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Rimpar: Rimparer Synagoge soll ins Rhöner Freilandmuseum

Rimpar

Rimparer Synagoge soll ins Rhöner Freilandmuseum

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    Noch vor wenigen Jahren waren Giebel und Turm der Synagoge von der Straße aus zu sehen. Heute ist auch diese Ansicht verbaut.
    Noch vor wenigen Jahren waren Giebel und Turm der Synagoge von der Straße aus zu sehen. Heute ist auch diese Ansicht verbaut. Foto: Christian Will

    Die Rimparer Synagoge, ein einmaliges Zeugnis jüdischen Lebens in Franken, soll abgerissen und in dem Museumsdorf Fladungen wiederaufgebaut werden. So zumindest, wenn es nach dem Rimparer Marktgemeinderat geht, der sich vor kurzem einstimmig in einem Beschluss dafür ausgesprochen hat. Die Entscheidung kam überraschend. Ein Kreis von Bürgern, der sich seit längerem für eine Sanierung und Erhaltung des Synagoge einsetzt, wurde dabei übergangen. "Ich war schockiert, als ich das gehört habe", berichtet Sprecherin Hannelore Mintzel, die sich zum Zeitpunkt der Sitzung auf einer Studienreise befunden hat.

    Noch ist nicht entschieden, dass es auch wirklich so weit kommt: Noch im März wollen Experten aus Fladungen gemeinsam mit Vertretern der Behörden die Synagoge besichtigen. Während die Gemeinde sich außer Stande sieht, die im Millionenbereich liegenden Kosten – bei einer möglichen Förderung von maximal nur 60 Prozent, wie Bürgermeister Burkard Losert erklärte– aufzubringen, fordern die Bürger seit längerem die Sanierung und den Erhalt der 1792 errichteten Synagoge. "Wir sollten uns unserer Vergangenheit stellen und sie nicht auf billige Art und Weise entsorgen", erklärt Mintzel, die frühere Rektorin der heutigen Mittelschule.

    "Wir sollten uns unserer Vergangenheit stellen und sie nicht auf billige Art und Weise entsorgen."

    Hannelore Mintzel, frühere Rektorin

    Im Jahr 2008 fand sich ein Kreis zusammen, der 160 Unterschriften sammelte und sich für den Ankauf eines angrenzenden Grundstücks einsetzte. Dies scheiterte jedoch 2010 an der damals prekären und auch heute knapp bemessenen Finanzlage der Gemeinde. Dabei ist der große kulturgeschichtliche Stellenwert der Rimparer Synagoge unumstritten: Schon von der Straße aus sind einige Besonderheiten zu entdecken: Am Giebel befindet sich ein Chuppastein, den es bei einer Hochzeitsfeier mit einem Glas zu treffen galt, rechts daneben ist das Dach des in Franken einmaligen achteckigen Treppenturms zu erkennen, der bei der Erweiterung von 1852 als Zugang zur Frauenempore errichtet wurde. Ins Augenmerk einer größeren Öffentlichkeit rückte die Synagoge 1996, als die bekannte US-amerikanische Bankier-Familie Lehman auf Spurensuche nach ihren familiären Wurzeln Rimpar besuchte.

    Synagoge nur über Scheune zu betreten

    Schwierigkeiten bereitet der Zugang in die Synagoge, die zum Teil bis an die Grundstücksgrenze von Häusern eingebaut ist. Dem war jedoch nicht immer so: Zwar war es 1792 eine Auflage, dass die Synagoge von der Straße abgerückt errichtet werden musste, sie war jedoch noch mindestens bis 1938 über einen Zugang von der Marktstraße aus zu erreichen. Erst in den letzten Jahrzehnten entstanden Neubauten, die zum Teil bis an die Grundstücksgrenzen errichtet wurden. Heute ist sie nur noch über eine Scheune des Eigentümers zu betreten. In den hinteren Teil seines Grundstücks gelangt er nur noch über eine Leiter.

    Zwei Anwesen versperren den Zugang zur Synagoge.
    Zwei Anwesen versperren den Zugang zur Synagoge. Foto: Christian Ammon

    All dies hat dem Gebäude nicht gutgetan. Zwar hat der Eigentümer den Turm neu gedeckt, der eigentliche Gebetsraum ist jedoch nicht mehr zu betreten. Die Decke, die nur noch von einem Hautbalken gehalten wird, droht einzustürzen. Offen liegende Holzstreben wirken marode. Seit Jahren ungenutzt, haben sich Dreck und Spinnweben angesammelt.

    Die Wandmalereien sind stellenweise noch gut erhalten.
    Die Wandmalereien sind stellenweise noch gut erhalten. Foto: Christian Will

    Offensichtlich konnte die Gemeinde Rimpar kürzlich ein augenscheinlich leer stehendes Gebäude an der Marktstraße erwerben. Umso mehr sind die Unterstützer der Synagoge irritiert, dass nun auch noch die Synagoge verschwinden soll: "Ein Zugang, wofür wir so lange gekämpft haben, ist damit doch zum Greifen nahe", stellt Mintzel fest. Nun ließe sich etwa der seit längerem angedachte Förderverein gründen. Wie solle sie ihren aus Deutschland vertriebenen, jüdischen Briefpartner erklären, dass nun die Synagoge, im denen manche noch selber gebetet haben, verschwindet? Vielen Gemeinden in der Gegend sei es gelungen, ihre jüdischen Gebetshäuser zu sanieren, zuletzt in Arnstein: "Warum soll das ausgerechnet bei uns nicht möglich sein?", fragt sie.

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