Viele Praxen im Freistaat dürften am 10. Oktober vormittags geschlossen bleiben. Zu dem Protest haben die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) sowie ärztliche und psychotherapeutische Berufsverbände aufgerufen. "Wir streiken nicht, denn das dürfen Vertragsärzte nicht. Wir protestieren und öffnen die Praxen an diesem Montag später", sagt Dr. Christian Pfeiffer, Allgemeinmediziner aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg) und unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. Der Grund: Unzufriedenheit mit der Politik und Frust über geplante Leistungskürzungen.
Die Liste der Ärgernisse in den Praxen ist lang. Die nicht funktionierende Digitalisierung, ein veraltetes Abrechnungssystem, der ausbleibende Coronabonus für die Mitarbeitenden - "obwohl die Praxen eine enorme Arbeit geleistet haben", sagt Pfeiffer. Der neue Honorarabschluss, "der nicht einmal die Steigerung der Personalkosten deckt und die Inflation und Steigerung der Energiekosten völlig unberücksichtigt lässt", habe das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Hinzu komme die angedrohte Rücknahme der Neupatientenregelung.
Sorgenvoller Blick auf den kommenden Winter
Diese bietet Ärzten seit 2019 besondere finanzielle Anreize, damit sie in ihrer Praxis neue Patienten aufnehmen und kurzfristig zusätzliche Termine anbieten. Das Streichen der Regelung würde für die Praxen finanzielle Einbußen bedeuten. "Das ist ein Signal der Unzuverlässigkeit der politischen Entscheidungen", sagt Pfeiffer. Und auch die Verbände, die zu dem Protesttag aufrufen, warnen: Ohne einen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik werde "die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung durch Ärzte und Psychotherapeuten in Bayern extrem gefährdet".

Um aufzurütteln, sollen daher am Montag, 10. Oktober, zahlreiche Praxen in Bayern von 8 bis 10 Uhr geschlossen bleiben. Wie viele Kolleginnen und Kollegen sich in Unterfranken an der Aktion beteiligen werden, sei offen, so Pfeiffer.
Klar ist aus Sicht des Allgemeinmediziners, dass die Praxen mehr Unterstützung brauchen. Gerade mit Blick auf die kommenden Monate. Schon jetzt steige die Zahl der Atemwegserkrankungen spürbar an, nicht nur Corona-bedingt, sondern vor allem durch andere Infekte. "Ich persönlich glaube, es wird ein anstrengender Winter für uns in der Praxis werden aufgrund der Erkältungen", sagt Pfeiffer. Ob und welche Welle kommen werde, bleibe abzuwarten. "Die Zahl der Coronafälle wird aber sicher deutlich ansteigen."