Der Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), möglichst viele Corona-Schnelltests für alle bereitzustellen, mehrheitlich zu bezahlen und dabei neben Hausärzten, ärztlich oder zahnärztlich geführten Einrichtungen auch die Apotheken mit ins Boot zu holen, wird konkreter. Demnach sollen möglichst viele Apotheken von den Gesundheitsbehörden vor Ort als Schnellteststellen beauftragt werden. In Stadt und Landkreis Würzburg beträfe das insgesamt etwa 90 Apotheken.
"Wir sind bereits mit vielen Apothekern im Gespräch, einige werden schon ab dieser Woche die Schnelltests anbieten", berichtet Paul Justice, der das Testmanagement für Stadt und Landkreis Würzburg verantwortet. Pro Woche – so der Plan der Bundesregierung – soll jeder Bürger einen kostenlosen Schnelltest machen dürfen. Dazu gibt es eine offizielle Bescheinigung über das Testergebnis, die beispielsweise für den Besuch im Seniorenheim vorgelegt werden kann. Die Kosten übernimmt ab 8. März der Bund.
Der Freistaat indes hat insgesamt 41 Millionen Euro für die nächsten zwei Monate zur Verfügung gestellt, um speziell die Apotheken mit der Aufgabe als Schnellteststelle zu beauftragen.
Teststrategie nimmt Fahrt auf
"Die Teststrategie nimmt Fahrt auf und wir sind kräftig am Planen", sagt dazu Apotheker Michael Sax, Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbands für Unterfranken und Inhaber der Stern-Apotheke in Grombühl. Es sei für die Apotheken zwar keine Pflicht sich zu beteiligen, dennoch seien die meisten Apotheker bereit, den "sinnvollen Beitrag in Pandemiezeiten zu leisten".
Gleichzeitig sei es aber auch eine große Herausforderung, die Tests in den laufenden Betrieb einzubauen, zumal es auch noch ungeklärte Fragen gibt, erklärt Pharmazierat Sax. "Zum Beispiel gibt es noch keine konkrete Lösung, wie nachzuweisen wäre, dass wirklich jeder nur einmal in der Woche getestet wird."

Zudem seien für viele Würzburger Apotheken auch die räumlichen und personellen Voraussetzungen schwierig. Einige verfügten nicht über separate Räume, um die Tests durchzuführen. Da müsse über verschiedene Konzepte nachgedacht werden, beispielsweise auch über Zusammenschlüsse nach dem Motto "der eine hat den Raum, der andere stellt mehr Personal".

Sax selbst steht in den Startlöchern, ist aufs Testen geschult, der Hygieneplan liegt bereit. Auch Tests und Schutzausrüstung sind vorhanden und ein Extra-Raum in der Apotheke, der gut zu desinfizieren ist. Mit einem Schild möchte Sax den Weg weisen – in die eine Richtung zum Testen, in die andere zum laufenden Betrieb. Eine Anmeldung zum Test – entweder telefonisch, am besten aber online –sieht er als Muss, "denn anders ist es nicht zu stemmen". So werde er bestimmte Zeitslots für die Tests zur Verfügung stellen und eine festgelegte Anzahl pro Stunde. Klar ist: Nach einem positiven Schnelltest ist zwingend ein Bestätigungstest per PCR erforderlich.
Der Pharmazierat kann sich gut vorstellen, dass für manche der Weg in die bekannte Apotheke nebenan einfacher ist als in ein Testzentrum. Das könnte ein großer Vorteil dieser Teststrategie sein.
Selbsttests nicht gleichzusetzen mit Testungen in der Apotheke
Was Sax noch am Herzen liegt, ist es, den Bürgern klar zu verdeutlichen, dass der Antigen-Test, wie er an Testrecken, bei Ärzten und in Apotheken angeboten wird, nicht derselbe ist wie der Selbsttest, der unter anderem in der Apotheke oder im Einzelhandel von nun an zu kaufen ist. Zwar seien beides Antigen-Tests, der für Zuhause biete jedoch eine nicht ganz so hohe Sicherheit und eigne sich mehr fürs private Umfeld, zum Beispiel für ein Treffen unter Freunden – ohne offiziellen Nachweis. Da dies oft vermischt werde, sei es ihm wichtig, nochmals darauf hinzuweisen.
Als Pharmazierat ist Sax auch gerne Ansprechpartner für die Kollegen, "die sich bei Fragen rund ums Thema Schnelltestungen gerne an mich wenden können". Auch, was das Thema Vergütung angeht: Da werde es für die Apotheken vermutlich eine Pauschale geben, sowohl für Hardware als auch für die Dienstleistung des Testens, sagt Sax. Dazu gebe es derzeit noch Verhandlungen.
Kompetenzen der Apotheke stärken
Kristin Fries, Leiterin der Tauber-Apotheke in Röttingen, geht davon aus, in ihrer Apotheke gegen Ende der kommenden Woche Corona-Tests anbieten zu können. Zwar seien die konkreten Schritte jetzt sehr schnell gekommen, dem zusätzlichen Aufwand sieht sie jedoch gelassen entgegen: "Diese Pläne sind ja seit Längerem im Gespräch. Ich finde das auch ganz okay, weil wir damit unsere Kompetenzen stärken können."
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Aktuell plane ihre Apotheke, Corona-Tests über die Hintertüre anzubieten, damit sich die verschiedenen Kundenströme nicht mischen. Zudem werde man das eigene Personal entsprechend schulen, etwa bei einer örtlichen Hausarztpraxis. Trotz guter Vorbereitung gibt es jedoch noch offene Fragen, die die Planung erschweren: "Die Informationen über Abrechnungsmöglichkeiten und rechtliche Hintergründe sind noch etwas dürftig", sagt Fries.
Vertrauen in die Kunden

