Noch fällt Karlheinz Hüttel auf, wenn er mit seinem alten Käfer durch die Uffenheimer Innenstadt fährt. Das Fahrzeug ist ein Hingucker. Der Uffenheimer Arzt kurvt mit einem gut gepflegten VW Käfer, Modell 1200 Export, Baujahr 1955, durch die Gegend. Das ist aber noch nicht alles. So wie es sich für wahre Autonarren gehört, hat Hüttel das alte Nummernschild behalten. UFF-I 323 ist, noch im alten Schriftbild, auf das Schild geprägt. Denn Kennzeichen, deren Anfangsbuchstaben UFF oder OCH auf die Altlandkreise Uffenheim beziehungsweise Ochsenfurt hinweisen, gibt es an Automobilen eher selten. Und wenn, dann steht hinter den Ziffern ein H für Historisch. Am häufigsten sind die nostalgischen Kennzeichen noch an landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen zu finden. Das könnte sich aber bald ändern. Zumindest, wenn es nach dem Willen einer Bürgerbewegung geht, die sich für die Liberalisierung von Kennzeichen einsetzt. Die Initiative stützt sich auf eine Umfrage der Hochschule Heilbronn in bisher 81 deutschen Städten. Die Ergebnisse unterstreichen die alte Liebe zu den Buchstabenkombinationen vor der Gebietsreform 1972. 73 Prozent der Befragten in Kommunen, die ihr Autokennzeichen verloren haben, wünschen sich demnach die alten Kennzeichen zurück.
Dem Uffenheimer Karlheinz Hüttel würde das gefallen – auch, wenn er dann mit seinem UFF vorweg nicht mehr aus der Masse stechen würde. „Das wäre total cool“, jubiliert der heimatverbundene 59-Jährige jetzt schon. Dass er das alte Kennzeichen behalten durfte, ist reine Glückssache. Den Käfer hat er einem Patienten abgekauft. Weil er wusste, dass er bei einer Neuzulassung UFF verlieren würde und dafür NEA bekommt, hat er sich erst einmal mit seinem Patienten arrangiert. So lief das Fahrzeug erst einmal weiter auf den Namen des bisherigen Besitzers weiter. Das ging eine Zeit lang gut. Dann hat er einen netten Brief an den Chef der Zulassungsstelle geschrieben. Und siehe da, Hüttels Schwärmerei für die Heimat und sein Hinweis, dass dies doch eine gute Werbung für das kleine Städtchen Uffenheim sei, hatten Erfolg. Ein paar Tage später rief ihn der Chef der Zulassungsstelle an und genehmigte das Kennzeichen.
Das Kennzeichen als gutes Marketing für die Stadt. Nicht nur der heimatverbundene Uffenheimer Karlheinz Hüttel sieht die alten Schilder als einen guten Werbeträger, auch viele der befragten Bürger sehen dies so. „Das KfZ-Kenneichen ist für viele Städte das wichtigste Symbol für die Marke der Stadt; dieses Symbol kann nach innen und außen mit großer Wahrnehmung wirken und ist zudem für die Städte kostenlos“, hebt Ralf Borchert, Studiendekan der Fakultät für Wirtschaft an der Hochschule Heilbronn, hervor. Seine Studenten begannen im Frühjahr 2010 zusammen mit der „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“ mit der Befragung, unter anderem auch in sieben bayerischen Städten. 68,5 Prozent wünschen sich, dass die Kennzeichen, die mit der Gebietsreform abgeschafft wurden, wieder eingeführt werden. Nur 16,3 Prozent der Befragten wollen das derzeitige Kennzeichen behalten. Auffällig ist, dass besonders junge Leute ihre Sehnsucht nach den alten Ortskennzeichen deutlich äußern.
Über 40 deutsche Städte haben sich seit Beginn des Projekts für das eigene Kennzeichen ausgesprochen, heißt es auf der Internetseite der Hochschule Heilbronn. Walter Schneider, Landrat im Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, hält nichts von dieser Initiative. „Das würde nur verwirren“, sagt er. In seinem Landkreis gibt es noch 375 Fahrzeuge, die mit UFF unterwegs sind. Der größte Teil davon, 344 an der Zahl, sind Ackerschlepper und Zugmaschinen. 102 Fahrzeuge sind noch mit einer alten Scheinfelder Nummer (SEF) unterwegs.
Ähnlich ist die Meinung des Würzburger Landrats Eberhard Nuß. „Bei aller Nostalgie, es macht keinen Sinn, die Uhr zurückzudrehen. Die Gebietsreform für den Landkreis Würzburg fand vor 39 Jahren statt, und die Kfz-Kennzeichen sind seitdem ein Zeichen, dass man sich mit dem Landkreis identifiziert“, so Nuß. Noch 588 Fahrzeuge gibt es, die ein ein altes Ochsenfurter Kennzeichen (OCH) tragen.
Karlheinz Hüttel wirft den Motor seines Käfers an und fährt los. Langsam tuckert er durch die Uffenheimer Innenstadt. Immer wieder winken ihm Leute zu. „Die finden nicht das Auto toll. Die freuen sich, das Kennzeichen zu sehen“, sagt der Mediziner voller Freude und Stolz auf seinen UFF-I 323.