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Estenfeld: Raiba schließt Filialen: "Es ist ein Verlust für unser Dorf"

Estenfeld

Raiba schließt Filialen: "Es ist ein Verlust für unser Dorf"

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    Zum Jahresende 2021 wurden die beiden Filialen der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG in Kürnach (Foto) und Unterpleichfeld geschlossen. 
    Zum Jahresende 2021 wurden die beiden Filialen der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG in Kürnach (Foto) und Unterpleichfeld geschlossen.  Foto: Irene Konrad

    Für viele Dorfbewohner in Kürnach und in Unterpleichfeld ging zum Jahresende 2021 eine Ära zu Ende. Die Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG hat ihre "Filialstruktur angepasst" und schloss die beiden Filialen in Kürnach und Unterpleichfeld. Sie bat ihre Mitglieder, Kundinnen und Kunden um Verständnis, "dass wir diese weniger frequentierten Geschäftsstellen nicht weiter in der gewohnten Form aufrechterhalten können". 

    Verständnis für die Zusammenlegungen des persönlichen Beratungs- und Serviceangebots auf die beiden verbliebenen Geschäftsstellen in Estenfeld und Bergtheim ist da. Die Kürnacher und Unterpleichfelder sind auch dankbar, dass man in den Bankgebäuden weiterhin Automaten nutzen kann, um Geld einzahlen oder abheben zu können oder um seine Kontoauszüge drucken zu können. Auch die Briefkästen für Post oder Papier-Überweisungen sind verblieben.

    Aber die SB-Filialen seien kein Ersatz für die Begegnungen in der Bank, ob mit dem vertrauten Bankpersonal oder auch mit anderen Dorfbewohnern, die man hier zufällig getroffen hat.  "Ich nehme das und die Schließung der Filiale zur Kenntnis, aber ich bedauere den Verlust der jahrzehntelangen, persönlichen und vertrauensvollen Verbundenheit mit den Mitarbeitern der Bank vor Ort", gesteht Martina Wild aus Unterpleichfeld.

    Schmerzhaft vor allem für die ältere Generation

    "Es ist ein Verlust für unser Dorf", gesteht Bürgermeister Alois Fischer. Als Realist wisse er, dass man den Fortschritt nicht aufhalten könne. Dennoch: Als die beiden Bankvorstände Thomas Endres und Franz-Josef Hartlieb im Sommer vergangenen Jahres im Gemeinderat vorstellig wurden und in der nichtöffentlichen Sitzung ihre Entscheidung zur Schließung der Bankfiliale mitteilten, habe diese Hiobsbotschaft ihn und alle Gemeinderatsmitglieder erschreckt.

    Bürgermeister Fischer habe damit gerechnet, dass die Unterpleichfelder Bankfiliale "auf alle Fälle bleibt". In seinen Augen sei sie gut frequentiert gewesen. Vor allem für die ältere Generation sei es schmerzhaft. Wer mit den digitalen Medien nicht so firm sei, brauche den persönlichen Kontakt. Er sei froh, "dass man zumindest am Automat noch Geld abheben kann". Sein Wunsch wäre es trotzdem, dass die Bank wenigstens einmal pro Woche geöffnet werden könne.

    Ähnlich wie in Unterpleichfeld reagiert die Nachbargemeinde Kürnach. "Wir waren alle geschockt, als uns die Bankvorstände am 22. Juli letzten Jahres ihre Gründe zur Schließung zum Jahresende erläuterten", sagt Bürgermeister René Wohlfart. Fast 5000 Einwohner habe Kürnach mittlerweile und die Immobilie sei doch im Besitz der Genossenschaftsbank.

    1879 wurde der Darlehenskassenverein Kürnach gegründet. Immer wieder hat es im Laufe der über 140 Jahre Genossenschaftsbank in Kürnach Fusionen und damit Veränderungen gegeben. Aber es gebe gibt es die Raiffeisenbank im Dorf schon so lange. "Wir müssen mit der Zeit gehen, aber es ist ein harter Weg", empfindet Bürgermeister Wohlfart die Schließung als "sehr, sehr schade". Ihm gefalle die Entwicklung nicht, vor allem im Hinblick auf die persönlichen Begegnungen.

    "Ich wünsche mir, dass alle Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft vor Ort gut versorgt werden", erklärt er. Deshalb hoffe er inständig, dass zumindest die SB-Filiale der Raiffeisenbank dauerhaft bestehen bleibt.

    Erklärender Brief kam im November

    "Ich bin einer der über 8000 Genossen der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim", kann Edgar Kamm aus Kürnach die Schließung überhaupt nicht nachvollziehen. Er als Genosse wäre gern frühzeitig bei Mitgliederaussprachen informiert worden. Lange vor dem erklärenden Brief der Bank an die Kunden im November und schon gar nicht später als der Gemeinderat. Für den früheren dritten Bürgermeister "geht ein Stück Tradition kaputt". 

    "Unsere Senioren brauchen diese Anlaufstelle", sagt sich Gemeinderat Manfred Dülk und wünscht sich, dass die Kürnacher Geschäftsstelle "vielleicht doch wieder zweimal in der Woche für ein paar Stunden aufmachen kann". Mit der Information des Gemeinderats im Juli letzten Jahres "sind wir überfahren worden", so Dülk. 

    Zum Jahresende 2021 wurden die beiden Filialen der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG in Kürnach und Unterpleichfeld (Foto) geschlossen. 
    Zum Jahresende 2021 wurden die beiden Filialen der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG in Kürnach und Unterpleichfeld (Foto) geschlossen.  Foto: Irene Konrad

    Erwin Pfeuffer aus Estenfeld war über 30 Jahre im Vorstand der Raiffeisenbank und habe "ihre Entwicklung von klein auf miterlebt". "Die Genossenschaftsbank hat aufgrund ihrer Geschichte eine Verpflichtung in der Region und sollte präsent sein, vor allem für die ältere Generation." 

    Wenn zunehmend die Kirche als Treffpunkt fehle, niemand mehr ins Gasthaus könne oder das Pläuschchen am Bankschalter wegfalle, sterbe etwas aus und die Menschen würden resignieren", so Pfeuffer.

    Bank legt Wert auf zufriedene Kunden

    "Wir versuchen wirklich, alle Menschen mitzunehmen und unsere gemeinsame Bank wirtschaftlich durch schwierige Zeiten zu kriegen", beschreibt Bankvorstand Franz-Josef Hartlieb die Situation. Die beiden Vorstände würden auch "größten Wert auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden legen". Es sei im letzten Jahr deren Wunsch gewesen, ihre vertrauten Kunden selbst über die Schließung der Filialen zu informieren.

    "Mit uns kann man doch reden", bieten sich Thomas Endres und Franz-Josef Hartlieb an, die Situation in persönlichen Gesprächen zu erläutern. Die Genossenschaftsbank wolle ihre Mitglieder und Kunden "auch künftig in allen Lebensphasen bei der Erreichung ihrer finanziellen Ziele unterstützen". "Wir freuen uns deshalb auf eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit", versichern die beiden Vorstände.

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