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Würzburg: Reizthema Netzausbau: Wo stehen SuedLink und P43 und was wollen die Parteien?

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Reizthema Netzausbau: Wo stehen SuedLink und P43 und was wollen die Parteien?

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    Die Energiewende ist eines der zentralen Themen im aktuellen Wahlkampf. Ob dafür neue Stromtrassen wie SuedLink notwendig sind, ist in Unterfranken nach wie vor umstritten.
    Die Energiewende ist eines der zentralen Themen im aktuellen Wahlkampf. Ob dafür neue Stromtrassen wie SuedLink notwendig sind, ist in Unterfranken nach wie vor umstritten. Foto: Tom Weller, dpa

    Wie lässt sich der Strombedarf Unterfrankens in Zukunft decken? Braucht es dafür einen Ausbau der Netze? Oder muss die dezentrale Energieerzeugung vor Ort forciert werden? In der Region polarisiert das Thema seit Jahren – besonders mit Blick auf die beiden großen Leitungsvorhaben SuedLink und P43. Wie weit ist der Stand der Planung? Und mit Blick auf die Bundestagswahl: Was wollen die Parteien, wenn es um den Netzausbau geht?

    Der SuedLink, der über rund 700 Kilometer vom Norden in den Süden Deutschlands führen soll, befindet sich aktuell im Planfeststellungsverfahren. Der grobe Weg der Trasse steht fest, auch durch Unterfranken. Die Bundesnetzagentur hat dafür einen 1000 Meter breiten Korridor festgelegt. Jetzt geht es um die Frage, wo genau in diesem Streifen die Kabel verlegt werden. Einen Vorschlag haben die Netzbetreiber bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Dieser 100-Meter-Streifen sei ein "erster Entwurf", sagt TransnetBW-Sprecher David Moser. Er werde nun durch Untersuchungen weiter konkretisiert.

    Im Juni und Juli haben dazu in der Region mehrere sogenannte Eigentümerdialoge stattgefunden, Diskussionsrunden mit Bürgern und Grundstücksbesitzern. Die Hinweise, die dort aufgenommen wurden, werden laut TransnetBW "wo möglich in den weiteren Planungen berücksichtigt".

    Kritik an Eigentümerdialogen in der Region

    Zufrieden sind die hiesigen Bürgerinitiativen (BI) gegen SuedLink damit nicht. Die Veranstaltungen seien "enttäuschend" gewesen, kritisiert Hildegard Beyfuß, Vorsitzende der BI "A7 Stromtrasse Nein" aus Wasserlosen (Lkr. Schweinfurt). Echter Austausch sei kaum möglich gewesen. Und klare Auskünfte - beispielsweise zu Veränderungen der Bodenstruktur, Auswirkungen der Wärmeentwicklung auf die Böden oder zu Flächenversiegelung - habe es nicht gegeben, sagt Beyfuß. Aus Protest hätten deshalb zahlreiche Eigentümer entlang der Trassen Betretungsverbote für ihre Flächen ausgesprochen. "Wir wollen SuedLink und P43 verhindern", sagt die BI-Vorsitzende. Der geplante Netzausbau sei "überdimensioniert", die Energiewende könne nur dezentral gelingen.

    Ähnlich sieht das Matthias Göbel, Sprecher der BI "Bergrheinfeld sagt Nein zu SuedLink". Für die Stromautobahn existiere nach wie vor keine Kosten-Nutzen-Analyse. Es sei also nicht sicher, ob es nicht bessere Alternativen gebe. Damit verstoße das Vorhaben gegen EU-Recht, sagt Göbel. Der Energiewende nutze der SuedLink wenig, vielmehr diene er vorrangig dem europäischen Stromhandel.

    Für die Bundesnetzagentur hingegen war und ist SuedLink "eines der zentralen Projekte der Energiewende", das "Windstrom von der Nordsee bis in die süddeutschen Ballungsräume" transportieren soll. Dabei besteht die Trasse genau genommen aus zwei Leitungen, die parallel geplant, gebaut und betrieben werden. Beide starten in Schleswig-Holstein, ein Zweig läuft nach Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt, der andere nach Großgartach in Baden-Württemberg. 

