Rituelle Gewalt? "Viele kennen das nicht", sagt Elisabeth Kirchner. Die psychologische Psychotherapeutin von der Fachberatungsstelle Wildwasser Würzburg, Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen, will hier aufklären. Aufgrund der jüngsten Medienberichte zu einem Vorwurf von rituellem Missbrauch, der sich in der Wickenmayerschen Kinderpflege in Würzburg ereignet haben soll, "wollen wir Stellung beziehen".
Laut Kirchner gebe es keine Einzeltäter. "Organisierte rituelle Gewalt ist die systematische, das heißt gezielte Anwendung schwerer körperlich, psychischer und sexueller Gewalt in destruktiven Gruppierungen." Als Rechtfertigung diene den Täterinnen und Tätern eine Ideologie, zum Beispiel Satanismus. Jedes Jahr listet der Wildwasser-Jahresbericht bis zu sieben Fälle von ritueller Gewalt auf; 2020 waren es fünf, so Geschäftsführerin Antje Sinn.
Neues Projekt soll von Gewalt betroffenen Menschen mehr Hilfe bieten
Sozialpädagogin Janika Schmidt stellte bei der Pressekonferenz am Mittwoch ein seit April laufendes Projekt vor, das auch Menschen, die rituellen Missbrauch erlitten haben, mehr Unterstützung geben soll. Es heißt "Hilfen für Frauen und Mädchen mit komplexen Gewalterfahrungen". Gefördert wird es vom Bundesinnovationsprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen".
Ziel sei, die Versorgungslandschaft zu erweitern und zu vernetzen, so Schmidt. Betroffenen soll der Zugang zu Schutz und Beratung erleichtert werden, Kolleginnen und Kollegen im psychotherapeutischen Bereich sensibilisiert werden. Da der Verein Wildwasser nicht über die Kapazitäten eines Therapiezentrums verfügt, sei die Beratung dort zeitlich begrenzt und werde dem Bedarf der schwer belasteten und komplex traumatisierten Frauen meist nicht gerecht, heißt es. Das soll sich durch das Projekt ändern.