Bäume und Büsche, Spazierwege, Parkbänke und Wasserfontänen: Ein vor Kurzem auf YouTube veröffentlichtes Video präsentierte die Vision eines etwas anderen, umgestalteten Residenzplatzes – ohne große Parkflächen und Autos – und löste einen Diskurs in der Würzburger Bevölkerung aus.
Sowohl in den Kommentaren auf mainpost.de als auch in den Sozialen Medien auf Facebook oder Instagram gab es viele Reaktionen. Mehrheitlich bewerteten die Menschen einen attraktiver gestalteten Residenzplatz als positiv, es gab aber auch kritische Stimmen, die vor allem auf die dann wegfallenden Parkplätze für die Bürger hinwiesen.
Das Video in 3D zu dem attraktiveren Residenzplatz hatte der Künstler und Filmemacher Michael Ehlers verwirklicht. Schließlich sei die Residenz ein Stück Unesco-Weltkulturerbe und "somit auch ein Vorzeigebauwerk unserer Stadt", begründete er seine Motivation einen innerstädtischen Diskurs anzuregen.
"Oberstes Prinzip ist die Wahrung der Authentizität und Integrität des Platzes."
Stellungnahme der Seen- und Schlösserverwaltung zum Sachverhalt Residenzplatz
Eher skeptisch sieht man bei der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung, die für die Liegenschaft verantwortlich ist, die Idee für eine Umgestaltung des Residenzplatzes. In einer Stellungnahme der Schlösserverwaltung heißt es auf Anfrage der Redaktion, dass "die Residenz Würzburg mit Hofgarten und Residenzplatz in seiner jetzigen Gestalt" im Jahr 1981 in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen worden sei. "Oberstes Prinzip ist daher die Wahrung der Authentizität und Integrität des Platzes." Ideen der Neu- oder Umgestaltung stünden hierzu in erkennbarem Widerspruch und "gefährdeten den Status der Residenz als Welterbe der Unesco".
Schon früher eine große Freifläche ohne Begrünung
Und in puncto Parkplatz: Der Residenzplatz in Würzburg sei schon seit den frühen 1950er Jahren als Parkplatz genutzt worden, seit 1991 erfolge die Bewirtschaftung durch die Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG), eine Tochter der Würzburger Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (WVV).
Ergänzend zur Stellungnahme der Schlösserverwaltung, heißt es auf Nachfrage der Redaktion aus dem zuständigen Ministerium für Finanzen und Heimat, dass bei den Betrachtungen der Schlösserverwaltung finanzielle Erwägungen keine Rolle spielten. Zudem weist das Ministerium darauf hin, "dass der Residenzplatz bereits im 18. Jahrhundert als große Freifläche ohne Begrünung gestaltet war".

"Ein Entfall der Parkplätze wäre im Gesamtkontext 'Erreichbarkeit der Innenstadt' zu planen".
Baureferent der Stadt Würzburg, Benjamin Schneider.
Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg äußert sich Baureferent Benjamin Schneider zu einer eventuellen Umgestaltung des Platzes etwas aufgeschlossener: "Die Idee ist nicht neu. Eine Nutzung des Vorplatzes als alternativer öffentlicher Raum ohne ebenerdiges Parken ist wünschenswert. Ein Entfall der Parkplätze wäre im Gesamtkontext 'Erreichbarkeit der Innenstadt' zu planen", sagt er.
Bezüglich der von der WVV betriebenen Parkplätze würde ein Abbau derselben aber "definitiv eine finanzielle Lücke für uns bedeuten, das lässt sich auf jeden Fall sagen", sagt indes Susanna Blum, Pressesprecherin der WVV. Zu genauen Zahlen gebe man aber grundsätzlich keine Auskunft. Nur soviel: Die 428 Stellplätze auf dem Residenzplatz entsprechen circa 11 Prozent der durch die SVG bewirtschafteten Stellplätze in Würzburg. Bei dieser Betrachtung seien das Parkhaus Wöhrl und das Parkhaus Juliusspital nicht enthalten, "da wir hier nicht Betreiber sind", so Blum.
Stadtheimatpfleger und Historiker Steidle: Ein machtvoller Platz
Eine noch etwas andere Sichtweise bringt Dr. Hans Steidle, Würzburger Historiker und ehrenamtlicher Denkmalpfleger der Stadt Würzburg, in die Diskussion mit ein: Ja, die Parkplätze und Autos sollten weg, aber von einer Begrünung oder Umgestaltung des Platzes halte er nicht viel, abgesehen davon, "dass die Residenz mit ihrem Park und dem Vorplatz als ein geschlossenes Ensemble gilt und gestalterisch wahrscheinlich nicht viel möglich wäre".

Durch die Größe und Weite des Residenzplatzes (ohne parkende Autos), so seine Schilderung, "entfaltet sich die Dimension der fürstbischöflichen Residenz erst richtig". Der Platz sei nicht als "Wohlfühlplatz" gedacht, sondern sei vielmehr ein "machtvoller Platz". Früher hätten Paraden und Versammlungen hier stattgefunden, "und heute spielt hier eben Sting".
Abbau des Ehrenhofgitters
Steidle erzählt, dass noch Anfang des 19. Jahrhunderts der Ehrenhof (Anmerkung der Redaktion: Empfangshof im vorderen Bereich des Residenzplatzes) durch ein geschwungenes schmiedeeisernes Gitter des Schmieds und Hofschlossers Johann Georg Oegg vom weiteren Residenzplatz abgegrenzt war. Dieses wurde 1821 entfernt. "Wohl weil König Ludwig I. sagte, er brauche keine Gitter, um sich vor seinen Untertanen zu schützen", so der Historiker. Mit dem Abbau des Ehrenhofgitters sei aber auch die Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südhof verloren gegangen, bedauert Steidle.
Einzig der Frankonia-Brunnen im vorderen Bereich des Platzes kam 1895 als neues Element dazu. Der monumentale Brunnen war ein Geschenk von Bürgern des Kreises Unterfranken und Aschaffenburg anlässlich des 70. Geburtstages von Prinzregent Luitpold von Bayern am 12. März 1891.
Historiker und Stadtheimatpfleger Steidle sagt: "Die Funktion des Platzes hat sich verändert, aber die Wirkung bleibt." Um die volle Wirkung entfalten zu können, müssten die Parkplätze weichen, "eine weitere Umgestaltung aber würde den Charakter des Platzes für die Stadt Würzburg verfälschen".