In der Schule saßen sie in einer Klasse, an der selben Tischgruppe. Burkard Losert (CSU) ist nur elf Tage älter als Harald Schmid (SPD). Nun traten die beiden 57-Jährigen schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen bei einer Bürgermeisterwahl gegeneinander an – und lieferten sich einen Krimi. Nach langem Bangen siegte Burkard Losert – mit 27 Stimmen Vorsprung.
18.30 Uhr in den Gängen des Grumbach-Schloss, das als Rathaus dient. Wer Dutzende bangende Schmid- oder Losert-Anhänger erwartet hätte, wird enttäuscht. Ein paar Mitarbeiter, Wahlhelfer, Gemeinderäte stehen dort herum und warten. Die beiden Kandidaten sucht man im Grumbach-Schloss vergebens. Derweil zählen Helfer im Saal oberhalb der Schloss-Gaststätte fleißig aus. „Harald, Burkard, Burkard, Harald“ – eine Tendenz scheint am frühen Abend nicht erkennbar.
Im Standesamt ein paar Etagen höher laufen die Daten zusammen. Und die schauen nach der Auszählung der direkten Urnenwahl für Harald Schmid positiv aus. 51,81 Prozent gegenüber 48,19 Prozent besagt die Schnellmeldung. Aber es fehlen noch die fünf Briefwahlbezirke. Auch im ersten Wahlgang vor zwei Wochen lag Schmid vorn, ehe der Wille der Briefwähler das letztendliche 50:50 ergab.
18.35 Uhr: Harald Schmid trifft ein. Er freut sich über seinen kleinen Vorsprung – und bang wegen der Briefwahl. Nach zwei ausgezählten Bezirken liegt er laut Schnellmeldung noch acht Stimmen vor. Aber es fehlen noch drei Wahlkreise.
18.44 Uhr: Schmid ist etwas nervös. Sein Vorsprung schmilzt immer weiter 50,23 Prozent zu 49,77 Prozent. „Jetzt dreht es sich“, kommentiert der Kandidat. Nur noch ein Wahlbezirk.
18.47 Uhr: Es scheint zu reichen. laut dieser letzten Schnellmeldung entfallen auf Harald Schmid 50,05 Prozent der Stimmen, auf Burkard Losert 49,95 Prozent. In Stimmen ausgedrückt: 2046 zu 2042.
Kurioser geht es kaum. Jetzt liegt Schmid vier Stimmen vorn. So wie Losert am 16. März, bevor noch mal nachgezählt wurde. Nur die Wahlbeteiligung ist mit 68,18 Prozent um sechs Prozent höher als vor zwei Wochen. Im Wahlteam unken sie, dass es wieder eine Nachzählung gibt.
Doch das bedeutet nicht das Ende. Schnellmeldungen bergen die Gefahr, dass in der Hektik Fehler passieren, Zahlendreher oder ähnliches. Und so lässt Wahlleiter Michael Amon ab 19 Uhr noch einmal genauestens prüfen. Inzwischen trifft Burkard Losert ein, mit etwas düsterem Blick. Er hatte die Schnellmeldung am Laptop gelesen. Bei Schmid melden sich seit einer halben Stunde Gratulanten. Der mag nicht so recht annehmen, wenn überhaupt, dann nur als „vorläufiger Sieger“.
Wie recht er hat. Denn das vorläufige Endergebnis lautet: 50,32 Prozent für Losert, 49,68 für den SPD-Mann. In Stimmen: 2095 zu 2068. Losert gewinnt mit 27 Stimmen Vorsprung.
Schmid ist enttäuscht, will aber nicht nachzählen lassen. Und Losert nimmt seinen Sieg scheinbar gelassen: „Ein Fußballer braucht Ruhe. Das Spiel ist erst aus, wenn der Schiri abpfeift. In der Nachspielzeit kann viel passieren.“ Erst später im Gasthaus Zum Lamm, als seine Anhänger ihn feiern, gibt Losert zu: „Vor fünf Jahren stand ich hinter Oli Kahn. Das war halb so aufregend wie heute.“