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Rottenbauer: Rottenbauer: Trinitatiskirche erzählt Dorfgeschichte

Rottenbauer

Rottenbauer: Trinitatiskirche erzählt Dorfgeschichte

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    Kleinod im Ortskern von Rottenbauer: die evangelische Trinitatiskirche.
    Kleinod im Ortskern von Rottenbauer: die evangelische Trinitatiskirche. Foto: Thomas Obermeier

    Reichsfreiherr Wolf von Wolfskeel wollte es gerne bequem, sagt eine Legende. Dass er zum Gottesdienst von seinem Schloss in Rottenbauer immer drei Kilometer bis Fuchsstadt laufen musste, habe ihn so geärgert, dass er unweit seines Zuhauses ein Gotteshaus bauen ließ. 1493 wurde die Trinitatiskirche in Rottenbauer geweiht. Seitdem prägt sie den heutigen Stadtteil. Kürzlich erst hat die evangelische Gemeinde mit der neuen Pfarrerin Anna Bamberger das 525-jährige Bestehen der Kirche gefeiert. Parallel dazu hat man die Stadt als Bauträger gebeten, die Renovierung der Außenfassade anzugehen - und entsprechende Mittel im Haushalt bereitzustellen. 

    Pfarrerin Anna Bamberger (links) und Regine Neuhauser-Riess vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Rottenbauer
    Pfarrerin Anna Bamberger (links) und Regine Neuhauser-Riess vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Rottenbauer Foto: Michael Czygan

    1252 wird Rottenbauer als "Castrum Rotenbur" erstmals gesichert urkundlich erwähnt.  1433 ging das Castrum mit dem Schloss Rottenbauer und dem Dorf Fuchsstadt als Lehen an Friedrich von Wolfskeel über. Fast vier Jahrhunderte, bis 1805, bestimmten die Wolfskeels die Geschicke des Ortes. Wolf von Wolfskeel, der Bauherr der Kirche (samt Familiengruft unter dem Altar und einem Kirchhof mit Friedhof) ist ein Enkel von Friedrich. 1581 trat die Familie zum Protestantismus über. Die Bevölkerung Rottenbauers musste dem Religionswechsel folgen. Seitdem werden in der Trinitatiskirche evangelische Gottesdienste gefeiert. Kein anderes Gotteshaus im Dekanat Würzburg ist so lange durchgehend protestantisch wie die Rottenbauerer Kirche, sagt Pfarrerin Bamberger. 

    Streit zwischen den Konfessionen

    1690/91 kehrten die Wolfskeels in Rottenbauer - anders als der Reichenberger Zweig der Familie - zum katholischen Glauben zurück. Allerdings war mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges der Zwang, dass die Untertanen einem Konfessionswechsel ihres Grundherren folgen mussten, abgeschafft. Während die Wolfskeels nun in ihrer Schlosskapelle Gottesdienste feierten und ihre Toten in Eibelstadt begruben, blieb die "normale" Bevölkerung in Rottenbauer evangelisch.

    Dieser Epithaph in der Trinitatiskirche Rottenbauer zeigt Anna Wolfskeelin
    Dieser Epithaph in der Trinitatiskirche Rottenbauer zeigt Anna Wolfskeelin Foto: Karl-Heinz Seidel

    Auf Betreiben der Wolfskeels siedelten sich im Lauf der Jahre aber auch Katholiken in Rottenbauer an. Die Dorfchronik berichtet von "erheblichen Auseinandersetzungen" zwischen den Konfessionen. Für Entspannung sorgte 1790 das "Ausleihen" der Kirchenglocken. Die Glocken der Trinitatiskirche waren gerade zum Umgießen in Würzburg, als der evangelische Pfarrer starb. Da gestatteten die Wolfskeels ein Trauergeläut mit den "katholischen Glocken" am Glockenstuhl ihres Schlosses.

    Mehrere Umbauten

    1805 starb der letzte männliche Nachkomme der Rottenbauerer Wolfskeels.  1818 begann der Bau der katholischen Pfarrkirche St. Josef. 1824 wurde sie geweiht. Seitdem schmücken zwei Gotteshäuser in unmittelbarer Nähe den Ortskern. Die Trinitatiskirche wurde im Lauf der Jahre mehrfach umgebaut. Im Zuge einer umfangreichen Neugestaltung des Innenraums wurden unter anderem der Hochaltar abgebaut und die Kirchenbänke durch Stühle ersetzt. Gut 180 Gläubige haben heute Platz. 

    Die Geschichte der Kirche, die unter Denkmalschutz steht, und ihrer Kunstwerke beschreibt ein anlässlich des 525-jährigen Bestehens erschienener Kirchenführer, der auf Recherchen von Heinrich Schmidt basiert. Der 93-Jährige war der letzte Bürgermeister der bis 1974 eigenständigen Gemeinde Rottenbauer. "Spannend, was Schmidt alles über die Jahre zusammengetragen hat", sagt Regine Neuhauser-Riess vom Kirchenvorstand.

    Gut erhaltene Epitaphe

    Kunstgeschichtliche Highlights der Trinitatiskirche sind neben einem goldenen Kelch aus dem 14. Jahrhundert, der noch heute bei Abendmahlfeiern genutzt wird, vor allem die teilweise sehr gut erhaltenen steinernen Epitaphe: Grabplatten, die an die Mitglieder der Familie Wolfskeel erinnern, die unter der Kirche ihre letzte Ruhestätte fanden. Das älteste Epitaph erinnert an den 1553 gestorbenen Philipp von Wolfskeel, ein Sohn des Kirchenbauers Wolf von Wolfskeel. Daneben in die Kirchenwand eingelassen ist die Grabtafel für die 1565 gestorbene Margarete "Wolfskeelin", die zweite Frau Philipps. Sie zeigt ein Porträt der Frau. Besonders ausdrucksstark auch das Epitaph für die 1556 gestorbene Tochter Philipps, die "edle und tugendsame" Jungfrau Anna Wolfskeelin. 

    Deutlich erkennbar sind die Schäden an der Außenfassade der Trinitatiskirche.
    Deutlich erkennbar sind die Schäden an der Außenfassade der Trinitatiskirche. Foto: Thomas Obermeier

    Derweil hat Anna Bamberger, seit  März als erste Frau Pfarrerin in Rottenbauer, gemeinsam mit dem Kirchenvorstand den Führer an alle Stadtratsfraktionen geschickt. Die Broschüre soll helfen, den Stadtrat zu überzeugen, im Haushalt 2019, der am Donnerstag beraten wird, Geld für eine Renovierung der Außenfassade bereitzustellen. Das Kirchengebäude gebe leider Anlass zu großer Besorgnis, heißt es im Begleitbrief. "Im Putz der Fassade befinden sich tiefe Risse, teilweise sind Putzstücke bereits herausgebrochen und heruntergefallen."  Wenn nicht schnell etwas geschehe, könnten sich die Schäden ausweiten. Laut einem Gutachten des städtischen Hochbauamts sind 135.000 Euro für eine Renovierung des Kleinods notwendig. "Geld, das in Rottenbauer gut angelegt ist", so Bamberger. 

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