    Geplanter SuedLink-Start 2026 könnte sich verzögern

    In der Region gehe es nun mit Kartierungen, Baugrunduntersuchungen und Vermessungen weiter, sagt TransnetBW-Sprecher David Moser. Ab 2026 , so ist es geplant, soll Strom durch den SuedLink fließen. Allerdings scheint fraglich, ob das gelingt. "Der Abschluss des Bundesfachplanungsverfahrens hat sich um mehr als ein Jahr verzögert", sagt Moser. Das liege unter anderem an der Prüfung alternativer Korridore – aber auch an der Corona-Pandemie. Deshalb gebe es im Netzentwicklungsplan nun zwei Varianten für die Inbetriebnahme: Eine geht weiter vom Start im Jahr 2026 aus, die andere berücksichtige "Umsetzungsrisiken" und peile 2028 an. Doch auch das bleibe "ambitioniert".

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    Etwa im gleichen Zeitraum soll in Unterfranken der Bau eines zweiten Leitungsvorhabens beginnen: der Fulda-Main-Leitung (P43). Sie führt von Mecklar in Hessen über Dipperz (Lkr. Fulda) und endet ebenfalls in Bergrheinfeld. Bis 2027 soll das Genehmigungsverfahren laut Cindy Schemmel, Referentin für Bürgerbeteiligung bei Tennet, abgeschlossen sein. Bauzeit danach: etwa drei bis vier Jahre.

    Bundesfachplanung für P43 in Unterfranken soll im Herbst beginnen

    Noch aber steckt P43 bei der Planung in den Anfängen. Im Herbst soll die Bundesfachplanung für Abschnitt B von Dipperz nach Bergrheinfeld eröffnet werden, sagt Schemmel. Der Netzbetreiber Tennet reicht dann einen Vorschlagskorridor für den Verlauf sowie Alternativen bei der Bundesnetzagentur ein. Dann könnten Bürgerinnen und Bürger sowie Vereinigungen oder Behörden Einwendungen einreichen, erklärt Schemmel. Ziel der Bundesfachplanung ist es, alle Verlaufsvorschläge zu prüfen und letztlich einen 1000 Meter breiten Korridor festzulegen - ähnlich wie beim SuedLink.

    Allerdings: Auch gegen P43 gibt es massiven Protest. Ein Gutachten des emeritierten Professors für Wirtschaftswissenschaften, Lorenz Jarass, kommt beispielsweise zu dem Schluss, die Fulda-Main-Leitung sei ebenso wie SuedLink nicht erforderlich. Auch ohne die Trassen würde in Süddeutschland nicht das Licht ausgehen.

    Auf Seiten der Netzbetreiber sieht man das anders. Mit der Energiewende werde mehr Stromtransport notwendig, um verbrauchsstarke Regionen zu versorgen, die selbst nicht genügend Strom aus erneuerbaren Ressourcen erzeugen könnten, sagt Tennet-Referentin Cindy Schemmel. Das Stromnetz müsse deshalb angepasst werden, da es bislang nicht über die nötigen Transportleistungen verfüge.

    Bürgerinitiativen fordern neues Bundesbedarfsplan-Gesetz

     Die Fulda-Main-Leitung sei seit 2014 Bestandteil des Bundesbedarfsplan-Gesetzes, sagt die Tennet-Referentin. Dieses Gesetz ist eine Art Fahrplan für den Netzausbau. Gerade erst hat es die Politik bis 2030 neu festgelegt. Für die Jahre danach gibt es ebenfalls einen ersten Entwurf der Übertragungsnetzbetreiber. Demnach kommen in Unterfranken SuedLink und die Fulda-Main-Leitung. Zusätzliche "Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Maßnahmen" seien in der Region nicht vorgesehen, heißt es von TransnetBW.

