig ausschließen, dass beim Brechen und Sieben von Bauschutt Staub entsteht. Jedoch kann und muss der geplante Gewerbebetrieb schon aufgrund gesetzlicher Bestimmungen damit entsprechend umgehen", so Wolfshörndl. Hierfür gebe es beispielsweise Beregnungs- und Bewässerungsanlagen, die den Staub an der Entstehungsstelle mit gesammeltem Regenwasser aus Zisternen binden.
Ortsansässige Firma braucht einen neuen Betriebshof
Dieser Aussage entgegnet der BI-Vorstand: "Um sicherzugehen, dass die Stäube die Hallen nicht verlassen, müssten Unterdrucksysteme mit entsprechenden Filtern installiert werden. Was passiert, wenn (wie letzten Sommer oft) der Niederschlag für die Zisternen fehlt?" Die Verkehrssituation an dieser Stelle ist ebenfalls ein wunder Punkt, den beide Seiten unterschiedlich bewerten.
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Auch das seit über 50 Jahren ortsansässige Unternehmen, das sich in dem neuen Gewerbegebiet auf einer Fläche von etwa 9500 Quadratmetern vergrößern möchte, äußert sich zu der verzwickten Lage. So schreibt Bernd Riegel, Geschäftsführer der Georg Riegel GmbH, auf Nachfrage dieser Redaktion: "Unser derzeitiger Betriebshof in Gerbrunn ist unserer Betriebsgröße nicht mehr gewachsen. In den letzten Jahrzehnten haben wir uns stetig entwickelt." Zur Staubproblematik erklärt Riegel: "Moderne technische Anlagen unterstützen die Arbeit, um Staubbildung zu vermeiden und zu binden. Gleiches gilt für mineralischen Bauschutt."
Naturschutzbehörde prüft artenschutzrechtliche Genehmigung
Das geplante Gewerbegebiet liegt in einem kartierten Gebiet, das als Gehölzbiotop klassifiziert ist. Mit den vorbereitenden Maßnahmen wurde bereits begonnen. Ein Bagger hat eine Schneise in das Biotop geschlagen, damit Tierarten fliehen können.Inwieweit eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erforderlich ist, will die Regierung von Unterfranken prüfen, sobald die vom Planungsbüro der Gemeinde angekündigten, aktualisierten Unterlagen vorliegen. Die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Würzburg hat dies in ihrer Stellungnahme nicht so gesehen.
Bürgermeister Wolfshörndl kündigt am Ende seines offenen Briefes unterdessen an, dass der Bebauungsplan mit den wesentlichen umweltbezogenen Stellungnahmen voraussichtlich im Juni öffentlich ausgelegt wird.