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Ochsenfurt: Schriftzüge auf dem Gaubahnradweg sorgen für Aufsehen: Was hinter der Aktion steckt

Ochsenfurt

Schriftzüge auf dem Gaubahnradweg sorgen für Aufsehen: Was hinter der Aktion steckt

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    Abiturientin und angehende Künstlerin Mia Menzel schreibt mit Markierungsfarbe die Grundrechte auf den Gaubahnradweg – hier auf dem Radweg von Ochsenfurt Richtung Hohestadt. Dort soll eine Radtour für Demokratie und Grundrechte stattfinden.
    Abiturientin und angehende Künstlerin Mia Menzel schreibt mit Markierungsfarbe die Grundrechte auf den Gaubahnradweg – hier auf dem Radweg von Ochsenfurt Richtung Hohestadt. Dort soll eine Radtour für Demokratie und Grundrechte stattfinden. Foto: Anna-Lena Behnke

    Mit einem Pinsel in der Hand und ganz in Schwarz gekleidet hockt Mia Menzel auf dem Radweg, der von Ochsenfurt Richtung Hohestadt führt. Konzentriert fährt sie den Buchstaben "U" nach. Dann das "N". Jeden Buchstaben müsse sie mehrmals aufpinseln, sagt die 19-Jährige. Nur dann halte die Farbe auch einem Regenschauer stand. Mithilfe von Schablonen hat sie den Schriftzug "Die Würde des Menschen ist unantastbar" auf dem Gaubahnradweg angebracht. Der Artikel 1 - und wohl bekannteste Satz – aus dem Grundgesetz steht nun für alle gut sichtbar in oranger und weißer Farbe auf dem Asphalt.

    Der Schriftzug ist Teil einer ungewöhnlichen Radtour. Die soll am Samstag, 20. Juli, alle Teilnehmenden auf den Spuren des Grundgesetzes von Ochsenfurt unter anderem über Gaukönigshofen und Gelchsheim bis nach Aub führen. Organisiert wird die Tour von einer Gruppe engagierter Menschen aus Ochsenfurt und Umgebung sowie dem Arbeitskreis "Solidarität geht" der Katholischen Landvolkbewegung. 

    Kreative Impulse an acht Stationen entlang der Strecke

    Gemeinsam wolle man sich für die demokratischen Werte einsetzen, sagt Mitorganisatorin Elke Wolz-Nagel aus Gaukönigshofen. "Wir wollten nach den Demos gegen rechts im Frühjahr nicht, dass es einfach aufhört", sagt sie. Damals hatten in ganz Deutschland, aber auch in der Region, wochenlang immer wieder Proteste gegen Rechtsextremismus und für Toleranz und Vielfalt stattgefunden.

    Vor einiger Zeit habe sich deshalb eine Gruppe an Menschen zusammengefunden, die durch das außergewöhnliche Projekt ein Zeichen setzen wolle. Dafür werde am Samstag an acht Stationen entlang des Radwegs Halt gemacht, die jeweils einem Grundrecht gewidmet sind, sagt Wolz-Nagel. Dort soll es jeweils einen zehn- bis 15-minütigen literarischen oder musikalischen Impuls zum Thema geben. In Acholshausen etwa sei ein kleines Rollenspiel zum Grundrecht auf Gleichheit geplant.

    Tour findet am Gedenktag des Deutschen Widerstands statt

    "Es geht darum, die Rechte zu würdigen, aber auch zu zeigen, dass wir alle etwas für sie tun müssen", sagt die Mitorganisatorin. Der 20. Juli sei dabei kein zufällig gewähltes Datum, sagt sie. Schließlich handle es sich auch um den Gedenktag des Deutschen Widerstands. Denn vor genau 80 Jahren, am 20. Juli 1944, fand das missglückte Stauffenberg-Attentat auf Hitler statt – der wohl bedeutendste Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus. Es handle sich somit um ein wichtiges Datum für die Demokratie, sagt Wolz-Nagel.

    Mehrere Stunden dauert es, bis Mia Menzel ein Zitat in mehreren Schichten auf den Asphalt gebracht hat.
    Mehrere Stunden dauert es, bis Mia Menzel ein Zitat in mehreren Schichten auf den Asphalt gebracht hat. Foto: Anna-Lena Behnke

    Die Schriftzüge auf dem Radweg sollen ebenfalls Aufmerksamkeit auf die Grundrechte lenken – und das nicht nur am Tag der Radtour. Damit sie eine Weile bestehen bleiben, hätten sie sich hier für beständige Markierungsfarbe entschieden. Später könnten womöglich einmal QR-Codes mit näheren Informationen die Zitate ergänzen.

    Schriftzüge auf dem Asphalt sollen bleiben

    Die ziehen schon jetzt viele Blicke auf sich. Denn damit am Samstag alle Beschriftungen fertig sind, hat Mia Menzel schon mit einer Woche Vorlauf begonnen, die Grundrechte auf den Asphalt zu schreiben. Mehrere Stunden brauche sie, um einen Schriftzug aufzuschreiben, sagt die Abiturientin aus Acholshausen, die ein Kunststudium anstrebt. Zusätzlich müsse sie die Schablonen zuvor noch zu Hause erstellen. 

    Regelmäßig halten Radfahrerinnen und Radfahrer an und fragen nach, was es mit der Schrift auf sich hat. "Ich bin extra noch einmal umgedreht", sagt eine Frau, die gerade eigentlich mit dem Rad auf dem Weg nach Hohestadt ist. "Eine schöne Sache", sagt sie, bevor sie aufsteigt und ihren Weg fortsetzt. Nicht alle reagieren so positiv. Erst kurz zuvor hat eine Polizeistreife am Radweg gehalten, weil eine Frau die Aktion, die von den Kommunen genehmigt ist, gemeldet hatte. Entmutigen lässt sich Menzel davon nicht: "Das ist eine gute Aktion. Und wenn es um Kunstprojekte geht, bin ich sowieso immer gerne dabei."

    Stationen von "Radeln für Demokratie und Grundrechte"10 Uhr: Start in Ochsenfurt am Rathaus10.40 Uhr: Tückelhausen am ehemaligen Bahnhof, Parkplatz am Thierbach11.10 Uhr: Acholshausen am Abenteuerspielplatz11.40 Uhr: Gaukönigshofen am Alten Bahnhof, Gedenkort Deportation12.20 Uhr: Rittershausen an der Bushaltestelle am Ortseingang12.55 Uhr: Sonderhofen am Alten Bahnhof13.30 Uhr: Gelchsheim am Dorfplatz beim Rathaus14.10 Uhr: Aub auf dem MarktplatzEs ist möglich, nur Teile der Strecke mitzuradeln oder nur die Stationen zu besuchen. Die Heimfahrt erfolgt individuell.Quelle: Ochsenfurt/Ochsenfurter Gau soldidarisch; AK "Solidarität geht"

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