    Den Bürgerinitiativen reicht das nicht. "Wir fordern von der Politik die Überarbeitung des Bundesbedarfsplan-Gesetzes", sagt Hildegard Beyfuß von der BI "A7 Stromtrasse Nein". Es müssten dringend die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um vorrangig den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. "Wir erwarten, dass sich die Politiker über Konzerninteressen hinwegsetzen", bekräftigt Matthias Göbel von der Bergrheinfelder BI. Leider werde jedoch meist keine klare Position zum Netzausbau bezogen.

    Das Thema Netzausbau in den Wahlprogrammen der ParteienCDU/CSU: Die Union will "den Bau der notwendigen Stromleitungen beschleunigen". Dafür sollen Trassen "klug gebündelt und anwohnerverträglich realisiert werden", heißt es im Wahlprogramm. Generell seien Stromnetze "Garanten für die Versorgungssicherheit Deutschlands". Deshalb will die Union in diesem Bereich für mehr Kostenwettbewerb und Investitionen sorgen. Zugleich sollen neue Verfahren zur Energieerzeugung erforscht und entwickelt werden, um Abhängigkeiten von Stromimporten zu vermeiden.Bündnis 90/Die Grünen: Die Energiewende ist für die Grünen ein Kernthema. Um sie zum Erfolg zu führen, brauche es einen schnelleren Ausbau der Netze, heißt es im Wahlprogramm. Dabei soll jeder Ausbau "systemdienlich" stattfinden. Vorhandene Netze gelte es optimal auszunutzen und durch intelligente Systeme und Speicher zu ergänzen. Bei allen Planungen sollen die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig beteiligt werden. Gleichzeitig will die Partei die staatlichen Anteile an den vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland erhöhen: Sie sollen in eine Netzgesellschaft in Bundeshand überführt werden.SPD: Die Partei hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland bis 2045 komplett klimaneutral zu machen. Der Strom soll spätestens 2040 vollständig aus erneuerbaren Energiequellen kommen, dafür sollen schnellstmöglich die nötigen Stromleitungen und Verteilnetze gebaut werden. Generell geht die SPD von einem deutlich steigenden Strombedarf in Zukunft aus. Dementsprechend fordert sie mehr Tempo beim Ausbau der Stromnetze – konkret soll der Ausbau dem Bedarf vorausgehen.FDP: Im Wahlprogramm der FDP finden sich keine expliziten Aussagen zum Stromnetzausbau. Die Partei spricht sich generell für ein "ganzheitliches Energiesystem" aus. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, soll es ein regelmäßiges Monitoring nach gesetzlich festgeschriebenen Kriterien geben. Auch wollen die Liberalen die Digitalisierung des Energiesystems vorantreiben, das Energierecht entbürokratisieren und Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfachen. Bürgerinnen und Bürger sollen früh beteiligt und Verfahren transparent gestaltet werden.Die Linke: Die Partei will Strom- und Wärmenetze in die öffentliche Hand überführen und demokratisch kontrollieren. Große Energiekonzerne sollen "entmachtet" werden, heißt es im Wahlprogramm. Generell spricht sich die Linke dafür aus, so schnell wie möglich auf erneuerbare Energien umzusteigen und eine dezentralisierte Energieversorgung voranzubringen. Nötig sei dazu nur ein deutlich geringerer Netzausbau, als aktuell geplant.AfD: Die AfD lehnt die Umstellung auf erneuerbare Energien ab und spricht sich für die weitere Nutzung von Kernkraftwerken sowie von Braun- und Steinkohle aus. Den menschgemachten Klimawandel leugnet die Partei auch in ihrem Wahlprogramm. Sie will das EEG streichen und die Vorrangstellung für Strom aus erneuerbaren Quellen im Netz beenden. Eine konkrete Aussage zum Ausbau der Stromnetze findet sich im Wahlprogramm nicht.
    Quelle: Wahlprogramme/sp

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