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Würzburg: Prozess um Mord an Gastwirt Edip Saraç in Würzburg: Ermittler berichtet nach 26 Jahren von Drohanruf und Schulden

Würzburg

Prozess um Mord an Gastwirt Edip Saraç in Würzburg: Ermittler berichtet nach 26 Jahren von Drohanruf und Schulden

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    25 Jahre nachdem ein türkischer Gastwirt in seiner Kneipe in Würzburg erschossen wurde, stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht.
    25 Jahre nachdem ein türkischer Gastwirt in seiner Kneipe in Würzburg erschossen wurde, stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht. Foto: Thomas Obermeier

    Kaum einer weiß mehr über Mord und Totschlag in Unterfranken als der Zeuge, der am Montagmorgen im Prozess um den Mord am türkischen Wirt Edip Saraç in den Zeugenstand tritt: Ermittler Martin Hinterseer hat in über 40 Berufsjahren in viele menschliche Abgründe gesehen – auch im Fall des in Würzburg erschossenen Gastwirts, der lange unlösbar schien.

    Mordermittler Hinterseer ging 2017 in den Ruhestand. Jetzt hat den 72 Jahre alten Pensionär die Vergangenheit eingeholt: Das Landgericht hofft, dass die Erinnerungen des Hauptkommissars in Ruhestand weiterhelfen können im Prozess um den Mord vom 5. Januar 1999. 

    Mordermittler aus Würzburg berichtet von drei Hauptverdächtigen im Fall Saraç

    Hinterseer berichtet, dass die Ermittler damals mehrere Verdächtige im Blick hatten: Zum einen den jetzt angeklagten Mann aus der Türkei, der dem Wirt zwei Tage vor dem Mord am Telefon gedroht hatte. Dessen Freund, ein bekannter Geschäftsmann in Würzburg, war seinem Vater sechsstellige Beträge schuldig und der Wirt hatte für ihn gebürgt.

    Präzise Einblicke in die Ermittlungen gab der inzwischen pensionierte Mordermittler Martin Hinterseer 
    Präzise Einblicke in die Ermittlungen gab der inzwischen pensionierte Mordermittler Martin Hinterseer  Foto: Thomas Obermeier

    Oder war der Mörder der eigene Sohn, dessen Freundin der Vater nicht akzeptierte? Der Verdacht zerstreute sich schnell, wie sich Hinterseer erinnert.

    Oder war es einer der Gäste, die nachts heimlich bei Saraç hinter verhüllten Fenstern zockten - wie zwei Jahre zuvor in einer anderen geheimen Spielhölle des Wirts am Berliner Ring, in der ein Zocker einen anderen erstach? Oder tötete ihn ein Profikiller? Ein geheimnisvoller Unbekannter aus Bremen soll zwei Nächte vor den Schüssen in der Kneipe aufgetaucht sein und nach Saraç gefragt haben.

    Viele Details zum heutigen Angeklagten im Mordfall Saraç

    Auch ein Vierteljahrhundert später kann sich Mordermittler Hinterseer noch an viele Details erinnern: Dass etwa der zur Tatzeit 23 Jahre alte Angeklagte im Verhör einen Drohanruf bei dem Wirt zwei Tage vor den tödlichen Schüssen zugab. Doch der 23-Jährige behauptete, er habe am Abend des Mordes mit seiner Freundin und deren Kind in Höchberg "Mensch ärgere dich nicht" gespielt und einen Western angeschaut. Sie bestätigte damals das Alibi.

    Es gelang der Kripo damals nicht, den Verdächtigen zu überführen: Ein Zeuge vom Tatort erkannte den Mann damals bei einer testweisen Gegenüberstellung bei der Polizei unter sechs Personen nicht wieder. Dreimal deutete er auf die falsche Person. Hinterseer musste den Verdächtigen laufen lassen, sagt er.

    Mordermittler aus Würzburg erinnert sich an den Satz "Jetzt soll Blut fließen!"

    Auch der jetzt mitangeklagte Vater des Verdächtigen bestritt damals in Vernehmungen, ein Motiv gehabt zu haben: Ob sechsstellige Kredite von dem Wirt, von ihm oder aus dunklen Quellen stammen, ist weiter ungewiss. Mehrfach wurde vor Gericht der Verdacht geäußert, der Kurde habe Kontakte zur radikalen kurdischen Untergrundorganisation PKK unterhalten. Beweise gibt es dafür bisher nicht.

    Die Morddrohungen am Telefon sind freilich nicht die einzigen Äußerungen, die gegen die zwei Angeklagten sprechen. Der Mordermittler erinnert sich an Aussagen darüber, wie der Geldverleiher allmählich die Geduld mit dem Wirt verlor: "Ich habe lange genug gewartet", soll er vor einem Zeugen und seinem Sohn gesagt haben. "Jetzt soll Blut fließen!" Der Sohn soll bestätigt haben: "So sei es!"

    Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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