In Giebelstadt in der Florian Geyer Apotheke indes ist alles unter Dach und Fach: "Wir haben in den vergangenen Wochen schon alles vorbereitet und haben nur noch auf die Eckpunkte der Verordnung gewartet", sagt Apothekerin Gabriela Bayer, deren Mann Tobias der Inhaber ist. Es solle schnell losgehen, "denn wir sind alle Corona-müde und möchten ein Stück zur Normalität zurück". Dabei könnten die Testungen helfen, die in der Geyer-Apotheke im Hof stattfinden werden.
Dort sind zwei Stationen aufgebaut, einmal für die Anmeldung (nach einer Online-Registrierung), die zweite für die Testung. "Direkt nach dem Test kann der Kunde gehen und bekommt von uns etwa 30 Minuten später das Ergebnis per E-Mail zugeschickt". So lasse sich eine Menschenansammlung komplett vermeiden, "denn das wäre das Letzte, was wir wollen", sagt Bayer.
Am Freitag sei das Personal auf den Nasenabstrich geschult worden, so dass es am Montag direkt losgehen könne. Was den einmaligen Test pro Woche angeht, "das können wir über unsere Anmeldesoftware nicht hundertprozentig kontrollieren, da müssen wir einfach vertrauen", sagt sie. Ob sie in den ersten Tagen mit Andrang rechnet? "Ich denke, es muss sich erst einpendeln, denn nicht jeder weiß, dass die Testungen schon möglich sind."
Stillgelegte Apotheke als Teststelle
Auch in Höchberg in der Bavaria-Apotheke soll es ab kommenden Mittwoch losgehen. Wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt, wird Inhaber Thomas Mühling in den Räumen einer stillgelegten Apotheke in der Hauptstraße mit Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes eine Teststelle in Betrieb nehmen. Über das Engagement freue sich auch Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn, so die Meldung. Mitarbeiter des Bauhofs hätten bei der Einrichtung der Teststelle kräftig mitgeholfen, um so auch beispielsweise den nahe gelegen Schulen ein kostenloses Testangebot zu machen.

Landrat Thomas Eberth und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt hoffen, dass möglichst viele der etwa 90 Apotheken in Stadt und Landkreis räumlich in der Lage sind, Antigen-Schnelltests anzubieten, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Bis Samstagmittag hatte das Gesundheitsamt Würzburg nach Anfrage der Betreiber bereits Apotheken in Höchberg, Giebelstadt, Ochsenfurt und im Würzburger Stadtteil Grombühl die Beauftragung erteilt, Antigen-Schnelltests durchzuführen.
Zudem bleiben die Corona-Schnellteststrecken in Stadt und Landkreis Würzburg – in der Kürnachtalhalle in Lengfeld, in Ochsenfurt, Bergtheim und Waldbrunn weiter in Betrieb, zunächst bis zum 31. März. Die Finanzierung der Teststrecken war längere Zeit ungeklärt, nun gibt es für die Schnelltests ab dem 8. März eine Kostenzusage durch den Bund.
Für Apotheken hat das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg eine Hotline eingerichtet unter der Rufnummer (0931) 8003 5178. Eine Liste mit den teilnehmenden Apotheken wird es in den nächsten Tagen auf der Internetseite des Landratsamtes geben.