Was wird aus dem Real-Markt am Europastern? Nach dem Verkauf der Handelskette Real an einen russischen Investor im vergangenen Jahr, wurden einige der 277 Filialen in Deutschland geschlossen, andere übernommen. So gehört zum Beispiel der Real-Markt in Lengfeld seit August zu Kaufland. Der Real-Markt in der Nürnberger Straße wird dagegen bislang weiter betrieben.
Edeka hat Interesse am Real-Markt in der Nürnberger Straße
"Der Eigentümer hat uns informiert, dass Real auch am Standort Nürnberger Straße raus geht", sagt Würzburger Baureferent Benjamin Schneider. Er gehe davon aus, dass es im Laufe des kommenden Jahres soweit ist. Wie bei anderen Filialen auch, könnte auch hier ein Lebensmittel-Vollsortimenter die Immobilie mieten. 64 Real-Märkte wurden bereits von Edeka übernommen.
Stefanie Schmitt, Pressesprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen in Rottendorf, bestätigt das Interesse von Edeka an diesem Deal. "Wir haben Interesse an der Übernahme des Real-Hauses in der Nürnberger Straße. Das Bundeskartellamt hat uns die Übernahme auch bereits grundsätzlich freigegeben - allerdings mit der Auflage, dass wir im Objekt eine Standortkombination mit einem Discounter eingehen."
Doch die Stadt Würzburg stellt sich quer. Baureferent Schneider erklärt warum: "Eine Kombination aus Vollsortimenter und Discounter plus eines Drogeriemarktes in dieser Größe würde an dieser Stelle den Lebensmittelhandel in umliegenden Stadtteilen und der Innenstadt schaden und so die noch vorhandene wohnortnahe Versorgungslage mittel- bis langfristig stark gefährden."
Denn im Unterschied zu dem bisherigen Real-Markt (SB-Warenhaus), bei dem auf einem Teil der Fläche auch Kleidung, Haushaltswaren, Sportartikel und ähnliches angeboten wurden, werden bei Vollsortimentern wie Edeka oder Discountern wie Aldi hauptsächlich Lebensmittel angeboten. Deshalb wäre ein großer Edeka-Markt an dieser Stelle zum Beispiel für die Nahversorgung in Grombühl eine noch größere Konkurrenz, als es bislang schon der Real-Markt war.
"Der geplante Lebensmittel-Vollsortimenter wäre mit einer Verkaufsfläche von 4500 Quadratmetern der größte der Stadt"
Baureferent Benjamin Schneider
"Der geplante Lebensmittel-Vollsortimenter wäre mit einer Verkaufsfläche von 4500 Quadratmetern der größte in der Stadt", sagt Schneider. Um diese Entwicklung zu verhindern, hat der Baureferent dem Stadtrat jetzt vorgeschlagen, mit einer sogenannten "Veränderungssperre" den Umbau zu blockieren. "Mein Wunsch ist es, mit dem Eigentümer weiter darüber zu verhandeln, was hier möglich ist."

Am liebsten wäre dem Baureferenten eine radikale Lösung für das bis 1997 von Wertkauf, bis 2007 von Walmart und danach von Real genutzten Areals: Abriss des in den 1970er Jahren gebauten Betonklotzes sowie des Parkplatzes mit 700 Plätzen. Die städtischen Planer sehen in der etwa fünf Fußballfeld großen Fläche unterhalb der alten Uniklinik durchaus Potenzial: Vorgeschlagen wird die Entwicklung eines gemischt genutzten, urbanen Quartiers mit den Schwerpunkten Dienstleistung, Gewerbe und Kultur.
Mehr Raum für die Pleichach
"Außerdem wäre entlang der Pleichach Platz für breite Gehwege und einen Zweirichtungsradweg für die Radachse Versbach/Lengfeld", sagt Schneider. Weitere Vorteile einer Neuplanung wären die Möglichkeiten, der Pleichach die das Grundstück begrenzt, hier mehr Platz zu geben und das Ufer zu renaturieren sowie bei der neuen Bebauung auf Luftschneisen zu achten, um die Stadt zu kühlen.

Wann diese Pläne Wirklichkeit werden, kann Schneider nicht sagen. "Es ist gut möglich, dass es jetzt erst einmal mit einem anderen SB-Warenhaus hier weiter geht. Allerdings hat die Stadt mit der "Veränderungssperre" die Hand auf der künftigen Entwicklung und wir können mit dem Eigentümer weiter verhandeln." Der zuständige Ausschuss des Stadtrats hat dem Vorgehen Schneiders bereits mit sehr deutlicher Mehrheit zugestimmt. Am Donnerstag soll noch der Stadtrat grünes Licht geben.