Er kam Anfang Juni per Schwerlasttransport, wiegt 17 Tonnen, wurde mit einem großen Kran über das Gebäude gehoben und in den Innenhof abgesenkt. Seitdem steht er im Untergeschoss des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI), das auf dem Campus der Würzburger Uniklinik gerade entsteht. Und wer die Baustelle besucht, den Hochsicherheitsraum dort betritt und sich ihm nähert, dem Riesenmagneten, bekommt von Professor Laura M. Schreiber mahnende Worte mit: alles Metallische ablegen, bloß nichts hinein nehmen, was von ihm angezogen werden könnte.
Das Magnetfeld hier ist herausragend groß: eine Stärke von 7 Tesla wird im neuen Magnetresonanztomographen (MRT) erzeugt. Die derzeit gängigen MRTs in der klinischen Praxis haben eine Stärke von 1,5 oder 3 Tesla. Stärkeres Magnetfeld – das bedeutet hellere und kontrastreichere Bilder, bessere Messwerte. Und: „Einen genaueren Blick in den Körper“. Das ist das, worum es Physikerin und DZHI-Geschäftsführerin Laura M. Schreiber geht. 7-Tesla-MRT-Systeme werden an nur wenigen Einrichtungen weltweit von Forschern bislang zum Teil für Untersuchungen am Gehirn oder neurologische Fragen am Patienten eingesetzt. Die Würzburger Forscher wollen mit dem Hochleistungsmagneten das kranke, schwache Herz erforschen.
Eine Herausforderung: „Aus Sicht einer MRT-Physikerin ist das Herz das Organ, das am schwierigsten darzustellen ist“, sagt Schreiber. Tief im Körperinneren ist von vielen unterschiedlichen Geweben umgeben, außerdem ist es immer in Bewegung – das macht die Erforschung und Untersuchung mit MRT-Aufnahmen schwierig.
850 Wissenschaftler tagen
Doch die Erwartungen an die neuartigen Methoden sind groß: Am Donnerstagnachmittag ließen sich Medizinphysiker aus ganz Deutschland an der Uniklinik Würzburg den Neubau des Forschungszentrums und den rund sieben Millionen Euro teuren, von Siemens erstmals gebauten 7-Tesla-Magnetresonanztomographen zeigen. Bis zum Samstag findet in Würzburg, an der Wirkungsstätte Konrad Röntgens, die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) zusammen mit der Deutschen Sektion der internationalen Gesellschaft für Magnetresonanz in der Medizin statt satt. Weit über 850 Wissenschaftler diskutieren hier über Strahlentherapie und medizinische Bildgebung. Und die Führung auf der Baustelle bot Tagungspräsidentin Schreiber selbstverständlich an – denn das Forschungszentrum für Herzinsuffizienz sei in seiner Interdisziplinarität weltweit einzigartig.
In Betrieb ab 2017
Das neue Gebäude soll Anfang 2017 bezogen werden können: Mittelfristig werden hier, so ist die Planung, 240 Wissenschaftler aus Medizin, Naturwissenschaften, Pharmakologie, Psychologie und Sozialwissenschaften die Herzschwäche und ihre Begleiterkrankungen erforschen – und neue Diagnosemöglichkeiten und Therapien für Patienten entwickeln. „Wir haben die weltweit einmalige Situation, dass Spezialisten aus Bildgebung, Kardiologie und Hochleistungsrechnern in einer Einrichtung zusammenarbeiten, um zu verstehen, welche physiologischen Prozesse im Herzen stattfinden und wie sie bei Herzinsuffizienz gestört sind“, sagt Schreiber.
Neue Methoden der Bildgebung
Der 7-Tesla-MR-Tomograph wird dabei eine wichtige Rolle spielen, auch wenn er nicht nur mit enormen Kosten, sondern auch gewaltigem technischen Aufwand verbunden ist: „Wenn wir anfangs einen Patienten untersuchen, werden wir wahrscheinlich nicht sehen, was wir als Bild verwenden wollen“, sagt die Wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHI. „Dafür benötigen wir Physiker, die Methoden entwickeln, gute Bilder zu erstellen.
“ Wenn alles nach Plan läuft, werden Anfang 2017 die erst Testbilder aus dem Raum mit dem gewaltigen Magnetfeld kommen. Und irgendwann soll hier nicht nur geforscht werden: Sobald das Gerät die Zulassung hat, soll es auch Teil des klinischen Betriebs sein.